Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693.

Bild:
<< vorherige Seite

Grau Püntern einen Eyd/ daß sie dem Hause Oesterreich wider sie nicht dienen wolten/ hieltens aber nicht. Drauf wurden die Mein-Eydige geschlagen/ und wie man sie begraben/ haben sie ihre Arme aus den Gräbern/ und ihre zwey Finger/ zu Bezeugung des Mein - Eyds in die Höhe gereckt.

M. Joh. Stiefler/ in Geistl. Historien-Schatz/ c. 11. pag. 479.

XXXVII. Eine Müllerin schwur einen Eyd zu Einsdorf/ sie hätte sich mit dem Müller nicht verlobt/ legete die hand/ wie beym Schweren der Weiber gebräuchlich/ auf die Brust/ und sprach den Eyd nach. In vier Wochen wurde sie hernach kranck/ und lag lange darnieder/ und konte man ihr die rechte Hand nicht von der Brust wegbringen/ starb also endlich/ und ward mit der Hand auf der Brust begraben.

Bütner, in Epitom. Histor. fol. 406. Matthaeus Hammer, in viridar. Histor. pag. 298.

XXXVIII. Die Völcker/ welche an der eusersten Spitzen/ gegen Suden in Africaso das Vorhaupt der guten Hoffnung benahmet wird/ wohnen/ sehr grob/ bestialisch und wild sind/ Kaffer/ oder Hottentotten von den Holländern genennet werden/ haben einen wunderlichen Gebrauch/ daß/ wenn ein Mann oder Weib gestorben und begraben wird/ alle Freunde biß in den dritten Grad/ und wenn es auch schon nur ein Kind von einen viertel-Jahr wäre/ ihrer alten Gewohnheit nach/ ihnen den kleinen Finger an der lincken Hand abhauen/ und mit ins Grab zum Todten werffen. Wenn aber der Verstorbene viel Vieh gehabt hat / und etliche Freunde nach sich verlässet: So müssen dieselben/ die solches Vieh erben/ als eine Schwester von der andern/ eine Tochter von der Mutter/ eine Mutter von der Großmutter/ von jeden kleinen Finger ein Glied ablösen lassen / ehe sie das Vieh ohne Vermachen/ zu sich nehmen dürffen. Denn der Krancke vermag auf seinem Todt-Bette nicht das geringste wegschencken/ als denen allein / die es als rechtmäßige Erben haben sollen. Aber sie sehen nicht gern/ daß jemand stirbet/ darum lassen sie/ sobald einer kranck wird/ den Wund-Artzt holen/ welcher gantz kein Werckzeug/ noch einige Salbe bey sich führet/ als nur ein scharffes zweyschneidiges Messerlein/ und ein langes Eisen/ daß voran ein Knöpgen hat. Dieser lässet den Krancken mit dem Messer die Ader/ u. brennet am Arm mit den glüenden Eisen einen Brandfleck/ darauf er frisch gekochte Milch/ mit einem Kraut/ welches allda wächset/ trüpffen lässet.

Grau Püntern einen Eyd/ daß sie dem Hause Oesterreich wider sie nicht dienen wolten/ hieltens aber nicht. Drauf wurden die Mein-Eydige geschlagen/ und wie man sie begraben/ haben sie ihre Arme aus den Gräbern/ und ihre zwey Finger/ zu Bezeugung des Mein - Eyds in die Höhe gereckt.

M. Joh. Stiefler/ in Geistl. Historien-Schatz/ c. 11. pag. 479.

XXXVII. Eine Müllerin schwur einen Eyd zu Einsdorf/ sie hätte sich mit dem Müller nicht verlobt/ legete die hand/ wie beym Schweren der Weiber gebräuchlich/ auf die Brust/ und sprach den Eyd nach. In vier Wochen wurde sie hernach kranck/ und lag lange darnieder/ und konte man ihr die rechte Hand nicht von der Brust wegbringen/ starb also endlich/ und ward mit der Hand auf der Brust begraben.

Bütner, in Epitom. Histor. fol. 406. Matthaeus Hammer, in viridar. Histor. pag. 298.

