Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

flattern und die, in Folge der vielen Feldzugspläne, die
sie an ihrem Toilettentische zu entwerfen, und der
Schlachten, die sie im Salon zu liefern haben, ihren
Beruf als Hausgöttinnen nur mangelhaft erfüllen können.

Sie raisonnirt, sage ich, wohl auch über diese, aber
nicht sehr. Nicht die Toiletten- und Vergnügungs-
Extravaganzen - nein, die Geistes-Uebergriffe, die Ar-
beitsexcesse, die Blaustrumpf-Theorien erregen ihren Haß
und ihre Verachtung.

Die Nachsicht der Hausfrau gegen die Salon- und
Weltdame ist erklärlich, aus zwei Gründen.

Einmal: Blöde Augen werden stets durch Glanz ge-
blendet. Die Eleganz einer Gerson'schen Robe besticht
selbst die einfachste Hausfrau.

Und zweitens: Jene Damen greifen das Hausfrauen-
thum nicht an, sie denken nicht daran, sich über ihr Ge-
schlecht erheben zu wollen, sie überragen, sie demüthigen
nicht die Hausfrau, im Gegentheil, sie sind ein Beweis
davon, wie wenig eine Frau leisten kann, und dienen
deshalb der Hausfrau zur Folie, während jene - die
Emancipationslustige - sie mag sich hüten! Jn unsern
heiligen Hallen - declamirt Madame Schulz - kocht
man außer Gemüse und Seife auch noch Rache.

Spötteln wir diese Seelen-Hermaphrodite in den
Grund und Boden. Bezweifeln wir nicht nur die Rein-

flattern und die, in Folge der vielen Feldzugspläne, die
sie an ihrem Toilettentische zu entwerfen, und der
Schlachten, die sie im Salon zu liefern haben, ihren
Beruf als Hausgöttinnen nur mangelhaft erfüllen können.

Sie raisonnirt, sage ich, wohl auch über diese, aber
nicht sehr. Nicht die Toiletten- und Vergnügungs-
Extravaganzen – nein, die Geistes-Uebergriffe, die Ar-
beitsexcesse, die Blaustrumpf-Theorien erregen ihren Haß
und ihre Verachtung.

Die Nachsicht der Hausfrau gegen die Salon- und
Weltdame ist erklärlich, aus zwei Gründen.

Einmal: Blöde Augen werden stets durch Glanz ge-
blendet. Die Eleganz einer Gerson'schen Robe besticht
selbst die einfachste Hausfrau.

Und zweitens: Jene Damen greifen das Hausfrauen-
thum nicht an, sie denken nicht daran, sich über ihr Ge-
schlecht erheben zu wollen, sie überragen, sie demüthigen
nicht die Hausfrau, im Gegentheil, sie sind ein Beweis
davon, wie wenig eine Frau leisten kann, und dienen
deshalb der Hausfrau zur Folie, während jene – die
Emancipationslustige – sie mag sich hüten! Jn unsern
heiligen Hallen – declamirt Madame Schulz – kocht
man außer Gemüse und Seife auch noch Rache.

Spötteln wir diese Seelen-Hermaphrodite in den
Grund und Boden. Bezweifeln wir nicht nur die Rein-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0033" n="25"/>
flattern und die, in Folge der vielen Feldzugspläne, die<lb/>
sie an ihrem Toilettentische zu entwerfen, und der<lb/>
Schlachten, die sie im Salon zu liefern haben, ihren<lb/>
Beruf als Hausgöttinnen nur mangelhaft erfüllen können.</p><lb/>
        <p>Sie raisonnirt, sage ich, wohl auch über diese, aber<lb/>
nicht sehr. Nicht die Toiletten- und Vergnügungs-<lb/>
Extravaganzen &#x2013; nein, die Geistes-Uebergriffe, die Ar-<lb/>
beitsexcesse, die Blaustrumpf-Theorien erregen ihren Haß<lb/>
und ihre Verachtung.</p><lb/>
        <p>Die Nachsicht der Hausfrau gegen die Salon- und<lb/>
Weltdame ist erklärlich, aus zwei Gründen.</p><lb/>
        <p>Einmal: Blöde Augen werden stets durch Glanz ge-<lb/>
blendet. Die Eleganz einer Gerson'schen Robe besticht<lb/>
selbst die einfachste Hausfrau.</p><lb/>
        <p>Und zweitens: Jene Damen greifen das Hausfrauen-<lb/>
thum nicht an, sie denken nicht daran, sich über ihr Ge-<lb/>
schlecht erheben zu wollen, sie überragen, sie demüthigen<lb/>
nicht die Hausfrau, im Gegentheil, sie sind ein Beweis<lb/>
davon, wie wenig eine Frau leisten kann, und dienen<lb/>
deshalb der Hausfrau zur Folie, während jene &#x2013; die<lb/>
Emancipationslustige &#x2013; sie mag sich hüten! Jn unsern<lb/>
heiligen Hallen &#x2013; declamirt Madame Schulz &#x2013; kocht<lb/>
man außer Gemüse und Seife auch noch Rache.</p><lb/>
        <p>Spötteln wir diese Seelen-Hermaphrodite in den<lb/>
Grund und Boden. Bezweifeln wir nicht nur die Rein-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[25/0033] flattern und die, in Folge der vielen Feldzugspläne, die sie an ihrem Toilettentische zu entwerfen, und der Schlachten, die sie im Salon zu liefern haben, ihren Beruf als Hausgöttinnen nur mangelhaft erfüllen können. Sie raisonnirt, sage ich, wohl auch über diese, aber nicht sehr. Nicht die Toiletten- und Vergnügungs- Extravaganzen – nein, die Geistes-Uebergriffe, die Ar- beitsexcesse, die Blaustrumpf-Theorien erregen ihren Haß und ihre Verachtung. Die Nachsicht der Hausfrau gegen die Salon- und Weltdame ist erklärlich, aus zwei Gründen. Einmal: Blöde Augen werden stets durch Glanz ge- blendet. Die Eleganz einer Gerson'schen Robe besticht selbst die einfachste Hausfrau. Und zweitens: Jene Damen greifen das Hausfrauen- thum nicht an, sie denken nicht daran, sich über ihr Ge- schlecht erheben zu wollen, sie überragen, sie demüthigen nicht die Hausfrau, im Gegentheil, sie sind ein Beweis davon, wie wenig eine Frau leisten kann, und dienen deshalb der Hausfrau zur Folie, während jene – die Emancipationslustige – sie mag sich hüten! Jn unsern heiligen Hallen – declamirt Madame Schulz – kocht man außer Gemüse und Seife auch noch Rache. Spötteln wir diese Seelen-Hermaphrodite in den Grund und Boden. Bezweifeln wir nicht nur die Rein-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-07-10T17:06:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-07-10T17:06:15Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/33
Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/33>, abgerufen am 27.11.2024.