Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

Sie spielen. Sie spielen mit der Küche, mit den
Kindern, sie spielen - mit dem Leben.



Als Anhang zu dieser Schrift will ich in Kürze
meine Ansichten über den sogenannten weiblichen Beruf
aussprechen.

Worin soll der weibliche Beruf bestehen?

Jch bitte den Leser um Verzeihung, wenn ihm das
Wort vielleicht schon ebenso sehr widerstehen sollte, wie mir.

Guter Leser, glaube mir, es giebt überhaupt gar
keinen weiblichen Geschlechtsberuf, sondern nur
einen allgemein menschlichen und einen individuellen.

Wie die Natur auf die Stirn des einen Mannes
schrieb: werde Künstler! wie sie im Busen des andern
eine Flamme entzündete, deren Funken als süße Lieder
uns berauschen, wie sie einen Dritten mit unermüdlichem
Forschungsgeist erfüllte, dem Vierten seines Lebens Jn-
halt in die Fäuste legte - gerade so verfuhr in seiner
bodenlosen Unvernunft dieser Racker "Natur" mit den
Frauen.

Zur Einen sprach sie: herrsche! zur Andern: diene!
zur Dritten: denke! zur Vierten: scheure!

Und es sprach die Natur: So Du mir nicht folgst,
so sei verflucht diesseits und jenseits!

Sie spielen. Sie spielen mit der Küche, mit den
Kindern, sie spielen – mit dem Leben.



Als Anhang zu dieser Schrift will ich in Kürze
meine Ansichten über den sogenannten weiblichen Beruf
aussprechen.

Worin soll der weibliche Beruf bestehen?

Jch bitte den Leser um Verzeihung, wenn ihm das
Wort vielleicht schon ebenso sehr widerstehen sollte, wie mir.

Guter Leser, glaube mir, es giebt überhaupt gar
keinen weiblichen Geschlechtsberuf, sondern nur
einen allgemein menschlichen und einen individuellen.

Wie die Natur auf die Stirn des einen Mannes
schrieb: werde Künstler! wie sie im Busen des andern
eine Flamme entzündete, deren Funken als süße Lieder
uns berauschen, wie sie einen Dritten mit unermüdlichem
Forschungsgeist erfüllte, dem Vierten seines Lebens Jn-
halt in die Fäuste legte – gerade so verfuhr in seiner
bodenlosen Unvernunft dieser Racker „Natur‟ mit den
Frauen.

Zur Einen sprach sie: herrsche! zur Andern: diene!
zur Dritten: denke! zur Vierten: scheure!

Und es sprach die Natur: So Du mir nicht folgst,
so sei verflucht diesseits und jenseits!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0150" n="142"/>
          <p>Sie spielen. Sie spielen mit der Küche, mit den<lb/>
Kindern, sie spielen &#x2013; mit dem Leben.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Als Anhang zu dieser Schrift will ich in Kürze<lb/>
meine Ansichten über den sogenannten weiblichen Beruf<lb/>
aussprechen.</p><lb/>
          <p>Worin soll der weibliche Beruf bestehen?</p><lb/>
          <p>Jch bitte den Leser um Verzeihung, wenn ihm das<lb/>
Wort vielleicht schon ebenso sehr widerstehen sollte, wie mir.</p><lb/>
          <p>Guter Leser, glaube mir, es giebt überhaupt gar<lb/>
keinen weiblichen Geschlechtsberuf, sondern nur<lb/>
einen allgemein menschlichen und einen individuellen.</p><lb/>
          <p>Wie die Natur auf die Stirn des einen Mannes<lb/>
schrieb: werde Künstler! wie sie im Busen des andern<lb/>
eine Flamme entzündete, deren Funken als süße Lieder<lb/>
uns berauschen, wie sie einen Dritten mit unermüdlichem<lb/>
Forschungsgeist erfüllte, dem Vierten seines Lebens Jn-<lb/>
halt in die Fäuste legte &#x2013; gerade so verfuhr in seiner<lb/>
bodenlosen Unvernunft dieser Racker &#x201E;Natur&#x201F; mit den<lb/>
Frauen.</p><lb/>
          <p>Zur Einen sprach sie: herrsche! zur Andern: diene!<lb/>
zur Dritten: denke! zur Vierten: scheure!</p><lb/>
          <p>Und es sprach die Natur: So Du mir nicht folgst,<lb/>
so sei verflucht diesseits und jenseits!</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[142/0150] Sie spielen. Sie spielen mit der Küche, mit den Kindern, sie spielen – mit dem Leben. Als Anhang zu dieser Schrift will ich in Kürze meine Ansichten über den sogenannten weiblichen Beruf aussprechen. Worin soll der weibliche Beruf bestehen? Jch bitte den Leser um Verzeihung, wenn ihm das Wort vielleicht schon ebenso sehr widerstehen sollte, wie mir. Guter Leser, glaube mir, es giebt überhaupt gar keinen weiblichen Geschlechtsberuf, sondern nur einen allgemein menschlichen und einen individuellen. Wie die Natur auf die Stirn des einen Mannes schrieb: werde Künstler! wie sie im Busen des andern eine Flamme entzündete, deren Funken als süße Lieder uns berauschen, wie sie einen Dritten mit unermüdlichem Forschungsgeist erfüllte, dem Vierten seines Lebens Jn- halt in die Fäuste legte – gerade so verfuhr in seiner bodenlosen Unvernunft dieser Racker „Natur‟ mit den Frauen. Zur Einen sprach sie: herrsche! zur Andern: diene! zur Dritten: denke! zur Vierten: scheure! Und es sprach die Natur: So Du mir nicht folgst, so sei verflucht diesseits und jenseits!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-07-10T17:06:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-07-10T17:06:15Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/150
Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/150>, abgerufen am 25.11.2024.