spiel auf Scenen hin, wie sie bei den letzten Municipal- Wahlen vorgekommen seien, wo betrunkene Männer be- trunkene Frauen zum Wahlhaus schleppten, und er schließt die gräßliche Schilderung mit der pathetischen Ansprache: Er wolle doch einmal fragen, ob irgend ein gegenwärtiger Gentleman seine Frau, Tochter oder Schwester als Zeuge so abscheulicher Scenen zu sehen wünschte.
Betrunkene Frauen existiren bei uns gar nicht, wenigstens habe ich in meinem ganzen Leben noch keine einzige gesehen; wir wollen deshalb an den so scharf- sinnigen Einwand keine weitere Erörterung knüpfen, nur zum Nachdenken möchten wir auffordern darüber, ob nicht die Trunkenheit jener Leute am Ende eher eine Folge ihrer Trunksucht, als der Betheiligung der Frauen an den Municipal-Wahlen gewesen sein mag.
Wenden wir uns zu einem andern formidablen Ein- wand, der mit einem gewaltigen Schwerthieb der ganzen Frage das Haupt zu spalten trachtet.
Er heißt: Durch die Bewilligung des Stimm- rechts werden alle Grundlagen der menschli- chen Gesellschaft untergraben, Gebäudeeinsturz - Untergang - Chaos - Posaunen - jüngstes Gericht.
Wenn man mir nachweist, daß jemals eine um- fassende Reform socialer Zustände sich vollzogen hat,
spiel auf Scenen hin, wie sie bei den letzten Municipal- Wahlen vorgekommen seien, wo betrunkene Männer be- trunkene Frauen zum Wahlhaus schleppten, und er schließt die gräßliche Schilderung mit der pathetischen Ansprache: Er wolle doch einmal fragen, ob irgend ein gegenwärtiger Gentleman seine Frau, Tochter oder Schwester als Zeuge so abscheulicher Scenen zu sehen wünschte.
Betrunkene Frauen existiren bei uns gar nicht, wenigstens habe ich in meinem ganzen Leben noch keine einzige gesehen; wir wollen deshalb an den so scharf- sinnigen Einwand keine weitere Erörterung knüpfen, nur zum Nachdenken möchten wir auffordern darüber, ob nicht die Trunkenheit jener Leute am Ende eher eine Folge ihrer Trunksucht, als der Betheiligung der Frauen an den Municipal-Wahlen gewesen sein mag.
Wenden wir uns zu einem andern formidablen Ein- wand, der mit einem gewaltigen Schwerthieb der ganzen Frage das Haupt zu spalten trachtet.
Er heißt: Durch die Bewilligung des Stimm- rechts werden alle Grundlagen der menschli- chen Gesellschaft untergraben, Gebäudeeinsturz – Untergang – Chaos – Posaunen – jüngstes Gericht.
Wenn man mir nachweist, daß jemals eine um- fassende Reform socialer Zustände sich vollzogen hat,
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spiel auf Scenen hin, wie sie bei den letzten Municipal-
Wahlen vorgekommen seien, wo betrunkene Männer be-
trunkene Frauen zum Wahlhaus schleppten, und er
schließt die gräßliche Schilderung mit der pathetischen
Ansprache: Er wolle doch einmal fragen, ob irgend ein
gegenwärtiger Gentleman seine Frau, Tochter oder
Schwester als Zeuge so abscheulicher Scenen zu sehen
wünschte.
Betrunkene Frauen existiren bei uns gar nicht,
wenigstens habe ich in meinem ganzen Leben noch keine
einzige gesehen; wir wollen deshalb an den so scharf-
sinnigen Einwand keine weitere Erörterung knüpfen, nur
zum Nachdenken möchten wir auffordern darüber, ob
nicht die Trunkenheit jener Leute am Ende eher eine
Folge ihrer Trunksucht, als der Betheiligung der Frauen
an den Municipal-Wahlen gewesen sein mag.
Wenden wir uns zu einem andern formidablen Ein-
wand, der mit einem gewaltigen Schwerthieb der ganzen
Frage das Haupt zu spalten trachtet.
Er heißt: Durch die Bewilligung des Stimm-
rechts werden alle Grundlagen der menschli-
chen Gesellschaft untergraben, Gebäudeeinsturz –
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Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/207>, abgerufen am 16.02.2025.
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