fanatische Anfeindung umgewandelt oder ausgelöscht worden.
Zweierlei Art sind die Waffen, mit denen die Alten gegen die Neuen zu kämpfen pflegen. Sie heißen Lächer- lichkeit und der Vorwurf der Unsittlichkeit.
Gemeiniglich wendet man beide Waffen zugleich an. Prallt der eine Pfeil von einem Dickfelligen ab, so haftet vielleicht der andere.
Die feige Furcht vor der Lächerlichkeit, das ist das Gorgonenhaupt, vor dem der Gedanke im Hirn, das Wort auf der Zunge erstarrt.
Zagende Seelen, bedenkt, was hat man nicht lächer- lich gemacht!
Wie viel große Erfindungen, wie viel weltumfassende Gedanken sind zu Tage getreten, deren Urheber nicht hätten Spießruthen laufen müssen durch die Reihen lachen- der Nationen, und oft verstummte das Gelächter erst, nachdem die Pforten des Jrrenhauses sich hinter dem Verlachten geschlossen.
Franz I. mußte seinen Hofleuten verbieten, den Ariost zu verhöhnen, die Abolitionisten wurden im Anfang der Bewegung mit Hohn und Spott überschüttet. Erst heute las ich in der Zeitung einen Nekrolog Daniel Morse's, des Erfinders der zaubersprachkundigen Telegraphie. Jch las von dem Gelächter, den tollen Scherzen, die sich der
1*
fanatische Anfeindung umgewandelt oder ausgelöscht worden.
Zweierlei Art sind die Waffen, mit denen die Alten gegen die Neuen zu kämpfen pflegen. Sie heißen Lächer- lichkeit und der Vorwurf der Unsittlichkeit.
Gemeiniglich wendet man beide Waffen zugleich an. Prallt der eine Pfeil von einem Dickfelligen ab, so haftet vielleicht der andere.
Die feige Furcht vor der Lächerlichkeit, das ist das Gorgonenhaupt, vor dem der Gedanke im Hirn, das Wort auf der Zunge erstarrt.
Zagende Seelen, bedenkt, was hat man nicht lächer- lich gemacht!
Wie viel große Erfindungen, wie viel weltumfassende Gedanken sind zu Tage getreten, deren Urheber nicht hätten Spießruthen laufen müssen durch die Reihen lachen- der Nationen, und oft verstummte das Gelächter erst, nachdem die Pforten des Jrrenhauses sich hinter dem Verlachten geschlossen.
Franz I. mußte seinen Hofleuten verbieten, den Ariost zu verhöhnen, die Abolitionisten wurden im Anfang der Bewegung mit Hohn und Spott überschüttet. Erst heute las ich in der Zeitung einen Nekrolog Daniel Morse's, des Erfinders der zaubersprachkundigen Telegraphie. Jch las von dem Gelächter, den tollen Scherzen, die sich der
1*
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0011"n="3"/>
fanatische Anfeindung umgewandelt oder ausgelöscht<lb/>
worden.</p><lb/><p>Zweierlei Art sind die Waffen, mit denen die Alten<lb/>
gegen die Neuen zu kämpfen pflegen. Sie heißen <hirendition="#g">Lächer-<lb/>
lichkeit</hi> und der <hirendition="#g">Vorwurf der Unsittlichkeit</hi>.</p><lb/><p>Gemeiniglich wendet man beide Waffen zugleich an.<lb/>
Prallt der eine Pfeil von einem Dickfelligen ab, so haftet<lb/>
vielleicht der andere.</p><lb/><p>Die feige Furcht vor der Lächerlichkeit, das ist das<lb/>
Gorgonenhaupt, vor dem der Gedanke im Hirn, das<lb/>
Wort auf der Zunge erstarrt.</p><lb/><p>Zagende Seelen, bedenkt, was hat man nicht lächer-<lb/>
lich gemacht!</p><lb/><p>Wie viel große Erfindungen, wie viel weltumfassende<lb/>
Gedanken sind zu Tage getreten, deren Urheber nicht<lb/>
hätten Spießruthen laufen müssen durch die Reihen lachen-<lb/>
der Nationen, und oft verstummte das Gelächter erst,<lb/>
nachdem die Pforten des Jrrenhauses sich hinter dem<lb/>
Verlachten geschlossen.</p><lb/><p>Franz <hirendition="#aq">I.</hi> mußte seinen Hofleuten verbieten, den Ariost<lb/>
zu verhöhnen, die Abolitionisten wurden im Anfang der<lb/>
Bewegung mit Hohn und Spott überschüttet. Erst heute<lb/>
las ich in der Zeitung einen Nekrolog Daniel Morse's,<lb/>
des Erfinders der zaubersprachkundigen Telegraphie. Jch<lb/>
las von dem Gelächter, den tollen Scherzen, die sich der<lb/><fwplace="bottom"type="sig">1*</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[3/0011]
fanatische Anfeindung umgewandelt oder ausgelöscht
worden.
Zweierlei Art sind die Waffen, mit denen die Alten
gegen die Neuen zu kämpfen pflegen. Sie heißen Lächer-
lichkeit und der Vorwurf der Unsittlichkeit.
Gemeiniglich wendet man beide Waffen zugleich an.
Prallt der eine Pfeil von einem Dickfelligen ab, so haftet
vielleicht der andere.
Die feige Furcht vor der Lächerlichkeit, das ist das
Gorgonenhaupt, vor dem der Gedanke im Hirn, das
Wort auf der Zunge erstarrt.
Zagende Seelen, bedenkt, was hat man nicht lächer-
lich gemacht!
Wie viel große Erfindungen, wie viel weltumfassende
Gedanken sind zu Tage getreten, deren Urheber nicht
hätten Spießruthen laufen müssen durch die Reihen lachen-
der Nationen, und oft verstummte das Gelächter erst,
nachdem die Pforten des Jrrenhauses sich hinter dem
Verlachten geschlossen.
Franz I. mußte seinen Hofleuten verbieten, den Ariost
zu verhöhnen, die Abolitionisten wurden im Anfang der
Bewegung mit Hohn und Spott überschüttet. Erst heute
las ich in der Zeitung einen Nekrolog Daniel Morse's,
des Erfinders der zaubersprachkundigen Telegraphie. Jch
las von dem Gelächter, den tollen Scherzen, die sich der
1*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-07-10T17:06:15Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-07-10T17:06:15Z)
Weitere Informationen:
Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: keine Angabe;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): als s transkribiert;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: wie Vorlage;
u/v bzw. U/V: keine Angabe;
Vokale mit übergest. e: keine Angabe;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/11>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.