Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht. Berlin, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

für mich, es würde sonst am Ende Niemand merken,
wie produktiv, originell und logisch denkkräftig ich bin."

Ehrlich und wirklich sind den Männern diejenigen
Frauen zuwider, die an Geistes- oder Charaktergröße
laboriren. Sie halten diese Größe nämlich für ein
Plagiat an sich selber.

Gern aber überlassen sie dem weiblichen Ge-
schlecht alle diejenigen Tugenden, von denen sie sich
keinen Profit versprechen, Sanftmuth, Passivität,
Furchtsamkeit, Schüchternheit, Keuschheit, größere mo-
ralische Vortrefflichkeit, Naivetät u.s.w., aber alle
Eigenschaften, die ihrem eigenen Fortkommen im Leben
förderlich sind, behalten sie für sich.

Sie sehen sich wie Schauspieler auf der Bühne
des Lebens stehen, und der Director, der liebe Gott,
hat sie für das Heldenfach engagirt, für das That-
kräftige, für das Dämonische, Gewaltige und Stark-
geistige - den Frauen aber sind die naiven und
sentimentalen Fächer zugefallen. Und nun wollen diese
Weiber contraktbrüchig ihnen ihre Rollen und ihre
Gage verkürzen. Pfeift sie aus, diese Närrinnen,
herunter mit ihnen von der Bühne!

d. Eine weitere Erklärung und Entschul-
digung zugleich für den Widerspruch der
Männer zwischen ihrem wirklichen und ihrem

für mich, es würde sonst am Ende Niemand merken,
wie produktiv, originell und logisch denkkräftig ich bin.‟

Ehrlich und wirklich sind den Männern diejenigen
Frauen zuwider, die an Geistes- oder Charaktergröße
laboriren. Sie halten diese Größe nämlich für ein
Plagiat an sich selber.

Gern aber überlassen sie dem weiblichen Ge-
schlecht alle diejenigen Tugenden, von denen sie sich
keinen Profit versprechen, Sanftmuth, Passivität,
Furchtsamkeit, Schüchternheit, Keuschheit, größere mo-
ralische Vortrefflichkeit, Naivetät u.s.w., aber alle
Eigenschaften, die ihrem eigenen Fortkommen im Leben
förderlich sind, behalten sie für sich.

Sie sehen sich wie Schauspieler auf der Bühne
des Lebens stehen, und der Director, der liebe Gott,
hat sie für das Heldenfach engagirt, für das That-
kräftige, für das Dämonische, Gewaltige und Stark-
geistige – den Frauen aber sind die naiven und
sentimentalen Fächer zugefallen. Und nun wollen diese
Weiber contraktbrüchig ihnen ihre Rollen und ihre
Gage verkürzen. Pfeift sie aus, diese Närrinnen,
herunter mit ihnen von der Bühne!

d. Eine weitere Erklärung und Entschul-
digung zugleich für den Widerspruch der
Männer zwischen ihrem wirklichen und ihrem
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0047" n="39"/>
für mich, es würde sonst am Ende Niemand merken,<lb/>
wie produktiv, originell und logisch denkkräftig ich bin.&#x201F;</p><lb/>
          <p>Ehrlich und wirklich sind den Männern diejenigen<lb/>
Frauen zuwider, die an Geistes- oder Charaktergröße<lb/>
laboriren. Sie halten diese Größe nämlich für ein<lb/>
Plagiat an sich selber.</p><lb/>
          <p>Gern aber überlassen sie dem weiblichen Ge-<lb/>
schlecht alle diejenigen Tugenden, von denen sie sich<lb/>
keinen Profit versprechen, Sanftmuth, Passivität,<lb/>
Furchtsamkeit, Schüchternheit, Keuschheit, größere mo-<lb/>
ralische Vortrefflichkeit, Naivetät u.s.w., aber alle<lb/>
Eigenschaften, die ihrem eigenen Fortkommen im Leben<lb/>
förderlich sind, behalten sie für sich.</p><lb/>
          <p>Sie sehen sich wie Schauspieler auf der Bühne<lb/>
des Lebens stehen, und der Director, der liebe Gott,<lb/>
hat sie für das Heldenfach engagirt, für das That-<lb/>
kräftige, für das Dämonische, Gewaltige und Stark-<lb/>
geistige &#x2013; den Frauen aber sind die naiven und<lb/>
sentimentalen Fächer zugefallen. Und nun wollen diese<lb/>
Weiber contraktbrüchig ihnen ihre Rollen und ihre<lb/>
Gage verkürzen. Pfeift sie aus, diese Närrinnen,<lb/>
herunter mit ihnen von der Bühne!</p><lb/>
        </div>
        <div n="2">
          <head>d. <hi rendition="#g">Eine weitere Erklärung und Entschul-<lb/>
digung zugleich für den Widerspruch der<lb/>
Männer zwischen ihrem wirklichen und ihrem<lb/>
&#x2003;
</hi></head>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[39/0047] für mich, es würde sonst am Ende Niemand merken, wie produktiv, originell und logisch denkkräftig ich bin.‟ Ehrlich und wirklich sind den Männern diejenigen Frauen zuwider, die an Geistes- oder Charaktergröße laboriren. Sie halten diese Größe nämlich für ein Plagiat an sich selber. Gern aber überlassen sie dem weiblichen Ge- schlecht alle diejenigen Tugenden, von denen sie sich keinen Profit versprechen, Sanftmuth, Passivität, Furchtsamkeit, Schüchternheit, Keuschheit, größere mo- ralische Vortrefflichkeit, Naivetät u.s.w., aber alle Eigenschaften, die ihrem eigenen Fortkommen im Leben förderlich sind, behalten sie für sich. Sie sehen sich wie Schauspieler auf der Bühne des Lebens stehen, und der Director, der liebe Gott, hat sie für das Heldenfach engagirt, für das That- kräftige, für das Dämonische, Gewaltige und Stark- geistige – den Frauen aber sind die naiven und sentimentalen Fächer zugefallen. Und nun wollen diese Weiber contraktbrüchig ihnen ihre Rollen und ihre Gage verkürzen. Pfeift sie aus, diese Närrinnen, herunter mit ihnen von der Bühne! d. Eine weitere Erklärung und Entschul- digung zugleich für den Widerspruch der Männer zwischen ihrem wirklichen und ihrem  

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-04-07T16:13:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-04-07T16:13:32Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_frauenfrage_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_frauenfrage_1876/47
Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht. Berlin, 1876, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_frauenfrage_1876/47>, abgerufen am 13.11.2024.