Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht. Berlin, 1876.Was scheltet Jhr jene Mädchen, die an nichts Haben sie nicht recht? Bieten nicht in der That Was schüttelt Jhr die Köpfe über jene Bos- Wie kommt Jhr dazu, von ihnen liebliche Ge- Jhr zuckt mitleidig die Achseln über jene allzu- Was scheltet Jhr jene Mädchen, die an nichts Haben sie nicht recht? Bieten nicht in der That Was schüttelt Jhr die Köpfe über jene Bos- Wie kommt Jhr dazu, von ihnen liebliche Ge- Jhr zuckt mitleidig die Achseln über jene allzu- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0060" n="52"/> <p>Was scheltet Jhr jene Mädchen, die an nichts<lb/> Freude haben, als an Bällen, Festen, Putz und<lb/> Theater?</p><lb/> <p>Haben sie nicht recht? Bieten nicht in der That<lb/> Tanz, Theater und die Toilettenfrage immer noch mehr<lb/> Anregung für Geist, Herz und Phantasie als Clavier-<lb/> klimpern, Staub wischen, Tapisserie sticken, Wasser auf<lb/> Thee gießen und die Ueberwachung des Schlüsselkörb-<lb/> chens? Denn das sind die Beschäftigungen, die jungen<lb/> Mädchen aus wohlhabenden Familien zufallen.</p><lb/> <p>Was schüttelt Jhr die Köpfe über jene Bos-<lb/> heit destillirenden, Ränke spinnenden, bissigen alten<lb/> Jungfern?</p><lb/> <p>Wie kommt Jhr dazu, von ihnen liebliche Ge-<lb/> fühle, zärtliches Wohlwollen und lächelnde Gesichter zu<lb/> verlangen, für eine Gesellschaft, die sie schuldlos zu<lb/> einem unfruchtbaren Elend verdammt, zum Sterben im<lb/> Leben!</p><lb/> <p>Jhr zuckt mitleidig die Achseln über jene allzu-<lb/> gefühlvollen jungen Frauen, die über den Tod ihres<lb/> kleinen Kindes sich in jahrelanger Trübsal verzehren?<lb/> Was können sie anders thun? Zucht der Gedanken und<lb/> Empfindungen hat die Erziehung ihnen vorenthalten<lb/> und die Gesellschaft hält sie von denjenigen Thätig-<lb/>   </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [52/0060]
Was scheltet Jhr jene Mädchen, die an nichts
Freude haben, als an Bällen, Festen, Putz und
Theater?
Haben sie nicht recht? Bieten nicht in der That
Tanz, Theater und die Toilettenfrage immer noch mehr
Anregung für Geist, Herz und Phantasie als Clavier-
klimpern, Staub wischen, Tapisserie sticken, Wasser auf
Thee gießen und die Ueberwachung des Schlüsselkörb-
chens? Denn das sind die Beschäftigungen, die jungen
Mädchen aus wohlhabenden Familien zufallen.
Was schüttelt Jhr die Köpfe über jene Bos-
heit destillirenden, Ränke spinnenden, bissigen alten
Jungfern?
Wie kommt Jhr dazu, von ihnen liebliche Ge-
fühle, zärtliches Wohlwollen und lächelnde Gesichter zu
verlangen, für eine Gesellschaft, die sie schuldlos zu
einem unfruchtbaren Elend verdammt, zum Sterben im
Leben!
Jhr zuckt mitleidig die Achseln über jene allzu-
gefühlvollen jungen Frauen, die über den Tod ihres
kleinen Kindes sich in jahrelanger Trübsal verzehren?
Was können sie anders thun? Zucht der Gedanken und
Empfindungen hat die Erziehung ihnen vorenthalten
und die Gesellschaft hält sie von denjenigen Thätig-
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(2017-04-07T16:13:32Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-04-07T16:13:32Z)
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