Jch will ein Geheimniß verrathen: Die Frauen, denken Sie meine Herren, ich schwöre Jhnen, es ist wahr, die Frauen haben einen eigenen Gaumen, ver- mittelst dessen ihnen ein saftiges Beefsteak besser schmeckt als altes Kuhfleisch, sie haben einen selbständigen Ge- ruchssinn, der sie in den Stand setzt, das Parfüm des Eau de Cologne von dem Mißduft des Schmutzes zu unterscheiden, und es ist nicht unwahrscheinlich, daß sie auf den Einfall gerathen könnten, um ihrer selbst willen gut zu kochen, auch wenn die Männer gar nicht existirten.
Es thut mir leid, meine Herren, daß ich Jhnen mit dieser Eröffnung die Jllusion rauben muß, daß die Frauen sich blos um Jhretwillen reinlich betragen, schmackhaft kochen und auf Verfolgung des Ungeziefers halten.
Jm Wesentlichen habe ich gegen das Berufsleben der Frau von Dumm und Klug, von Jung und Alt stets dieselben zwei Einwände gehört, sie heißen: die Küche und das Gefühl. Die Küche, die die Hausfrau er- heischen soll, wie die Bouillon das Rind, und das Ge- fühl, das sich gegen die Aenderung der jetzigen Sitten sträube.
Der Einwand der Küche läßt sich mit wenigen Worten abthun (ganz abgesehen davon, daß die Hausfrau, wie
Jch will ein Geheimniß verrathen: Die Frauen, denken Sie meine Herren, ich schwöre Jhnen, es ist wahr, die Frauen haben einen eigenen Gaumen, ver- mittelst dessen ihnen ein saftiges Beefsteak besser schmeckt als altes Kuhfleisch, sie haben einen selbständigen Ge- ruchssinn, der sie in den Stand setzt, das Parfüm des Eau de Cologne von dem Mißduft des Schmutzes zu unterscheiden, und es ist nicht unwahrscheinlich, daß sie auf den Einfall gerathen könnten, um ihrer selbst willen gut zu kochen, auch wenn die Männer gar nicht existirten.
Es thut mir leid, meine Herren, daß ich Jhnen mit dieser Eröffnung die Jllusion rauben muß, daß die Frauen sich blos um Jhretwillen reinlich betragen, schmackhaft kochen und auf Verfolgung des Ungeziefers halten.
Jm Wesentlichen habe ich gegen das Berufsleben der Frau von Dumm und Klug, von Jung und Alt stets dieselben zwei Einwände gehört, sie heißen: die Küche und das Gefühl. Die Küche, die die Hausfrau er- heischen soll, wie die Bouillon das Rind, und das Ge- fühl, das sich gegen die Aenderung der jetzigen Sitten sträube.
Der Einwand der Küche läßt sich mit wenigen Worten abthun (ganz abgesehen davon, daß die Hausfrau, wie
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0138"n="130"/><p>Jch will ein Geheimniß verrathen: Die Frauen,<lb/>
denken Sie meine Herren, ich schwöre Jhnen, es ist<lb/>
wahr, die Frauen haben einen eigenen Gaumen, ver-<lb/>
mittelst dessen ihnen ein saftiges Beefsteak besser schmeckt<lb/>
als altes Kuhfleisch, sie haben einen selbständigen Ge-<lb/>
ruchssinn, der sie in den Stand setzt, das Parfüm des<lb/>
Eau de Cologne von dem Mißduft des Schmutzes zu<lb/>
unterscheiden, und es ist nicht unwahrscheinlich, daß sie<lb/>
auf den Einfall gerathen könnten, um ihrer selbst willen<lb/>
gut zu kochen, auch wenn die Männer gar nicht existirten.</p><lb/><p>Es thut mir leid, meine Herren, daß ich Jhnen mit<lb/>
dieser Eröffnung die Jllusion rauben muß, daß die<lb/>
Frauen sich blos um Jhretwillen reinlich betragen,<lb/>
schmackhaft kochen und auf Verfolgung des Ungeziefers<lb/>
halten.</p><lb/><p>Jm Wesentlichen habe ich gegen das Berufsleben der<lb/>
Frau von Dumm und Klug, von Jung und Alt stets<lb/>
dieselben zwei Einwände gehört, sie heißen: die <hirendition="#g">Küche</hi><lb/>
und das <hirendition="#g">Gefühl</hi>. Die Küche, die die Hausfrau er-<lb/>
heischen soll, wie die Bouillon das Rind, und das Ge-<lb/>
fühl, das sich gegen die Aenderung der jetzigen Sitten<lb/>
sträube.</p><lb/><p>Der Einwand der Küche läßt sich mit wenigen Worten<lb/>
abthun (ganz abgesehen davon, daß die Hausfrau, wie<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[130/0138]
Jch will ein Geheimniß verrathen: Die Frauen,
denken Sie meine Herren, ich schwöre Jhnen, es ist
wahr, die Frauen haben einen eigenen Gaumen, ver-
mittelst dessen ihnen ein saftiges Beefsteak besser schmeckt
als altes Kuhfleisch, sie haben einen selbständigen Ge-
ruchssinn, der sie in den Stand setzt, das Parfüm des
Eau de Cologne von dem Mißduft des Schmutzes zu
unterscheiden, und es ist nicht unwahrscheinlich, daß sie
auf den Einfall gerathen könnten, um ihrer selbst willen
gut zu kochen, auch wenn die Männer gar nicht existirten.
Es thut mir leid, meine Herren, daß ich Jhnen mit
dieser Eröffnung die Jllusion rauben muß, daß die
Frauen sich blos um Jhretwillen reinlich betragen,
schmackhaft kochen und auf Verfolgung des Ungeziefers
halten.
Jm Wesentlichen habe ich gegen das Berufsleben der
Frau von Dumm und Klug, von Jung und Alt stets
dieselben zwei Einwände gehört, sie heißen: die Küche
und das Gefühl. Die Küche, die die Hausfrau er-
heischen soll, wie die Bouillon das Rind, und das Ge-
fühl, das sich gegen die Aenderung der jetzigen Sitten
sträube.
Der Einwand der Küche läßt sich mit wenigen Worten
abthun (ganz abgesehen davon, daß die Hausfrau, wie
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-07-10T17:06:15Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-07-10T17:06:15Z)
Weitere Informationen:
Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: keine Angabe;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): als s transkribiert;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: wie Vorlage;
u/v bzw. U/V: keine Angabe;
Vokale mit übergest. e: keine Angabe;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/138>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.