Döpler, Jacob: Theatripoenarum, Suppliciorum Et Executionum Crminalium, Oder Schau-Platzes Derer Leibes- und Lebens-Strafen. Bd. 2. Leipzig, 1697.bracht worden/ der ihn verurtheitet / daß er denen wilden Thieren solte vorgeworffen werden. Diß wird also vollzogen / der Knecht Androdus wurde in den Schauplatz/ Circus Maximus genandt / geführet/ und ein grosser schröcklicher Löwe an ihn gelassen. Der Löw sahe ihn erstlich eine gute Weile an/ letzlich da er sich der empfangenen Wolthat erinnerte und Androdum kennete/ leckte er ihm seine Hände und Schienbeine / that sich freundlich zu ihm und hielt ihm Schutz. Käyser Claudius war zugegen / verwunderte sich dessen/ das Volck im Theatro macht ein groß Geschrey/ woher diese Kundschafft zwischen dem Knecht und dem Löwen kähme: Da erzehlte Androdus den gantzen Verlauf/ und erlangte/ daß er nicht allein freygelassen/ sondern ihm auch der Löwe geschenckt ward/ den führete Androdus an einem Seil ohne allen Schaden in der Stadt herum/ und bekamen viel Geld mit einander. Dieses ist ein Exempel der Danckbarkeit an einen unvernünfftigen Thier/ wodurch viel tausend Menschen beschämet werden/ die ihren Wolthätern undanckbar sind. A. Gellius lib. 5. c. 14. Si Androdus poena solutus dimissusqve favore populi non fuisset, Leone illo atrocissimo educto, alia confestim belua in conseptum caveae immissa fuisset. Jacob Raevard. lib. 2. var. c. 14. Käyser Domitianns nöthigte Glabrionem einen Bürgemeister zu Rom/ daß er mit einen Löwen kämpffen muste/ und als er den Löwen redlich erstach/ muste er darum sterben. ex Xiphilin Gottefrid. Hist. Chron. pag. 335. XV. Käyser Maximinus aus Thracia bürtig von schlechten und armen Eltern/ ein grosser vierschrötiger und überaus starcker/ aber unbarmhertziger / barbarischer und blutgieriger Tyrannischer Herr/ hat unzehliche Menschen umbrigen lassen/ etliche tausend ereutzigen/ viel denen wilden Thieren fürwerffen/ nicht wenig auch in Ochsen- und Pferde Häute einnehen und drin vermodern lassen. Und weil er eines Bauren Sohn war/ litte er keinen von Adel um sich. Er war so starck/ daß er einen beladenen Wagen bewegen/ und auf ebenen Felde fortziehen konte/ und wenn er ein Pferd mit der Faust aufs Maul schlug/ demselbigen die Zähne ausschmisse. Die Bimsen Steine konte er mit den Fingern zerreiben und junge Bäume mit den Händen spalten. Drum er auch der zweyte Milo Antaeus und Hercules genandt wurde. Er hat einem Reuther gleich lauffen/ und den- bracht worden/ der ihn verurtheitet / daß er denen wilden Thieren solte vorgeworffen werden. Diß wird also vollzogen / der Knecht Androdus wurde in den Schauplatz/ Circus Maximus genandt / geführet/ und ein grosser schröcklicher Löwe an ihn gelassen. Der Löw sahe ihn erstlich eine gute Weile an/ letzlich da er sich der empfangenen Wolthat erinnerte und Androdum kennete/ leckte er ihm seine Hände und Schienbeine / that sich freundlich zu ihm und hielt ihm Schutz. Käyser Claudius war zugegen / verwunderte sich dessen/ das Volck im Theatro macht ein groß Geschrey/ woher diese Kundschafft zwischen dem Knecht und dem Löwen kähme: Da erzehlte Androdus den gantzen Verlauf/ und erlangte/ daß er nicht allein freygelassen/ sondern ihm auch der Löwe geschenckt ward/ den führete Androdus an einem Seil ohne allen Schaden in der Stadt herum/ und bekamen viel Geld mit einander. Dieses ist ein Exempel der Danckbarkeit an einen unvernünfftigen Thier/ wodurch viel tausend Menschen beschämet werden/ die ihren Wolthätern undanckbar sind. A. Gellius lib. 5. c. 14. Si Androdus poena solutus dimissusqve favore populi non fuisset, Leone illo atrocissimo educto, alia confestim belua in conseptum caveae immissa fuisset. Jacob Raevard. lib. 2. var. c. 14. Käyser Domitianns nöthigte Glabrionem einen Bürgemeister zu Rom/ daß er mit einen Löwen kämpffen muste/ und als er den Löwen redlich erstach/ muste er darum sterben. ex Xiphilin Gottefrid. Hist. Chron. pag. 335. XV. Käyser Maximinus aus Thracia bürtig von schlechten und armen Eltern/ ein grosser vierschrötiger und überaus starcker/ aber unbarmhertziger / barbarischer und blutgieriger Tyrannischer Herr/ hat unzehliche Menschen umbrigen lassen/ etliche tausend ereutzigen/ viel denen wilden Thieren fürwerffen/ nicht wenig auch in Ochsen- und Pferde Häute einnehen und drin vermodern lassen. Und weil er eines Bauren Sohn war/ litte er keinen von Adel um sich. Er war so starck/ daß er einen beladenen Wagen bewegen/ und auf ebenen Felde fortziehen konte/ und wenn er ein Pferd mit der Faust aufs Maul schlug/ demselbigen die Zähne ausschmisse. Die Bimsen Steine konte er mit den Fingern zerreiben und junge Bäume mit den Händen spalten. Drum er auch der zweyte Milo Antaeus und Hercules genandt wurde. Er hat einem Reuther gleich lauffen/ und den- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0475" n="465"/> bracht worden/ der ihn verurtheitet / daß er denen wilden Thieren solte vorgeworffen werden. Diß wird also vollzogen / der Knecht Androdus wurde in den Schauplatz/ Circus Maximus genandt / geführet/ und ein grosser schröcklicher Löwe an ihn gelassen. Der Löw sahe ihn erstlich eine gute Weile an/ letzlich da er sich der empfangenen Wolthat erinnerte und Androdum kennete/ leckte er ihm seine Hände und Schienbeine / that sich freundlich zu ihm und hielt ihm Schutz. Käyser Claudius war zugegen / verwunderte sich dessen/ das Volck im Theatro macht ein groß Geschrey/ woher diese Kundschafft zwischen dem Knecht und dem Löwen kähme: Da erzehlte Androdus den gantzen Verlauf/ und erlangte/ daß er nicht allein freygelassen/ sondern ihm auch der Löwe geschenckt ward/ den führete Androdus an einem Seil ohne allen Schaden in der Stadt herum/ und bekamen viel Geld mit einander.</p> <p>Dieses ist ein Exempel der Danckbarkeit an einen unvernünfftigen Thier/ wodurch viel tausend Menschen beschämet werden/ die ihren Wolthätern undanckbar sind.</p> <p>A. Gellius lib. 5. c. 14.</p> <p>Si Androdus poena solutus dimissusqve favore populi non fuisset, Leone illo atrocissimo educto, alia confestim belua in conseptum caveae immissa fuisset.</p> <p>Jacob Raevard. lib. 2. var. c. 14.</p> <p>Käyser Domitianns nöthigte Glabrionem einen Bürgemeister zu Rom/ daß er mit einen Löwen kämpffen muste/ und als er den Löwen redlich erstach/ muste er darum sterben.</p> <p>ex Xiphilin Gottefrid. Hist. Chron. pag. 335.</p> <p>XV. Käyser Maximinus aus Thracia bürtig von schlechten und armen Eltern/ ein grosser vierschrötiger und überaus starcker/ aber unbarmhertziger / barbarischer und blutgieriger Tyrannischer Herr/ hat unzehliche Menschen umbrigen lassen/ etliche tausend ereutzigen/ viel denen wilden Thieren fürwerffen/ nicht wenig auch in Ochsen- und Pferde Häute einnehen und drin vermodern lassen. Und weil er eines Bauren Sohn war/ litte er keinen von Adel um sich. Er war so starck/ daß er einen beladenen Wagen bewegen/ und auf ebenen Felde fortziehen konte/ und wenn er ein Pferd mit der Faust aufs Maul schlug/ demselbigen die Zähne ausschmisse. Die Bimsen Steine konte er mit den Fingern zerreiben und junge Bäume mit den Händen spalten. Drum er auch der zweyte Milo Antaeus und Hercules genandt wurde. Er hat einem Reuther gleich lauffen/ und den- </p> </div> </body> </text> </TEI> [465/0475]
bracht worden/ der ihn verurtheitet / daß er denen wilden Thieren solte vorgeworffen werden. Diß wird also vollzogen / der Knecht Androdus wurde in den Schauplatz/ Circus Maximus genandt / geführet/ und ein grosser schröcklicher Löwe an ihn gelassen. Der Löw sahe ihn erstlich eine gute Weile an/ letzlich da er sich der empfangenen Wolthat erinnerte und Androdum kennete/ leckte er ihm seine Hände und Schienbeine / that sich freundlich zu ihm und hielt ihm Schutz. Käyser Claudius war zugegen / verwunderte sich dessen/ das Volck im Theatro macht ein groß Geschrey/ woher diese Kundschafft zwischen dem Knecht und dem Löwen kähme: Da erzehlte Androdus den gantzen Verlauf/ und erlangte/ daß er nicht allein freygelassen/ sondern ihm auch der Löwe geschenckt ward/ den führete Androdus an einem Seil ohne allen Schaden in der Stadt herum/ und bekamen viel Geld mit einander.
Dieses ist ein Exempel der Danckbarkeit an einen unvernünfftigen Thier/ wodurch viel tausend Menschen beschämet werden/ die ihren Wolthätern undanckbar sind.
A. Gellius lib. 5. c. 14.
Si Androdus poena solutus dimissusqve favore populi non fuisset, Leone illo atrocissimo educto, alia confestim belua in conseptum caveae immissa fuisset.
Jacob Raevard. lib. 2. var. c. 14.
Käyser Domitianns nöthigte Glabrionem einen Bürgemeister zu Rom/ daß er mit einen Löwen kämpffen muste/ und als er den Löwen redlich erstach/ muste er darum sterben.
ex Xiphilin Gottefrid. Hist. Chron. pag. 335.
XV. Käyser Maximinus aus Thracia bürtig von schlechten und armen Eltern/ ein grosser vierschrötiger und überaus starcker/ aber unbarmhertziger / barbarischer und blutgieriger Tyrannischer Herr/ hat unzehliche Menschen umbrigen lassen/ etliche tausend ereutzigen/ viel denen wilden Thieren fürwerffen/ nicht wenig auch in Ochsen- und Pferde Häute einnehen und drin vermodern lassen. Und weil er eines Bauren Sohn war/ litte er keinen von Adel um sich. Er war so starck/ daß er einen beladenen Wagen bewegen/ und auf ebenen Felde fortziehen konte/ und wenn er ein Pferd mit der Faust aufs Maul schlug/ demselbigen die Zähne ausschmisse. Die Bimsen Steine konte er mit den Fingern zerreiben und junge Bäume mit den Händen spalten. Drum er auch der zweyte Milo Antaeus und Hercules genandt wurde. Er hat einem Reuther gleich lauffen/ und den-
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