Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Döpler, Jacob: Theatripoenarum, Suppliciorum Et Executionum Crminalium, Oder Schau-Platzes Derer Leibes- und Lebens-Strafen. Bd. 2. Leipzig, 1697.

Bild:
<< vorherige Seite

er nun gehet/ sich in seiner Mattigkeit mit einem Labetrunck zu erfrischen/ so siehet er die Jäger Göttin Dianam sich gantz nackend im selben Brunn baden. Welches ihr dermassen verhönet / und sie verdrossen/ daß sie eine Hand voll Wassers genommen/ und ihm in sein Angesicht gesprenget/ und gesagt: Gehe nun hin und sage es nach/ wenn du kanst. Alsbald ist er in einen Hirsch verwandelt worden. Als solches seine Hunde gewahr worden/ sind sie ihm bald angefallen/ und haben ihn auf einen Verg gejagt/ allda zerrissen und gefressen.

Ovidius lib. 3. Met amorph. Fab.

Es wird aber dieses kunstreiche Gedichte also ausgelegt: Actaeon habe in seiner Jugend gar zu viele Lust und Liebe zum Jagen gehabt: Da er aber hernach zum verständigen Alter kommen/ hat er die mancherley Gefährlichkeit der Jagten bedacht/ und das ist eben die Dianam nackend sehen/ oder die Kunst des Jagens an ihm selbst blos betrachten/ drüber er furchtsam und sorghafft worden/ aber ob er gleich sich nicht weiter in die Gefahr des Jagens einlassen wollen/ hat er doch Lust an Hunden gehabt/ und weil er dieselben ohne Nutz genehret/ ist er drüber üm alle seine Nahrung kommen/ daß man möchte sagen/ er sey von keinen Hunden aufgefressen worden.

Bocatius lib. 5. de Genealogia Deorum cap. 14.

Und ist dieser Actaeon (wie Georgius Sabinus saget) ein Bildnis derer grossen Herren/ die stets in Wäldern und Gehöltzen liegen/ und sich mit den wilden Thieren jagen/ auch des Würgens und Blutvergiessens also gewohnen/ daß sie gleichsam die menschliche Natur ablegen/ und in der wilden Thiere Art verwandelt werden. Man pfleget auch nach gemeinen Brauch zu sagen/ die Hunde haben den Jäger gefressen oder auffgezehret/ wenn einer der Unkosten halber / so auff die Jagd Hunde gehen/ in Armuth kömmet.

LIV. Fromme/ Christliche und Gottesfürchtige Herren beschweren ihre Unterthanen nicht allzu sehr mit den Jagten/ sondern gebrauchen sich solcher dann und wann zur Lust und Ergetzlichkeit/ Item dem vielen Wildpret zu steuren/ ihre Hoffküche damit zu versorgen/ und was überley ist/ zu verkauffen oder auch wohl ihren Räthen und Dienern/ Geistlichen und Armen was davon zu schencken.

er nun gehet/ sich in seiner Mattigkeit mit einem Labetrunck zu erfrischen/ so siehet er die Jäger Göttin Dianam sich gantz nackend im selben Brunn baden. Welches ihr dermassen verhönet / und sie verdrossen/ daß sie eine Hand voll Wassers genommen/ und ihm in sein Angesicht gesprenget/ und gesagt: Gehe nun hin und sage es nach/ wenn du kanst. Alsbald ist er in einen Hirsch verwandelt worden. Als solches seine Hunde gewahr worden/ sind sie ihm bald angefallen/ und haben ihn auf einen Verg gejagt/ allda zerrissen und gefressen.

Ovidius lib. 3. Met amorph. Fab.

Es wird aber dieses kunstreiche Gedichte also ausgelegt: Actaeon habe in seiner Jugend gar zu viele Lust und Liebe zum Jagen gehabt: Da er aber hernach zum verständigen Alter kommen/ hat er die mancherley Gefährlichkeit der Jagten bedacht/ und das ist eben die Dianam nackend sehen/ oder die Kunst des Jagens an ihm selbst blos betrachten/ drüber er furchtsam und sorghafft worden/ aber ob er gleich sich nicht weiter in die Gefahr des Jagens einlassen wollen/ hat er doch Lust an Hunden gehabt/ und weil er dieselben ohne Nutz genehret/ ist er drüber üm alle seine Nahrung kommen/ daß man möchte sagen/ er sey von keinen Hunden aufgefressen worden.

Bocatius lib. 5. de Genealogia Deorum cap. 14.

Und ist dieser Actaeon (wie Georgius Sabinus saget) ein Bildnis derer grossen Herren/ die stets in Wäldern und Gehöltzen liegen/ und sich mit den wilden Thieren jagen/ auch des Würgens und Blutvergiessens also gewohnen/ daß sie gleichsam die menschliche Natur ablegen/ und in der wilden Thiere Art verwandelt werden. Man pfleget auch nach gemeinen Brauch zu sagen/ die Hunde haben den Jäger gefressen oder auffgezehret/ wenn einer der Unkosten halber / so auff die Jagd Hunde gehen/ in Armuth kömmet.

