Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873.Nicht Bescheidenheit, nicht die Erkenntniß von einer Auf die Zahl der uns Zustimmenden kommt es ganz Mögen die Frauen eine Reform fordern oder nicht, Einmal errungen, kommt sie Allen zu Gute. Wo sind die Millionen Katholiken, deren zartes Ge- Nur Wenige, und die Besten jauchzten Luther bei Nicht Bescheidenheit, nicht die Erkenntniß von einer Auf die Zahl der uns Zustimmenden kommt es ganz Mögen die Frauen eine Reform fordern oder nicht, Einmal errungen, kommt sie Allen zu Gute. Wo sind die Millionen Katholiken, deren zartes Ge- Nur Wenige, und die Besten jauchzten Luther bei <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0230" n="222"/> <p>Nicht Bescheidenheit, nicht die Erkenntniß von einer<lb/> unabänderlichen Naturbestimmung hält die Tausende und<lb/> aber Tausende von Frauen von der großen revolutio-<lb/> nären Bewegung zurück, sondern – ordinäre Selbst-<lb/> sucht.</p><lb/> <p>Auf die Zahl der uns Zustimmenden kommt es ganz<lb/> und gar nicht an. Die große Menge denkt niemals<lb/> vorwärts, sondern rückwärts. Das heißt, sie denkt nicht<lb/> aus sich selbst heraus mit den Gedanken der reinen<lb/> Vernunft, sondern mit den Gedanken der Vergangenheit.<lb/> Die bestehenden Verhältnisse bestimmen all ihr Denken.</p><lb/> <p>Mögen die Frauen eine Reform fordern oder nicht,<lb/> sie leiden darum nicht weniger unter den herrschenden<lb/> socialen Mißständen. Sie ahnen nicht, daß der Gift-<lb/> quell, aus dem ihr Siechthum quillt, gehemmt werden<lb/> kann. Sie halten ihr Leiden für ein zufälliges oder<lb/> schicksalvolles, oder machen einzelne Jndividuen dafür<lb/> verantwortlich. Die Wahrheit wird immer nur von<lb/> Wenigen erkannt und erstrebt.</p><lb/> <p>Einmal errungen, kommt sie Allen zu Gute.</p><lb/> <p>Wo sind die Millionen Katholiken, deren zartes Ge-<lb/> wissen von den Zuständen vor der Reformation verletzt<lb/> wurde? Die große Masse fühlte sich jedenfalls bei<lb/> dem landläufigen Sündenschacher sehr comfortable.</p><lb/> <p>Nur Wenige, und die Besten jauchzten Luther bei<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [222/0230]
Nicht Bescheidenheit, nicht die Erkenntniß von einer
unabänderlichen Naturbestimmung hält die Tausende und
aber Tausende von Frauen von der großen revolutio-
nären Bewegung zurück, sondern – ordinäre Selbst-
sucht.
Auf die Zahl der uns Zustimmenden kommt es ganz
und gar nicht an. Die große Menge denkt niemals
vorwärts, sondern rückwärts. Das heißt, sie denkt nicht
aus sich selbst heraus mit den Gedanken der reinen
Vernunft, sondern mit den Gedanken der Vergangenheit.
Die bestehenden Verhältnisse bestimmen all ihr Denken.
Mögen die Frauen eine Reform fordern oder nicht,
sie leiden darum nicht weniger unter den herrschenden
socialen Mißständen. Sie ahnen nicht, daß der Gift-
quell, aus dem ihr Siechthum quillt, gehemmt werden
kann. Sie halten ihr Leiden für ein zufälliges oder
schicksalvolles, oder machen einzelne Jndividuen dafür
verantwortlich. Die Wahrheit wird immer nur von
Wenigen erkannt und erstrebt.
Einmal errungen, kommt sie Allen zu Gute.
Wo sind die Millionen Katholiken, deren zartes Ge-
wissen von den Zuständen vor der Reformation verletzt
wurde? Die große Masse fühlte sich jedenfalls bei
dem landläufigen Sündenschacher sehr comfortable.
Nur Wenige, und die Besten jauchzten Luther bei
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(2017-07-10T17:06:15Z)
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