hinüber. An der Autorität zu kleben, ist und wird immer sein die Religion aller Schwachköpfe, aller Denk- faulen und aller glaubensstarken Gemüther. Die Vor- stellung einer selbständigen Frau ist zu neu, die Trag- weite dieser Jdee ist zu unermeßlich, als daß die Majorität sie begreifen, geschweige denn ihr zustimmen sollte.
Aber sind alle Sitten deshalb, weil man sie all- gemein acceptirt hat, über jede Anklage erhaben? Soll die Gegenwart immer in die Fußtapfen der Ver- gangenheit treten? Sind wir Automaten, die nur äußerlich durch eine Maschinerie angelernter socialer Glaubenssätze, die frühere Jahrhunderte für uns con- struirt haben, fortbewegt werden?
Nein, die Zeit heiligt nichts, und jeder Glaube hat nur eine individuelle, eine an Zeit und Ort ge- bundene Heiligkeit.
Die größten Güter, die im Laufe der Jahrhunderte erlangt worden sind, wurden uns durch das Streben solcher zu Theil, die Jdeen verwirklichen wollten, die ihrer Zeit unerreichbar waren. Nie wäre Großes ge- schehen, wenn nicht Menschen voll göttlichen Jnstinkts ihren Seherblick voraus in die Zukunft geschickt hätten, wenn nicht kühne Pioniere des Geistes vorgedrungen wären in noch unerforschte Gedankengebiete.
hinüber. An der Autorität zu kleben, ist und wird immer sein die Religion aller Schwachköpfe, aller Denk- faulen und aller glaubensstarken Gemüther. Die Vor- stellung einer selbständigen Frau ist zu neu, die Trag- weite dieser Jdee ist zu unermeßlich, als daß die Majorität sie begreifen, geschweige denn ihr zustimmen sollte.
Aber sind alle Sitten deshalb, weil man sie all- gemein acceptirt hat, über jede Anklage erhaben? Soll die Gegenwart immer in die Fußtapfen der Ver- gangenheit treten? Sind wir Automaten, die nur äußerlich durch eine Maschinerie angelernter socialer Glaubenssätze, die frühere Jahrhunderte für uns con- struirt haben, fortbewegt werden?
Nein, die Zeit heiligt nichts, und jeder Glaube hat nur eine individuelle, eine an Zeit und Ort ge- bundene Heiligkeit.
Die größten Güter, die im Laufe der Jahrhunderte erlangt worden sind, wurden uns durch das Streben solcher zu Theil, die Jdeen verwirklichen wollten, die ihrer Zeit unerreichbar waren. Nie wäre Großes ge- schehen, wenn nicht Menschen voll göttlichen Jnstinkts ihren Seherblick voraus in die Zukunft geschickt hätten, wenn nicht kühne Pioniere des Geistes vorgedrungen wären in noch unerforschte Gedankengebiete.
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hinüber. An der Autorität zu kleben, ist und wird
immer sein die Religion aller Schwachköpfe, aller Denk-
faulen und aller glaubensstarken Gemüther. Die Vor-
stellung einer selbständigen Frau ist zu neu, die Trag-
weite dieser Jdee ist zu unermeßlich, als daß die
Majorität sie begreifen, geschweige denn ihr zustimmen
sollte.
Aber sind alle Sitten deshalb, weil man sie all-
gemein acceptirt hat, über jede Anklage erhaben? Soll
die Gegenwart immer in die Fußtapfen der Ver-
gangenheit treten? Sind wir Automaten, die nur
äußerlich durch eine Maschinerie angelernter socialer
Glaubenssätze, die frühere Jahrhunderte für uns con-
struirt haben, fortbewegt werden?
Nein, die Zeit heiligt nichts, und jeder Glaube
hat nur eine individuelle, eine an Zeit und Ort ge-
bundene Heiligkeit.
Die größten Güter, die im Laufe der Jahrhunderte
erlangt worden sind, wurden uns durch das Streben
solcher zu Theil, die Jdeen verwirklichen wollten, die
ihrer Zeit unerreichbar waren. Nie wäre Großes ge-
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Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht. Berlin, 1876, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_frauenfrage_1876/120>, abgerufen am 22.07.2024.
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