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Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873.

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Wie viel Frauen haben wohl eine Ahnung davon,
daß ihr Verhalten während der Schwangerschaft von un-
berechbarem Einfluß auf das neugeborene Kind ist?

Unter guter, geistreicher Pflege der Kinder pflegt man
gemeinhin eine gewisse Dressur zur Artigkeit zu ver-
stehen, zum Gehorchen, zum Stillsitzen, zu anständigen
Lebensformen u. s. w.

Gewissenhaft werden diejenigen Eigenschaften erweckt
und ausgebildet, die der Mutter viel und dem Kinde
wenig nützen.

Eine gute Mutter und Hausfrau pflegt eine zer-
brochene Tasse, eine Vergeßlichkeit, ein beschmutztes Kleid,
ein Strampeln mit den Beinen, ein lebhaftes Hand-
gemenge der Kinder untereinander, gewissenhaft abzu-
prügeln. Auf spitzfindige Untersuchungen nach der Ver-
anlassung dieser Schandthaten läßt sie sich natürlich nicht ein.

Der arme kleine Wilhelm, er hat vielleicht in seine
schwärzlichen Gebilde von Erde, Lehm und Wasser, die
ihn so arg beschmutzten, ein plastisches Genie hinein-
geknetet, und die schlimme Mutter, mit ihrem Prügeln
hat sie möglicherweise einen kleinen Michel Angelo im
Keime erstickt.

Wenn Karlchen in seinen gewaltigen Armen ein paar
Tassen und Töpfe zerdrückte, so geschah es vielleicht aus

Wie viel Frauen haben wohl eine Ahnung davon,
daß ihr Verhalten während der Schwangerschaft von un-
berechbarem Einfluß auf das neugeborene Kind ist?

Unter guter, geistreicher Pflege der Kinder pflegt man
gemeinhin eine gewisse Dressur zur Artigkeit zu ver-
stehen, zum Gehorchen, zum Stillsitzen, zu anständigen
Lebensformen u. s. w.

Gewissenhaft werden diejenigen Eigenschaften erweckt
und ausgebildet, die der Mutter viel und dem Kinde
wenig nützen.

Eine gute Mutter und Hausfrau pflegt eine zer-
brochene Tasse, eine Vergeßlichkeit, ein beschmutztes Kleid,
ein Strampeln mit den Beinen, ein lebhaftes Hand-
gemenge der Kinder untereinander, gewissenhaft abzu-
prügeln. Auf spitzfindige Untersuchungen nach der Ver-
anlassung dieser Schandthaten läßt sie sich natürlich nicht ein.

Der arme kleine Wilhelm, er hat vielleicht in seine
schwärzlichen Gebilde von Erde, Lehm und Wasser, die
ihn so arg beschmutzten, ein plastisches Genie hinein-
geknetet, und die schlimme Mutter, mit ihrem Prügeln
hat sie möglicherweise einen kleinen Michel Angelo im
Keime erstickt.

Wenn Karlchen in seinen gewaltigen Armen ein paar
Tassen und Töpfe zerdrückte, so geschah es vielleicht aus

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[44/0052] Wie viel Frauen haben wohl eine Ahnung davon, daß ihr Verhalten während der Schwangerschaft von un- berechbarem Einfluß auf das neugeborene Kind ist? Unter guter, geistreicher Pflege der Kinder pflegt man gemeinhin eine gewisse Dressur zur Artigkeit zu ver- stehen, zum Gehorchen, zum Stillsitzen, zu anständigen Lebensformen u. s. w. Gewissenhaft werden diejenigen Eigenschaften erweckt und ausgebildet, die der Mutter viel und dem Kinde wenig nützen. Eine gute Mutter und Hausfrau pflegt eine zer- brochene Tasse, eine Vergeßlichkeit, ein beschmutztes Kleid, ein Strampeln mit den Beinen, ein lebhaftes Hand- gemenge der Kinder untereinander, gewissenhaft abzu- prügeln. Auf spitzfindige Untersuchungen nach der Ver- anlassung dieser Schandthaten läßt sie sich natürlich nicht ein. Der arme kleine Wilhelm, er hat vielleicht in seine schwärzlichen Gebilde von Erde, Lehm und Wasser, die ihn so arg beschmutzten, ein plastisches Genie hinein- geknetet, und die schlimme Mutter, mit ihrem Prügeln hat sie möglicherweise einen kleinen Michel Angelo im Keime erstickt. Wenn Karlchen in seinen gewaltigen Armen ein paar Tassen und Töpfe zerdrückte, so geschah es vielleicht aus

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Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/52>, abgerufen am 25.11.2024.