XXXVIII. Die Völcker/ welche an der eusersten Spitzen/ gegen Sudẽ in Africaso das Vorhaupt der guten Hoffnung benahmet wird/ wohnẽ/ sehr grob/ bestialisch und wild sind/ Kaffer/ oder Hottentotten von den Holländern genennet werden/ haben einen wunderlichen Gebrauch/ daß/ wenn ein Mann oder Weib gestorben und begraben wird/ alle Freunde biß in den dritten Grad/ und wenn es auch schon nur ein Kind von einen viertel-Jahr wäre/ ihrer alten Gewohnheit nach/ ihnen den kleinen Finger an der lincken Hand abhauen/ und mit ins Grab zum Todten werffen. Wenn aber der Verstorbene viel Vieh gehabt hat / und etliche Freunde nach sich verlässet: So müssen dieselben/ die solches Vieh erben/ als eine Schwester von der andern/ eine Tochter von der Mutter/ eine Mutter von der Großmutter/ von jeden kleinen Finger ein Glied ablösen lassen / ehe sie das Vieh ohne Vermachen/ zu sich nehmen dürffen. Denn der Krancke vermag auf seinem Todt-Bette nicht das geringste wegschencken/ als denen allein / die es als rechtmäßige Erben haben sollen. Aber sie sehen nicht gern/ daß jemand stirbet/ darum lassen sie/ sobald einer kranck wird/ den Wund-Artzt holen/ welcher gantz kein Werckzeug/ noch einige Salbe bey sich führet/ als nur ein scharffes zweyschneidiges Messerlein/ und ein langes Eisen/ daß voran ein Knöpgen hat. Dieser lässet den Krancken mit dem Messer die Ader/ u. breñet am Arm mit den glüenden Eisen einen Brandfleck/ darauf er frisch gekochte Milch/ mit einem Kraut/ welches allda wächset/ trüpffen lässet.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0985" n="979"/>
Grau Püntern einen Eyd/ daß sie dem Hause Oesterreich                      wider sie nicht dienen wolten/ hieltens aber nicht. Drauf wurden die                      Mein-Eydige geschlagen/ und wie man sie begraben/ haben sie ihre Arme aus den                      Gräbern/ und ihre zwey Finger/ zu Bezeugung des Mein - Eyds in die Höhe                      gereckt.</p>
        <p>M. Joh. Stiefler/ in Geistl. Historien-Schatz/ c. 11. pag. 479.</p>
        <p>XXXVII. Eine Müllerin schwur einen Eyd zu Einsdorf/ sie hätte sich mit dem                      Müller nicht verlobt/ legete die hand/ wie beym Schweren der Weiber                      gebräuchlich/ auf die Brust/ und sprach den Eyd nach. In vier Wochen wurde sie                      hernach kranck/ und lag lange darnieder/ und konte man ihr die rechte Hand                      nicht von der Brust wegbringen/ starb also endlich/ und ward mit der Hand auf                      der Brust begraben.</p>
        <p>Bütner, in Epitom. Histor. fol. 406. Matthaeus Hammer, in viridar. Histor. pag.                      298.</p>
        <p>XXXVIII. Die Völcker/ welche an der eusersten Spitzen/ gegen Sude&#x0303; in                      Africaso das Vorhaupt der guten Hoffnung benahmet wird/ wohne&#x0303;/ sehr                      grob/ bestialisch und wild sind/ Kaffer/ oder Hottentotten von den Holländern                      genennet werden/ haben einen wunderlichen Gebrauch/ daß/ wenn ein Mann oder                      Weib gestorben und begraben wird/ alle Freunde biß in den dritten Grad/ und                      wenn es auch schon nur ein Kind von einen viertel-Jahr wäre/ ihrer alten                      Gewohnheit nach/ ihnen den kleinen Finger an der lincken Hand abhauen/ und mit                      ins Grab zum Todten werffen. Wenn aber der Verstorbene viel Vieh gehabt hat /                      und etliche Freunde nach sich verlässet: So müssen dieselben/ die solches Vieh                      erben/ als eine Schwester von der andern/ eine Tochter von