Döpler, Jacob: Theatripoenarum, Suppliciorum Et Executionum Crminalium, Oder Schau-Platzes Derer Leibes- und Lebens-Strafen. Bd. 2. Leipzig, 1697.Es war auf den fünfften November des berührten 1605. Jahrs eine grosse Versammlung des Parlaments/ oder der Stände des gantzen Königreichs angestellet / da dann im Pallast zu Westmünster zusammen kommen solten der König sammt seinen jungen Printzen/ etliche ausländischen Potentaten und Republiqven Gesandte/ alle Bischöffe/ und geistliche Prälaten/ alle Hertzoge / Marggraffen und Freyherren/ sammt allen Amtleuten/ ingleichen die Abgeordnete des Adels und aller Städte der Kron Engelland/ welchen Versammlungen iedesmahls eine unzehlige Menge Volcks beyzuwohnen pflegt Diese alle beschlossen diese grausamste Mörder aur einmahl hinzurichten/ und mit Pulver in die Lufft zu sprengen/ hernach mit Spanischer und anderer Hülffe die Administration des Königreichs in ein ander Model zu giessen/ worauf sie auch von den obgenandten Jesuiten die Absolution empfingen daß keiner den andern verrathen/ sondern fest beysammen halten/ und den Anschlag ins Werck setzen wolten. Zu solchen Ende (wie Thunnus l. 153. Boter. l. 12. Meteranus l. 12. berichten) hatten sie heimlich in 36. Tonnen Pulvers in einen Keller/ so unter gedachten Pallast gienge/ gebracht/ und solche mit einem grossen Hauffen Holtz/ Steinen und Kohlen bedecket/ auch einen verwegenen Buben Namens Gvido Faukes (so auch einer von Adel und lange im Niederländischen Kriege gedienet) darzu bestellet / daß er/ wann die bestimmte Zeit/ da das Parlament zusammen kommen sollen / herbey gerücket/ die Lunten und Pulver anzuzünden/ legen solte/ als daß sie nur auf den Morgen des vorgedachten Novembris und Effect ihres grausamen Anschlages warteten. Aber durch sonderliche Schickung GOttes/ welcher nicht zu lassen wollen/ daß der fromme König und so viel unschuldige Menschen so jämmerlich und plötzlich üms Leben kommen solten/ kahm alles eine kleine Zeit zuvor/ ehe es ins Werck gerichtet worden/ wunderlich an den Tag. Denn als noch etwan 10. Tage zum Termin der Versammlung übrig/ bekam der Freyherr von Montaigle von einen unbekandten Laqueien einen Brief ohne Datum und Nahmen/ darinnen er gewarnet wurde/ daß/ wann ihm sein Leben und Wohlfarth lieb wäre/ er eine Ausrede erdencken/ und aus der Versammlung des Parlaments bleiben solte/ denn es würde demselben ein harter und erschrecklicher Knall gegeben werden/ aber doch Niemand gesehen werden wer es gethan hätte. Weil nun der Freyherr von Montiagle, solches nicht recht verstehen konte / gleichwol aber wunderliche Gedancken darüber bekame/ so zeigt er diesen Brief den von Salisburg/ des Königes Secretario, welcher es neben an- Es war auf den fünfften November des berührten 1605. Jahrs eine grosse Versammlung des Parlaments/ oder der Stände des gantzen Königreichs angestellet / da dann im Pallast zu Westmünster zusammen kommen solten der König sammt seinen jungen Printzen/ etliche ausländischen Potentaten und Republiqven Gesandte/ alle Bischöffe/ und geistliche Prälaten/ alle Hertzoge / Marggraffen und Freyherren/ sammt allen Amtleuten/ ingleichen die Abgeordnete des Adels und aller Städte der Kron Engelland/ welchen Versammlungen iedesmahls eine unzehlige Menge Volcks beyzuwohnen pflegt Diese alle beschlossen diese grausamste Mörder aur einmahl hinzurichten/ und mit Pulver in die Lufft zu sprengen/ hernach mit Spanischer und anderer Hülffe die Administration des Königreichs in ein ander Model zu giessen/ worauf sie auch von den