Tage über Frauen gefällt worden sind und gefällt werden, so können wir uns eines tiefen Staunens nicht erwehren, eines Staunens über die unfaßlichen Wider- sprüche, die uns allerorten entgegentreten und ver- wirren.
Nach allen diesen Auslassungen erscheint das Weib als ein Potpourri der allerentgegengesetztesten Eigen- schaften, als ein Kaleidoscop, das, je nachdem man es schüttelt, jede beliebige Charakternüance in Form und Farbe zu Tage fördert. Der Grundstoff dieser weib- lichen Seelen scheint nach dem Dafürhalten der kriti- sirenden Menge ein chaotischer Nebel, aus dem will- kürlich der Schöpfermund des Mannes jeder von ihm beliebten Eigenschaft sein "Werde" zuruft.
Wenn eine statistische Controlle darüber zu führen wäre, wie oft z.B. einerseits die Frau als sanftes, keusches, schüchternes Wesen gepriesen, und andrerseits als zanksüchtig, impertinent und in Sinnlichkeit be- fangen getadelt worden ist, so würden sich diese ent- gegengesetzten Urtheile der Zahl nach wahrscheinlich die Waage halten.
Das Weib ziehe den Mann in eine niedere Sphäre des Lebens herab - heißt es hier - und dort: sie umschwebe mit poetischem Hauch den häuslichen Heerd und den Gatten. Hier plaidirt eine Gruppe recht-
Tage über Frauen gefällt worden sind und gefällt werden, so können wir uns eines tiefen Staunens nicht erwehren, eines Staunens über die unfaßlichen Wider- sprüche, die uns allerorten entgegentreten und ver- wirren.
Nach allen diesen Auslassungen erscheint das Weib als ein Potpourri der allerentgegengesetztesten Eigen- schaften, als ein Kaleidoscop, das, je nachdem man es schüttelt, jede beliebige Charakternüance in Form und Farbe zu Tage fördert. Der Grundstoff dieser weib- lichen Seelen scheint nach dem Dafürhalten der kriti- sirenden Menge ein chaotischer Nebel, aus dem will- kürlich der Schöpfermund des Mannes jeder von ihm beliebten Eigenschaft sein „Werde‟ zuruft.
Wenn eine statistische Controlle darüber zu führen wäre, wie oft z.B. einerseits die Frau als sanftes, keusches, schüchternes Wesen gepriesen, und andrerseits als zanksüchtig, impertinent und in Sinnlichkeit be- fangen getadelt worden ist, so würden sich diese ent- gegengesetzten Urtheile der Zahl nach wahrscheinlich die Waage halten.
Das Weib ziehe den Mann in eine niedere Sphäre des Lebens herab – heißt es hier – und dort: sie umschwebe mit poetischem Hauch den häuslichen Heerd und den Gatten. Hier plaidirt eine Gruppe recht-
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Tage über Frauen gefällt worden sind und gefällt
werden, so können wir uns eines tiefen Staunens nicht
erwehren, eines Staunens über die unfaßlichen Wider-
sprüche, die uns allerorten entgegentreten und ver-
wirren.
Nach allen diesen Auslassungen erscheint das Weib
als ein Potpourri der allerentgegengesetztesten Eigen-
schaften, als ein Kaleidoscop, das, je nachdem man es
schüttelt, jede beliebige Charakternüance in Form und
Farbe zu Tage fördert. Der Grundstoff dieser weib-
lichen Seelen scheint nach dem Dafürhalten der kriti-
sirenden Menge ein chaotischer Nebel, aus dem will-
kürlich der Schöpfermund des Mannes jeder von ihm
beliebten Eigenschaft sein „Werde‟ zuruft.
Wenn eine statistische Controlle darüber zu führen
wäre, wie oft z.B. einerseits die Frau als sanftes,
keusches, schüchternes Wesen gepriesen, und andrerseits
als zanksüchtig, impertinent und in Sinnlichkeit be-
fangen getadelt worden ist, so würden sich diese ent-
gegengesetzten Urtheile der Zahl nach wahrscheinlich
die Waage halten.
Das Weib ziehe den Mann in eine niedere Sphäre
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Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht. Berlin, 1876, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_frauenfrage_1876/18>, abgerufen am 22.07.2024.
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