Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873.Natur nie die Concession zu einem weiblichen Bismarck, Jch weiß auch, wenn ich in meiner Jugend gewußt Also wir nehmen an, die klügsten Männer sind klü- Die ungeheure Masse beider Geschlechter bewegt sich Wenn wir die Männer über ihresgleichen sprechen Natur nie die Concession zu einem weiblichen Bismarck, Jch weiß auch, wenn ich in meiner Jugend gewußt Also wir nehmen an, die klügsten Männer sind klü- Die ungeheure Masse beider Geschlechter bewegt sich Wenn wir die Männer über ihresgleichen sprechen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0170" n="162"/> Natur nie die Concession zu einem weiblichen Bismarck,<lb/> einem weiblichen Moltke, einem weiblichen Schiller und<lb/> Goethe verleihen werden. (Jch meine freilich, daß Schiller<lb/> mit denselben Gaben, die ihn zu unserm großen Schiller<lb/> gemacht, als Mädchen geboren und mit der in kleinen<lb/> Bürgerfamilien zeit- und landesüblichen Mädchenerziehung<lb/> versehen, es wahrscheinlich nie weiter gebracht hätte, als<lb/> etwa durch ein hübsches Gelegenheitsgedicht oder durch<lb/> verprudelte Handarbeiten den Neid oder die Mißachtung<lb/> seiner Mitschwestern zu erregen. Schiller wäre schon<lb/> nicht Schiller gewesen, wenn er nicht Kant studirt hätte.</p><lb/> <p>Jch weiß auch, wenn ich in meiner Jugend gewußt<lb/> hätte, mich in der Schriftsprache gebildet und rhythmisch<lb/> zu äußern, ich würde all die poetischen Thränen, die ich<lb/> im Mondschein unter Lindenbäumen geweint, all meine<lb/> Himmelsbetrachtungen und Todesahnungen in holde<lb/> Lieder umgesetzt haben, und vielleicht wäre ich heut schon<lb/> photographisch in der Gartenlaube als berühmte Zeitge-<lb/> nossin erschienen.</p><lb/> <p>Also wir nehmen an, die klügsten Männer sind klü-<lb/> ger als die weisesten Frauen. Aber wieviel klügste Män-<lb/> ner giebt es denn überhaupt?</p><lb/> <p>Die ungeheure Masse beider Geschlechter bewegt sich<lb/> in den sanften Wellenlinien der Mittelmäßigkeit.</p><lb/> <p>Wenn wir die Männer über ihresgleichen sprechen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [162/0170]
Natur nie die Concession zu einem weiblichen Bismarck,
einem weiblichen Moltke, einem weiblichen Schiller und
Goethe verleihen werden. (Jch meine freilich, daß Schiller
mit denselben Gaben, die ihn zu unserm großen Schiller
gemacht, als Mädchen geboren und mit der in kleinen
Bürgerfamilien zeit- und landesüblichen Mädchenerziehung
versehen, es wahrscheinlich nie weiter gebracht hätte, als
etwa durch ein hübsches Gelegenheitsgedicht oder durch
verprudelte Handarbeiten den Neid oder die Mißachtung
seiner Mitschwestern zu erregen. Schiller wäre schon
nicht Schiller gewesen, wenn er nicht Kant studirt hätte.
Jch weiß auch, wenn ich in meiner Jugend gewußt
hätte, mich in der Schriftsprache gebildet und rhythmisch
zu äußern, ich würde all die poetischen Thränen, die ich
im Mondschein unter Lindenbäumen geweint, all meine
Himmelsbetrachtungen und Todesahnungen in holde
Lieder umgesetzt haben, und vielleicht wäre ich heut schon
photographisch in der Gartenlaube als berühmte Zeitge-
nossin erschienen.
Also wir nehmen an, die klügsten Männer sind klü-
ger als die weisesten Frauen. Aber wieviel klügste Män-
ner giebt es denn überhaupt?
Die ungeheure Masse beider Geschlechter bewegt sich
in den sanften Wellenlinien der Mittelmäßigkeit.
Wenn wir die Männer über ihresgleichen sprechen
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(2017-07-10T17:06:15Z)
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