obgenandten Jesuiten die Absolution empfingen daß keiner den andern verrathen/ sondern fest beysammen halten/ und den Anschlag ins Werck setzen wolten. Zu solchen Ende (wie Thunnus l. 153. Boter. l. 12. Meteranus l. 12. berichten) hatten sie heimlich in 36. Tonnen Pulvers in einen Keller/ so unter gedachten Pallast gienge/ gebracht/ und solche mit einem grossen Hauffen Holtz/ Steinen und Kohlen bedecket/ auch einen verwegenen Buben Namens Gvido Faukes (so auch einer von Adel und lange im Niederländischen Kriege gedienet) darzu bestellet / daß er/ wann die bestimmte Zeit/ da das Parlament zusammen kommen sollen / herbey gerücket/ die Lunten und Pulver anzuzünden/ legen solte/ als daß sie nur auf den Morgen des vorgedachten Novembris und Effect ihres grausamen Anschlages warteten. Aber durch sonderliche Schickung GOttes/ welcher nicht zu lassen wollen/ daß der fromme König und so viel unschuldige Menschen so jämmerlich und plötzlich üms Leben kommen solten/ kahm alles eine kleine Zeit zuvor/ ehe es ins Werck gerichtet worden/ wunderlich an den Tag. Denn als noch etwan 10. Tage zum Termin der Versammlung übrig/ bekam der Freyherr von Montaigle von einen unbekandten Laqueien einen Brief ohne Datum und Nahmen/ darinnen er gewarnet wurde/ daß/ wann ihm sein Leben und Wohlfarth lieb wäre/ er eine Ausrede erdencken/ und aus der Versammlung des Parlaments bleiben solte/ denn es würde demselben ein harter und erschrecklicher Knall gegeben werden/ aber doch Niemand gesehen werden wer es gethan hätte. Weil nun der Freyherr von Montiagle, solches nicht recht verstehen konte / gleichwol aber wunderliche Gedancken darüber bekame/ so zeigt er diesen Brief den von Salisburg/ des Königes Secretario, welcher es neben an- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0347" n="337"/> <p>Es war auf den fünfften November des berührten 1605. Jahrs eine grosse Versammlung des Parlaments/ oder der Stände des gantzen Königreichs angestellet / da dann im Pallast zu Westmünster zusammen kommen solten der König sammt seinen jungen Printzen/ etliche ausländischen Potentaten und Republiqven Gesandte/ alle Bischöffe/ und geistliche Prälaten/ alle Hertzoge / Marggraffen und Freyherren/ sammt allen Amtleuten/ ingleichen die Abgeordnete des Adels und aller Städte der Kron Engelland/ welchen Versammlungen iedesmahls eine unzehlige Menge Volcks beyzuwohnen pflegt Diese alle beschlossen diese grausamste Mörder aur einmahl hinzurichten/ und mit Pulver in die Lufft zu sprengen/ hernach mit Spanischer und anderer Hülffe die Administration des Königreichs in ein ander Model zu giessen/ worauf sie auch von den obgenandten Jesuiten die Absolution empfingen daß keiner den andern verrathen/ sondern fest beysammen halten/ und den Anschlag ins Werck setzen wolten.</p> <p>Zu solchen Ende (wie Thunnus l. 153. Boter. l. 12. Meteranus l. 12. berichten) hatten sie heimlich in 36. Tonnen Pulvers in einen Keller/ so unter gedachten Pallast gienge/ gebracht/ und solche mit einem grossen Hauffen Holtz/ Steinen und Kohlen bedecket/ auch einen verwegenen Buben Namens Gvido Faukes (so auch einer von Adel und lange im Niederländischen Kriege gedienet) darzu bestellet / daß er/ wann die bestimmte Zeit/ da das Parlament zusammen kommen sollen / herbey gerücket/ die Lunten und Pulver anzuzünden/ legen solte/ als daß sie nur auf den Morgen des vorgedachten Novembris und Effect ihres grausamen Anschlages warteten.