LIV. Fromme/ Christliche und Gottesfürchtige Herren beschweren ihre Unterthanen nicht allzu sehr mit den Jagten/ sondern gebrauchen sich solcher dann und wann zur Lust und Ergetzlichkeit/ Item dem vielen Wildpret zu steuren/ ihre Hoffküche damit zu versorgen/ und was überley ist/ zu verkauffen oder auch wohl ihren Räthen und Dienern/ Geistlichen und Armen was davon zu schencken.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0498" n="488"/>
er nun gehet/ sich in seiner                      Mattigkeit mit einem Labetrunck zu erfrischen/ so siehet er die Jäger Göttin                      Dianam sich gantz nackend im selben Brunn baden. Welches ihr dermassen verhönet                     / und sie verdrossen/ daß sie eine Hand voll Wassers genommen/ und ihm in sein                      Angesicht gesprenget/ und gesagt: Gehe nun hin und sage es nach/ wenn du                      kanst. Alsbald ist er in einen Hirsch verwandelt worden. Als solches seine Hunde                      gewahr worden/ sind sie ihm bald angefallen/ und haben ihn auf einen Verg                      gejagt/ allda zerrissen und gefressen.</p>
        <p>Ovidius lib. 3. Met amorph. Fab.</p>
        <p>Es wird aber dieses kunstreiche Gedichte also ausgelegt: Actaeon habe in seiner                      Jugend gar zu viele Lust und Liebe zum Jagen gehabt: Da er aber hernach zum                      verständigen Alter kommen/ hat er die mancherley Gefährlichkeit der Jagten                      bedacht/ und das ist eben die Dianam nackend sehen/ oder die Kunst des Jagens                      an ihm selbst blos betrachten/ drüber er furchtsam und sorghafft worden/ aber                      ob er gleich sich nicht weiter in die Gefahr des Jagens einlassen wollen/ hat                      er doch Lust an Hunden gehabt/ und weil er dieselben ohne Nutz genehret/ ist                      er drüber üm alle seine Nahrung kommen/ daß man möchte sagen/ er sey von                      keinen Hunden aufgefressen worden.</p>
        <p>Bocatius lib. 5. de Genealogia Deorum cap. 14.</p>
        <p>Und ist dieser Actaeon (wie Georgius Sabinus saget) ein Bildnis derer grossen                      Herren/ die stets in Wäldern und Gehöltzen liegen/ und sich mit den wilden                      Thieren jagen/ auch des Würgens und Blutvergiessens also gewohnen/ daß sie                      gleichsam die menschliche Natur ablegen/ und in der wilden Thiere Art                      verwandelt werden. Man pfleget auch nach gemeinen Brauch zu sagen/ die Hunde                      haben den Jäger gefressen oder auffgezehret/ wenn einer der Unkosten halber /                      so auff die Jagd Hunde gehen/ in Armuth kömmet.</p>
        <p>LIV. Fromme/ Christliche und Gottesfürchtige Herren beschweren ihre Unterthanen                      nicht allzu sehr mit den Jagten/ sondern gebrauchen sich solcher dann und wann                      zur Lust und Ergetzlichkeit/ Item dem vielen Wildpret zu steuren/ ihre                      Hoffküche damit zu versorgen/ und was überley ist/ zu verkauffen oder auch                      wohl ihren Räthen und Dienern/ Geistlichen und Armen was davon zu                      schencken.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[488/0498] er nun gehet/ sich in seiner Mattigkeit mit einem Labetrunck zu erfrischen/ so siehet er die Jäger Göttin Dianam sich gantz nackend im selben Brunn baden. Welches ihr dermassen verhönet / und sie verdrossen/ daß sie eine Hand voll Wassers genommen/ und ihm in sein Angesicht gesprenget/ und gesagt: Gehe nun hin und sage es nach/ wenn du kanst. Alsbald ist er in einen Hirsch verwandelt worden. Als solches seine Hunde gewahr worden/ sind sie ihm bald angefallen/ und haben ihn auf einen Verg gejagt/ allda zerrissen und gefressen. Ovidius lib. 3. Met amorph. Fab. Es wird aber dieses kunstreiche Gedichte also ausgelegt: Actaeon habe in seiner Jugend gar zu viele Lust und Liebe zum Jagen gehabt: Da er aber hernach zum verständigen Alter kommen/ hat er die mancherley Gefährlichkeit der Jagten bedacht/ und das ist eben die Dianam nackend sehen/ oder die Kunst des Jagens an ihm selbst blos betrachten/ drüber er furchtsam und sorghafft worden/ aber ob er gleich sich nicht weiter in die Gefahr des Jagens einlassen wollen/ hat er doch Lust an Hunden gehabt/ und weil er dieselben ohne Nutz genehret/ ist er drüber üm alle seine Nahrung kommen/ daß man möchte sagen/ er sey von keinen Hunden aufgefressen worden. Bocatius lib. 5. de Genealogia Deorum cap. 14. Und ist dieser Actaeon (wie Georgius Sabinus saget) ein Bildnis derer grossen Herren/ die stets in Wäldern und Gehöltzen liegen/ und sich mit den wilden Thieren jagen/ auch des Würgens und Blutvergiessens also gewohnen/ daß sie gleichsam die menschliche Natur ablegen/ und in der wilden Thiere Art verwandelt werden. Man pfleget auch nach gemeinen Brauch zu sagen/ die Hunde haben den Jäger gefressen oder auffgezehret/ wenn einer der Unkosten halber / so auff die Jagd Hunde gehen/ in Armuth kömmet. LIV. Fromme/ Christliche und Gottesfürchtige Herren beschweren ihre Unterthanen nicht allzu sehr mit den Jagten/ sondern gebrauchen sich solcher dann und wann zur Lust und Ergetzlichkeit/ Item dem vielen Wildpret zu steuren/ ihre Hoffküche damit zu versorgen/ und was überley ist/ zu verkauffen oder auch wohl ihren Räthen und Dienern/ Geistlichen und Armen was davon zu schencken.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum02_1697
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum02_1697/498
Zitationshilfe: Döpler, Jacob: Theatripoenarum, Suppliciorum Et Executionum Crminalium, Oder Schau-Platzes Derer Leibes- und Lebens-Strafen. Bd. 2. Leipzig, 1697, S. 488. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum02_1697/498>, abgerufen am 25.11.2024.