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Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873.

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Torf- und Kohlenfeuer, an dem so appetitlich ihr Haus-
frauenruhm mit dem Braten gar wird.

Freilich, einen Uebelstand, einen sehr betrübsamen,
als Consequenz dieser öffentlichen Küchen, darf ich hier
nicht verschweigen.

Der arme Hausherr, er müßte einen gewissen Par-
füm, der an langen Vormittagen seine Nase so lieblich
afficirte, fortan entbehren, jenen süßen Duft, meine ich,
von Kohl und Rüben, der ihm alle fünf Minuten den
Schrei erpreßt: Thüre zu! Fenster auf!

Nicht mehr würde er hören das Gezeter seiner Gattin
über der Köchin Frevelthaten, nicht mehr würde sein
Auge erfreuen die rahmige Karline.

Und Madame, die entthronte Köchin?

Trostlos schweift ihr Blick über die dürftige Speise-
kammer, die ausgebrannte Stätte ihrer Triumphe. Noch
eine Hoffnung hält sie aufrecht, sie eilt zum Waschkeller.
Der Waschkeller ist nicht mehr. Keine Waschfrau schlürft
mehr in ihren Holzpantöffelchen über die dröhnenden
Corridore. Der niedliche kleine Familienwaschkeller ist
geschlossen für immer. Große Waschhäuser mit com-
plicirten Maschinen haben ihn umgebracht, und der
Hauswirth verwerthet jetzt seinen Waschkellerraum in
anderer Weise.

Torf- und Kohlenfeuer, an dem so appetitlich ihr Haus-
frauenruhm mit dem Braten gar wird.

Freilich, einen Uebelstand, einen sehr betrübsamen,
als Consequenz dieser öffentlichen Küchen, darf ich hier
nicht verschweigen.

Der arme Hausherr, er müßte einen gewissen Par-
füm, der an langen Vormittagen seine Nase so lieblich
afficirte, fortan entbehren, jenen süßen Duft, meine ich,
von Kohl und Rüben, der ihm alle fünf Minuten den
Schrei erpreßt: Thüre zu! Fenster auf!

Nicht mehr würde er hören das Gezeter seiner Gattin
über der Köchin Frevelthaten, nicht mehr würde sein
Auge erfreuen die rahmige Karline.

Und Madame, die entthronte Köchin?

Trostlos schweift ihr Blick über die dürftige Speise-
kammer, die ausgebrannte Stätte ihrer Triumphe. Noch
eine Hoffnung hält sie aufrecht, sie eilt zum Waschkeller.
Der Waschkeller ist nicht mehr. Keine Waschfrau schlürft
mehr in ihren Holzpantöffelchen über die dröhnenden
Corridore. Der niedliche kleine Familienwaschkeller ist
geschlossen für immer. Große Waschhäuser mit com-
plicirten Maschinen haben ihn umgebracht, und der
Hauswirth verwerthet jetzt seinen Waschkellerraum in
anderer Weise.

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[140/0148] Torf- und Kohlenfeuer, an dem so appetitlich ihr Haus- frauenruhm mit dem Braten gar wird. Freilich, einen Uebelstand, einen sehr betrübsamen, als Consequenz dieser öffentlichen Küchen, darf ich hier nicht verschweigen. Der arme Hausherr, er müßte einen gewissen Par- füm, der an langen Vormittagen seine Nase so lieblich afficirte, fortan entbehren, jenen süßen Duft, meine ich, von Kohl und Rüben, der ihm alle fünf Minuten den Schrei erpreßt: Thüre zu! Fenster auf! Nicht mehr würde er hören das Gezeter seiner Gattin über der Köchin Frevelthaten, nicht mehr würde sein Auge erfreuen die rahmige Karline. Und Madame, die entthronte Köchin? Trostlos schweift ihr Blick über die dürftige Speise- kammer, die ausgebrannte Stätte ihrer Triumphe. Noch eine Hoffnung hält sie aufrecht, sie eilt zum Waschkeller. Der Waschkeller ist nicht mehr. Keine Waschfrau schlürft mehr in ihren Holzpantöffelchen über die dröhnenden Corridore. Der niedliche kleine Familienwaschkeller ist geschlossen für immer. Große Waschhäuser mit com- plicirten Maschinen haben ihn umgebracht, und der Hauswirth verwerthet jetzt seinen Waschkellerraum in anderer Weise.

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Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/148>, abgerufen am 23.11.2024.