Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

würdigkeit, seinen Charakter irgend welchen wahrnehm-
baren Einfluß äußern, indessen muß man doch zugeben,
daß die Theilnahme am politischen Leben, sobald man
nicht Einzelne, sondern Generationen in Betracht zieht,
nicht ohne Einwirkung auf den Charakter einer Menschen-
klasse bleiben kann.

Ein Negerstamm, der hundert Jahr das Stimmrecht
geübt hat, wird nicht mehr derselbe Negerstamm sein
wie vordem.

Und in der That, wir hoffen zu Gott, daß im Laufe
der Jahrhunderte der Charakter der Frau eine Wandlung
erfahren möge, wir hoffen zu Gott, daß der frivole,
kleinliche, auf Putz, Tand und persönliche Eroberungen
gerichteten Sinn der Frauen edleren Anschauungen, rei-
neren Auffassungen menschlicher Verhältnisse weichen werde.

Die Theilnahme am Staatsleben betrachten wir als
eines der Mittel zu dieser Wandlung.

Sir Honorable fürchtet übrigens, wie aus seinen
weiteren Ausführungen erhellt, nicht sowohl eine Aen-
derung
des weiblichen Charakters als vielmehr eine Ver-
wischung
respektive Austilgung der Geschlechts-
unterschiede
.

Er fürchtet, daß das ganze weibliche Geschlecht auf
dem ungewöhnlichen Wege des Stimmrechts abhanden
kommen möchte.

würdigkeit, seinen Charakter irgend welchen wahrnehm-
baren Einfluß äußern, indessen muß man doch zugeben,
daß die Theilnahme am politischen Leben, sobald man
nicht Einzelne, sondern Generationen in Betracht zieht,
nicht ohne Einwirkung auf den Charakter einer Menschen-
klasse bleiben kann.

Ein Negerstamm, der hundert Jahr das Stimmrecht
geübt hat, wird nicht mehr derselbe Negerstamm sein
wie vordem.

Und in der That, wir hoffen zu Gott, daß im Laufe
der Jahrhunderte der Charakter der Frau eine Wandlung
erfahren möge, wir hoffen zu Gott, daß der frivole,
kleinliche, auf Putz, Tand und persönliche Eroberungen
gerichteten Sinn der Frauen edleren Anschauungen, rei-
neren Auffassungen menschlicher Verhältnisse weichen werde.

Die Theilnahme am Staatsleben betrachten wir als
eines der Mittel zu dieser Wandlung.

Sir Honorable fürchtet übrigens, wie aus seinen
weiteren Ausführungen erhellt, nicht sowohl eine Aen-
derung
des weiblichen Charakters als vielmehr eine Ver-
wischung
respektive Austilgung der Geschlechts-
unterschiede
.

Er fürchtet, daß das ganze weibliche Geschlecht auf
dem ungewöhnlichen Wege des Stimmrechts abhanden
kommen möchte.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0197" n="189"/>
würdigkeit, seinen Charakter irgend welchen wahrnehm-<lb/>
baren Einfluß äußern, indessen muß man doch zugeben,<lb/>
daß die Theilnahme am politischen Leben, sobald man<lb/>
nicht Einzelne, sondern Generationen in Betracht zieht,<lb/>
nicht ohne Einwirkung auf den Charakter einer Menschen-<lb/>
klasse bleiben kann.</p><lb/>
          <p>Ein Negerstamm, der hundert Jahr das Stimmrecht<lb/>
geübt hat, wird nicht mehr derselbe Negerstamm sein<lb/>
wie vordem.</p><lb/>
          <p>Und in der That, wir hoffen zu Gott, daß im Laufe<lb/>
der Jahrhunderte der Charakter der Frau eine Wandlung<lb/>
erfahren möge, wir hoffen zu Gott, daß der frivole,<lb/>
kleinliche, auf Putz, Tand und persönliche Eroberungen<lb/>
gerichteten Sinn der Frauen edleren Anschauungen, rei-<lb/>
neren Auffassungen menschlicher Verhältnisse weichen werde.</p><lb/>
          <p>Die Theilnahme am Staatsleben betrachten wir als<lb/>
eines der Mittel zu dieser Wandlung.</p><lb/>
          <p>Sir Honorable fürchtet übrigens, wie aus seinen<lb/>
weiteren Ausführungen erhellt, nicht sowohl eine <hi rendition="#g">Aen-<lb/>
derung</hi> des weiblichen Charakters als vielmehr eine <hi rendition="#g">Ver-<lb/>
wischung</hi> respektive <hi rendition="#g">Austilgung der Geschlechts-<lb/>
unterschiede</hi>.</p><lb/>
          <p>Er fürchtet, daß das ganze weibliche Geschlecht auf<lb/>
dem ungewöhnlichen Wege des Stimmrechts abhanden<lb/>
kommen möchte.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[189/0197] würdigkeit, seinen Charakter irgend welchen wahrnehm- baren Einfluß äußern, indessen muß man doch zugeben, daß die Theilnahme am politischen Leben, sobald man nicht Einzelne, sondern Generationen in Betracht zieht, nicht ohne Einwirkung auf den Charakter einer Menschen- klasse bleiben kann. Ein Negerstamm, der hundert Jahr das Stimmrecht geübt hat, wird nicht mehr derselbe Negerstamm sein wie vordem. Und in der That, wir hoffen zu Gott, daß im Laufe der Jahrhunderte der Charakter der Frau eine Wandlung erfahren möge, wir hoffen zu Gott, daß der frivole, kleinliche, auf Putz, Tand und persönliche Eroberungen gerichteten Sinn der Frauen edleren Anschauungen, rei- neren Auffassungen menschlicher Verhältnisse weichen werde. Die Theilnahme am Staatsleben betrachten wir als eines der Mittel zu dieser Wandlung. Sir Honorable fürchtet übrigens, wie aus seinen weiteren Ausführungen erhellt, nicht sowohl eine Aen- derung des weiblichen Charakters als vielmehr eine Ver- wischung respektive Austilgung der Geschlechts- unterschiede. Er fürchtet, daß das ganze weibliche Geschlecht auf dem ungewöhnlichen Wege des Stimmrechts abhanden kommen möchte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-07-10T17:06:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-07-10T17:06:15Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/197
Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/197>, abgerufen am 23.11.2024.