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Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873.

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so würden doch bei dem Beruf eines Arbeiters oder
Handwerkers vorzugsweise die mechanischen Kräfte, bei
dem eines Gelehrten die intellektuellen, bei dem Beruf
eines Musikers oder Schriftstellers die intellektuellen und
Gemüthskräfte in Anwendung kommen.

Läßt sich diese Definition auf die Liebe anwenden?

Gewiß nicht. Die Liebe ist nicht planmäßig, sie
setzt kein Können voraus (sie ist lauter Gnade Gottes),
sie hat auch keinen bewußten Zweck. Die Dichter, von
den Poeten erster Qualität bis zu den dürftigsten poeti-
schen Ablegern herunter, singen und sagen es von An-
beginn aller Dichtkunst an, daß der einzige Zweck der
Liebe - die Liebe sei.

Ob nicht allzu viel Liebe eher geeignet ist, die häus-
lichen Verrichtungen zu beeinträchtigen als sie zu fördern?

Ob die sprüchwörtliche Redensart, daß eine verliebte
Köchin die Suppe versalze, eine so ganz zufällige ist?

Wäre die Liebe als solche ein Beruf, so müßten ja
die armen Männer entweder gar nicht lieben, oder zwei
Berufe haben.

Jch kenne Männer, die im Schweiße ihres Angesichts
an der Börse und ihren Comptoirs, oder hinter den
Aktentischen sich berufsmäßig abarbeiten und daneben
die zärtlichsten Gatten und Väter sind.

Jst denn die Liebe wirklich so zeitraubend?

so würden doch bei dem Beruf eines Arbeiters oder
Handwerkers vorzugsweise die mechanischen Kräfte, bei
dem eines Gelehrten die intellektuellen, bei dem Beruf
eines Musikers oder Schriftstellers die intellektuellen und
Gemüthskräfte in Anwendung kommen.

Läßt sich diese Definition auf die Liebe anwenden?

Gewiß nicht. Die Liebe ist nicht planmäßig, sie
setzt kein Können voraus (sie ist lauter Gnade Gottes),
sie hat auch keinen bewußten Zweck. Die Dichter, von
den Poeten erster Qualität bis zu den dürftigsten poeti-
schen Ablegern herunter, singen und sagen es von An-
beginn aller Dichtkunst an, daß der einzige Zweck der
Liebe – die Liebe sei.

Ob nicht allzu viel Liebe eher geeignet ist, die häus-
lichen Verrichtungen zu beeinträchtigen als sie zu fördern?

Ob die sprüchwörtliche Redensart, daß eine verliebte
Köchin die Suppe versalze, eine so ganz zufällige ist?

Wäre die Liebe als solche ein Beruf, so müßten ja
die armen Männer entweder gar nicht lieben, oder zwei
Berufe haben.

Jch kenne Männer, die im Schweiße ihres Angesichts
an der Börse und ihren Comptoirs, oder hinter den
Aktentischen sich berufsmäßig abarbeiten und daneben
die zärtlichsten Gatten und Väter sind.

Jst denn die Liebe wirklich so zeitraubend?

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[146/0154] so würden doch bei dem Beruf eines Arbeiters oder Handwerkers vorzugsweise die mechanischen Kräfte, bei dem eines Gelehrten die intellektuellen, bei dem Beruf eines Musikers oder Schriftstellers die intellektuellen und Gemüthskräfte in Anwendung kommen. Läßt sich diese Definition auf die Liebe anwenden? Gewiß nicht. Die Liebe ist nicht planmäßig, sie setzt kein Können voraus (sie ist lauter Gnade Gottes), sie hat auch keinen bewußten Zweck. Die Dichter, von den Poeten erster Qualität bis zu den dürftigsten poeti- schen Ablegern herunter, singen und sagen es von An- beginn aller Dichtkunst an, daß der einzige Zweck der Liebe – die Liebe sei. Ob nicht allzu viel Liebe eher geeignet ist, die häus- lichen Verrichtungen zu beeinträchtigen als sie zu fördern? Ob die sprüchwörtliche Redensart, daß eine verliebte Köchin die Suppe versalze, eine so ganz zufällige ist? Wäre die Liebe als solche ein Beruf, so müßten ja die armen Männer entweder gar nicht lieben, oder zwei Berufe haben. Jch kenne Männer, die im Schweiße ihres Angesichts an der Börse und ihren Comptoirs, oder hinter den Aktentischen sich berufsmäßig abarbeiten und daneben die zärtlichsten Gatten und Väter sind. Jst denn die Liebe wirklich so zeitraubend?

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Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/154>, abgerufen am 23.11.2024.