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Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873.

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ab, die die Hausfrau auf Führung derselben verwendet,
sondern von dem Verstand und dem Charakter, mit
dem sie geleitet wird.

Die für jede Hausfrau unentbehrliche Arbeit (für
jede, die sich nicht eine Wirthschafterin hält, was bei
sehr einträglicher Berufsarbeit durchaus zulässig wäre),
kostet ein Minimum von Zeit.

Das Rechnen des Wirthschaftsbuches, wenn es täg-
lich geschieht, das Zählen und Fortlegen der Wäsche,
wenn die Wäsche stets geordnet ist, das Bestimmen des
Mittagbrotes, das Alles nimmt nur Minuten in Anspruch.

Zeitraubende Anweisungen für die Dienstboten finden
in normalen Haushaltungen nur in den ersten Tagen
nach dem Zuzug statt.

Das Behandeln der Dienstboten aber, das Erziehen
der Kinder (wenn letzteres nicht als pädagogische Kunst
betrieben wird) kostet gar keine Zeit; es ist eben ein un-
mittelbarer Ausfluß des eigenen Charakters. Jch er-
ziehe und leite nicht Vormittags oder Nachmittags ein
paar Stunden, sondern unwillkürlich durch jedes meiner
Worte, durch jede meiner Handlungen und Mienen.

Auf außergewöhnliche Verhältnisse (eine Familie
z. B., die mit acht bis zwölf kleinen Kindern gesegnet
ist), können meine Ausführungen natürlich nur eine sehr
beschränkte Anwendung finden.

ab, die die Hausfrau auf Führung derselben verwendet,
sondern von dem Verstand und dem Charakter, mit
dem sie geleitet wird.

Die für jede Hausfrau unentbehrliche Arbeit (für
jede, die sich nicht eine Wirthschafterin hält, was bei
sehr einträglicher Berufsarbeit durchaus zulässig wäre),
kostet ein Minimum von Zeit.

Das Rechnen des Wirthschaftsbuches, wenn es täg-
lich geschieht, das Zählen und Fortlegen der Wäsche,
wenn die Wäsche stets geordnet ist, das Bestimmen des
Mittagbrotes, das Alles nimmt nur Minuten in Anspruch.

Zeitraubende Anweisungen für die Dienstboten finden
in normalen Haushaltungen nur in den ersten Tagen
nach dem Zuzug statt.

Das Behandeln der Dienstboten aber, das Erziehen
der Kinder (wenn letzteres nicht als pädagogische Kunst
betrieben wird) kostet gar keine Zeit; es ist eben ein un-
mittelbarer Ausfluß des eigenen Charakters. Jch er-
ziehe und leite nicht Vormittags oder Nachmittags ein
paar Stunden, sondern unwillkürlich durch jedes meiner
Worte, durch jede meiner Handlungen und Mienen.

Auf außergewöhnliche Verhältnisse (eine Familie
z. B., die mit acht bis zwölf kleinen Kindern gesegnet
ist), können meine Ausführungen natürlich nur eine sehr
beschränkte Anwendung finden.

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[135/0143] ab, die die Hausfrau auf Führung derselben verwendet, sondern von dem Verstand und dem Charakter, mit dem sie geleitet wird. Die für jede Hausfrau unentbehrliche Arbeit (für jede, die sich nicht eine Wirthschafterin hält, was bei sehr einträglicher Berufsarbeit durchaus zulässig wäre), kostet ein Minimum von Zeit. Das Rechnen des Wirthschaftsbuches, wenn es täg- lich geschieht, das Zählen und Fortlegen der Wäsche, wenn die Wäsche stets geordnet ist, das Bestimmen des Mittagbrotes, das Alles nimmt nur Minuten in Anspruch. Zeitraubende Anweisungen für die Dienstboten finden in normalen Haushaltungen nur in den ersten Tagen nach dem Zuzug statt. Das Behandeln der Dienstboten aber, das Erziehen der Kinder (wenn letzteres nicht als pädagogische Kunst betrieben wird) kostet gar keine Zeit; es ist eben ein un- mittelbarer Ausfluß des eigenen Charakters. Jch er- ziehe und leite nicht Vormittags oder Nachmittags ein paar Stunden, sondern unwillkürlich durch jedes meiner Worte, durch jede meiner Handlungen und Mienen. Auf außergewöhnliche Verhältnisse (eine Familie z. B., die mit acht bis zwölf kleinen Kindern gesegnet ist), können meine Ausführungen natürlich nur eine sehr beschränkte Anwendung finden.

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Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/143>, abgerufen am 22.11.2024.