Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht. Berlin, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

der Größe zu erheben, welche die besten Männer ver-
gebens beneidet haben.)

Die barmherzige Schwester wird von den Männern
beneidet, vergebens beneidet. Seltsam - daß die
Männer dem höchsten Ehrgeiz des Weibes immer ein
solches Terrain anweisen, wo der Lohn der That im
eignen Bewußtsein ruht oder im Himmel ausgezahlt
wird, und wo keinerlei materielle Entschädigung die
Glorie ihres reinen Thuns befleckt. Arme Männer!
Sie müssen Geld und Ehre, Ansehn und Macht,
Champagner und Wettrennen und alles, was Lebens-
freude heißt, genießen, verschlossen aber bleibt ihnen
die höchste Seligkeit barmherzigen Thuns und ver-
gebens spannen sie alle ihre Kräfte an, um jenen
Gipfel der Erhabenheit zu erklettern, auf dem das
Weib, an den Krankenbetten der Armen und Elenden,
der Ansteckung trotzen, Gebete murmeln und sich des
Röchelns der Sterbenden erfreuen darf. Hochbegnadetes
Weib! Beklagenswerther Mann!

Mr. James schließt sich dem Vorredner an und
hebt hervor, daß z.B. Miß Nightingale niemals das
geworden wäre, was sie gewesen ist, wenn sie am
politischen Leben Theil genommen hätte.

Jn England findet alle sieben Jahr einmal eine
Parlamentswahl statt. Unsre Gegner schreiben also

der Größe zu erheben, welche die besten Männer ver-
gebens beneidet haben.)

Die barmherzige Schwester wird von den Männern
beneidet, vergebens beneidet. Seltsam – daß die
Männer dem höchsten Ehrgeiz des Weibes immer ein
solches Terrain anweisen, wo der Lohn der That im
eignen Bewußtsein ruht oder im Himmel ausgezahlt
wird, und wo keinerlei materielle Entschädigung die
Glorie ihres reinen Thuns befleckt. Arme Männer!
Sie müssen Geld und Ehre, Ansehn und Macht,
Champagner und Wettrennen und alles, was Lebens-
freude heißt, genießen, verschlossen aber bleibt ihnen
die höchste Seligkeit barmherzigen Thuns und ver-
gebens spannen sie alle ihre Kräfte an, um jenen
Gipfel der Erhabenheit zu erklettern, auf dem das
Weib, an den Krankenbetten der Armen und Elenden,
der Ansteckung trotzen, Gebete murmeln und sich des
Röchelns der Sterbenden erfreuen darf. Hochbegnadetes
Weib! Beklagenswerther Mann!

Mr. James schließt sich dem Vorredner an und
hebt hervor, daß z.B. Miß Nightingale niemals das
geworden wäre, was sie gewesen ist, wenn sie am
politischen Leben Theil genommen hätte.

Jn England findet alle sieben Jahr einmal eine
Parlamentswahl statt. Unsre Gegner schreiben also

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0159" n="151"/>
der Größe zu erheben, welche die besten Männer ver-<lb/>
gebens beneidet haben.)</p><lb/>
        <p>Die barmherzige Schwester wird von den Männern<lb/>
beneidet, vergebens beneidet. Seltsam &#x2013; daß die<lb/>
Männer dem höchsten Ehrgeiz des Weibes immer ein<lb/>
solches Terrain anweisen, wo der Lohn der That im<lb/>
eignen Bewußtsein ruht oder im Himmel ausgezahlt<lb/>
wird, und wo keinerlei materielle Entschädigung die<lb/>
Glorie ihres reinen Thuns befleckt. Arme Männer!<lb/>
Sie müssen Geld und Ehre, Ansehn und Macht,<lb/>
Champagner und Wettrennen und alles, was Lebens-<lb/>
freude heißt, genießen, verschlossen aber bleibt ihnen<lb/>
die höchste Seligkeit barmherzigen Thuns und ver-<lb/>
gebens spannen sie alle ihre Kräfte an, um jenen<lb/>
Gipfel der Erhabenheit zu erklettern, auf dem das<lb/>
Weib, an den Krankenbetten der Armen und Elenden,<lb/>
der Ansteckung trotzen, Gebete murmeln und sich des<lb/>
Röchelns der Sterbenden erfreuen darf. Hochbegnadetes<lb/>
Weib! Beklagenswerther Mann!</p><lb/>
        <p>Mr. James schließt sich dem Vorredner an und<lb/>
hebt hervor, daß z.B. Miß Nightingale niemals das<lb/>
geworden wäre, was sie gewesen ist, wenn sie am<lb/>
politischen Leben Theil genommen hätte.</p><lb/>
        <p>Jn England findet alle sieben Jahr einmal eine<lb/>
Parlamentswahl statt. Unsre Gegner schreiben also<lb/>
&#x2003;
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[151/0159] der Größe zu erheben, welche die besten Männer ver- gebens beneidet haben.) Die barmherzige Schwester wird von den Männern beneidet, vergebens beneidet. Seltsam – daß die Männer dem höchsten Ehrgeiz des Weibes immer ein solches Terrain anweisen, wo der Lohn der That im eignen Bewußtsein ruht oder im Himmel ausgezahlt wird, und wo keinerlei materielle Entschädigung die Glorie ihres reinen Thuns befleckt. Arme Männer! Sie müssen Geld und Ehre, Ansehn und Macht, Champagner und Wettrennen und alles, was Lebens- freude heißt, genießen, verschlossen aber bleibt ihnen die höchste Seligkeit barmherzigen Thuns und ver- gebens spannen sie alle ihre Kräfte an, um jenen Gipfel der Erhabenheit zu erklettern, auf dem das Weib, an den Krankenbetten der Armen und Elenden, der Ansteckung trotzen, Gebete murmeln und sich des Röchelns der Sterbenden erfreuen darf. Hochbegnadetes Weib! Beklagenswerther Mann! Mr. James schließt sich dem Vorredner an und hebt hervor, daß z.B. Miß Nightingale niemals das geworden wäre, was sie gewesen ist, wenn sie am politischen Leben Theil genommen hätte. Jn England findet alle sieben Jahr einmal eine Parlamentswahl statt. Unsre Gegner schreiben also  

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-04-07T16:13:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-04-07T16:13:32Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_frauenfrage_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_frauenfrage_1876/159
Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht. Berlin, 1876, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_frauenfrage_1876/159>, abgerufen am 05.12.2024.