hörenden Jndividuen mit einem bestimmten Charakter- gepräge versieht.
Von so detaillirten Eigenschaftstheilungen wollen wir hier absehen und uns nur mit allgemeineren Ka- tegorien beschäftigen.
So wären z.B. als kennzeichnende Eigenschaften des Aristokraten anzuführen: Stolz, reizbares Ehrge- fühl, hohes Selbstbewußtsein, Uebermuth, Genußsucht u.s.w., während Züge von naturwüchsiger Kraft, von Rohheit und Maßlosigkeit charakterisirend für den Pro- letarier sind.
Haben wir nun derartige Eigenthümlichkeiten be- stimmter Klassen und Stände als ein Charaktergepräge von Gottes Gnaden oder Ungnaden aufzufassen?
Durchaus nicht.
Der Mann aus dem indischen Volk, der demüthig den Fuß seines Herrn und Kaisers auf seinen Nacken setzt - laßt ihn, in Folge irgend eines wunderbaren Schicksals, als Fürst erzogen werden und umgekehrt den Fürsten als Sudra (Mann aus dem Volke) so würde eine Vertauschung der Füße und Nacken statt- finden, ohne irgend einen inneren oder äußeren Wider- spruch von Seiten des Treters oder des Getretenen.
Doch bleiben wir mit unsern Beispielen in Europa. Setzen wir den Fall, daß eine Aristokratin und
hörenden Jndividuen mit einem bestimmten Charakter- gepräge versieht.
Von so detaillirten Eigenschaftstheilungen wollen wir hier absehen und uns nur mit allgemeineren Ka- tegorien beschäftigen.
So wären z.B. als kennzeichnende Eigenschaften des Aristokraten anzuführen: Stolz, reizbares Ehrge- fühl, hohes Selbstbewußtsein, Uebermuth, Genußsucht u.s.w., während Züge von naturwüchsiger Kraft, von Rohheit und Maßlosigkeit charakterisirend für den Pro- letarier sind.
Haben wir nun derartige Eigenthümlichkeiten be- stimmter Klassen und Stände als ein Charaktergepräge von Gottes Gnaden oder Ungnaden aufzufassen?
Durchaus nicht.
Der Mann aus dem indischen Volk, der demüthig den Fuß seines Herrn und Kaisers auf seinen Nacken setzt – laßt ihn, in Folge irgend eines wunderbaren Schicksals, als Fürst erzogen werden und umgekehrt den Fürsten als Sudra (Mann aus dem Volke) so würde eine Vertauschung der Füße und Nacken statt- finden, ohne irgend einen inneren oder äußeren Wider- spruch von Seiten des Treters oder des Getretenen.
Doch bleiben wir mit unsern Beispielen in Europa. Setzen wir den Fall, daß eine Aristokratin und
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hörenden Jndividuen mit einem bestimmten Charakter-
gepräge versieht.
Von so detaillirten Eigenschaftstheilungen
wollen wir hier absehen und uns nur mit allgemeineren Ka-
tegorien beschäftigen.
So wären z.B. als kennzeichnende Eigenschaften
des Aristokraten anzuführen: Stolz, reizbares Ehrge-
fühl, hohes Selbstbewußtsein, Uebermuth, Genußsucht
u.s.w., während Züge von naturwüchsiger Kraft, von
Rohheit und Maßlosigkeit charakterisirend für den Pro-
letarier sind.
Haben wir nun derartige Eigenthümlichkeiten be-
stimmter Klassen und Stände als ein Charaktergepräge
von Gottes Gnaden oder Ungnaden aufzufassen?
Durchaus nicht.
Der Mann aus dem indischen Volk, der demüthig
den Fuß seines Herrn und Kaisers auf seinen Nacken
setzt – laßt ihn, in Folge irgend eines wunderbaren
Schicksals, als Fürst erzogen werden und umgekehrt
den Fürsten als Sudra (Mann aus dem Volke) so
würde eine Vertauschung der Füße und Nacken statt-
finden, ohne irgend einen inneren oder äußeren Wider-
spruch von Seiten des Treters oder des Getretenen.
Doch bleiben wir mit unsern Beispielen in Europa.
Setzen wir den Fall, daß eine Aristokratin und
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Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht. Berlin, 1876, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_frauenfrage_1876/14>, abgerufen am 16.02.2025.
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