</p> <p>Aber durch sonderliche Schickung GOttes/ welcher nicht zu lassen wollen/ daß der fromme König und so viel unschuldige Menschen so jämmerlich und plötzlich üms Leben kommen solten/ kahm alles eine kleine Zeit zuvor/ ehe es ins Werck gerichtet worden/ wunderlich an den Tag.</p> <p>Denn als noch etwan 10. Tage zum Termin der Versammlung übrig/ bekam der Freyherr von Montaigle von einen unbekandten Laqueien einen Brief ohne Datum und Nahmen/ darinnen er gewarnet wurde/ daß/ wann ihm sein Leben und Wohlfarth lieb wäre/ er eine Ausrede erdencken/ und aus der Versammlung des Parlaments bleiben solte/ denn es würde demselben ein harter und erschrecklicher Knall gegeben werden/ aber doch Niemand gesehen werden wer es gethan hätte.</p> <p>Weil nun der Freyherr von Montiagle, solches nicht recht verstehen konte / gleichwol aber wunderliche Gedancken darüber bekame/ so zeigt er diesen Brief den von Salisburg/ des Königes Secretario, welcher es neben an- </p> </div> </body> </text> </TEI> [337/0347]
Es war auf den fünfften November des berührten 1605. Jahrs eine grosse Versammlung des Parlaments/ oder der Stände des gantzen Königreichs angestellet / da dann im Pallast zu Westmünster zusammen kommen solten der König sammt seinen jungen Printzen/ etliche ausländischen Potentaten und Republiqven Gesandte/ alle Bischöffe/ und geistliche Prälaten/ alle Hertzoge / Marggraffen und Freyherren/ sammt allen Amtleuten/ ingleichen die Abgeordnete des Adels und aller Städte der Kron Engelland/ welchen Versammlungen iedesmahls eine unzehlige Menge Volcks beyzuwohnen pflegt Diese alle beschlossen diese grausamste Mörder aur einmahl hinzurichten/ und mit Pulver in die Lufft zu sprengen/ hernach mit Spanischer und anderer Hülffe die Administration des Königreichs in ein ander Model zu giessen/ worauf sie auch von den obgenandten Jesuiten die Absolution empfingen daß keiner den andern verrathen/ sondern fest beysammen halten/ und den Anschlag ins Werck setzen wolten.
Zu solchen Ende (wie Thunnus l. 153. Boter. l. 12. Meteranus l. 12. berichten) hatten sie heimlich in 36. Tonnen Pulvers in einen Keller/ so unter gedachten Pallast gienge/ gebracht/ und solche mit einem grossen Hauffen Holtz/ Steinen und Kohlen bedecket/ auch einen verwegenen Buben Namens Gvido Faukes (so auch einer von Adel und lange im Niederländischen Kriege gedienet) darzu bestellet / daß er/ wann die bestimmte Zeit/ da das Parlament zusammen kommen sollen / herbey gerücket/ die Lunten und Pulver anzuzünden/ legen solte/ als daß sie nur auf den Morgen des vorgedachten Novembris und Effect ihres grausamen Anschlages warteten.
Aber durch sonderliche Schickung GOttes/ welcher nicht zu lassen wollen/ daß der fromme König und so viel unschuldige Menschen so jämmerlich und plötzlich üms Leben kommen solten/ kahm alles eine kleine Zeit zuvor/ ehe es ins Werck gerichtet worden/ wunderlich an den Tag.
Denn als noch etwan 10. Tage zum Termin der Versammlung übrig/ bekam der Freyherr von Montaigle von einen unbekandten Laqueien einen Brief ohne Datum und Nahmen/ darinnen er gewarnet wurde/ daß/ wann ihm sein Leben und Wohlfarth lieb wäre/ er eine Ausrede erdencken/ und aus der Versammlung des Parlaments bleiben solte/ denn es würde demselben ein harter und erschrecklicher Knall gegeben werden/ aber doch Niemand gesehen werden wer es gethan hätte.
Weil nun der Freyherr von Montiagle, solches nicht recht verstehen konte / gleichwol aber wunderliche Gedancken darüber bekame/ so zeigt er diesen Brief den von Salisburg/ des Königes Secretario, welcher es neben an-
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