der Mutter/ eine                      Mutter von der Großmutter/ von jeden kleinen Finger ein Glied ablösen lassen /                      ehe sie das Vieh ohne Vermachen/ zu sich nehmen dürffen. Denn der Krancke                      vermag auf seinem Todt-Bette nicht das geringste wegschencken/ als denen allein                     / die es als rechtmäßige Erben haben sollen. Aber sie sehen nicht gern/ daß                      jemand stirbet/ darum lassen sie/ sobald einer kranck wird/ den Wund-Artzt                      holen/ welcher gantz kein Werckzeug/ noch einige Salbe bey sich führet/ als                      nur ein scharffes zweyschneidiges Messerlein/ und ein langes Eisen/ daß voran                      ein Knöpgen hat. Dieser lässet den Krancken mit dem Messer die Ader/ u.                      bren&#x0303;et am Arm mit den glüenden Eisen einen Brandfleck/ darauf er frisch                      gekochte Milch/ mit einem Kraut/ welches allda wächset/ trüpffen lässet.
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[979/0985] Grau Püntern einen Eyd/ daß sie dem Hause Oesterreich wider sie nicht dienen wolten/ hieltens aber nicht. Drauf wurden die Mein-Eydige geschlagen/ und wie man sie begraben/ haben sie ihre Arme aus den Gräbern/ und ihre zwey Finger/ zu Bezeugung des Mein - Eyds in die Höhe gereckt. M. Joh. Stiefler/ in Geistl. Historien-Schatz/ c. 11. pag. 479. XXXVII. Eine Müllerin schwur einen Eyd zu Einsdorf/ sie hätte sich mit dem Müller nicht verlobt/ legete die hand/ wie beym Schweren der Weiber gebräuchlich/ auf die Brust/ und sprach den Eyd nach. In vier Wochen wurde sie hernach kranck/ und lag lange darnieder/ und konte man ihr die rechte Hand nicht von der Brust wegbringen/ starb also endlich/ und ward mit der Hand auf der Brust begraben. Bütner, in Epitom. Histor. fol. 406. Matthaeus Hammer, in viridar. Histor. pag. 298. XXXVIII. Die Völcker/ welche an der eusersten Spitzen/ gegen Sudẽ in Africaso das Vorhaupt der guten Hoffnung benahmet wird/ wohnẽ/ sehr grob/ bestialisch und wild sind/ Kaffer/ oder Hottentotten von den Holländern genennet werden/ haben einen wunderlichen Gebrauch/ daß/ wenn ein Mann oder Weib gestorben und begraben wird/ alle Freunde biß in den dritten Grad/ und wenn es auch schon nur ein Kind von einen viertel-Jahr wäre/ ihrer alten Gewohnheit nach/ ihnen den kleinen Finger an der lincken Hand abhauen/ und mit ins Grab zum Todten werffen. Wenn aber der Verstorbene viel Vieh gehabt hat / und etliche Freunde nach sich verlässet: So müssen dieselben/ die solches Vieh erben/ als eine Schwester von der andern/ eine Tochter von der Mutter/ eine Mutter von der Großmutter/ von jeden kleinen Finger ein Glied ablösen lassen / ehe sie das Vieh ohne Vermachen/ zu sich nehmen dürffen. Denn der Krancke vermag auf seinem Todt-Bette nicht das geringste wegschencken/ als denen allein / die es als rechtmäßige Erben haben sollen. Aber sie sehen nicht gern/ daß jemand stirbet/ darum lassen sie/ sobald einer kranck wird/ den Wund-Artzt holen/ welcher gantz kein Werckzeug/ noch einige Salbe bey sich führet/ als nur ein scharffes zweyschneidiges Messerlein/ und ein langes Eisen/ daß voran ein Knöpgen hat. Dieser lässet den Krancken mit dem Messer die Ader/ u. breñet am Arm mit den glüenden Eisen einen Brandfleck/ darauf er frisch gekochte Milch/ mit einem Kraut/ welches allda wächset/ trüpffen lässet.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693/985
Zitationshilfe: Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693, S. 979. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693/985>, abgerufen am 24.11.2024.