Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693.

Bild:
<< vorherige Seite

Oberste/ so es belagerte/ und wann er iemand von ihnen bekahm/ den sch[unleserliches Material]mpfete er/ schnitt ihnen die Ohren ab/ brandte sie ins Gesichte/ halb machte er dem Weibesvolck die Kleider kürtzer/ und ließ sie solcher gestalt in die Stadt lauffen. Einen armen Mann traf er samt seiner Frauen an/ und da derselbe keine Ranzion geben kunte/ besahl er ihn in die Backen zu brennen/ die Ohren abzuschneiden/ und an stat eines Emblematis auf den Hut/ zuhefften/ am Hals einen Hering/ ein Bißlein Brodt/ und ein wenig Saltz dabey/ die Hände ausn Rücken gebunden/ und denen Gröningern zusagen: diese Praesente schickte er denen Bürgemeistern. Das aber verursachte er damit / daß sie sich Graff Eckarten ergaben/ und die Sachsen ihre Bloquade aufheben musten/ weil Succurs und Proviant in die Stadt gebracht wurde.

M. Stiefler/ im Geistl. Kirchen-Schatz/ cap. 28 pag. 1858.

XXV. Ein Jurist in Engeland/ welcher wieder die Comödien/ Täntze und Mascaraden geschrieben/ und dieselbigen verdammet hatte/ ward deshalber gefangen genommen / ihm die Ohren abgeschnitten/ und muste noch darzu 25000. Pfund Sterling zur Busse erlegen.

Theatr. Europ ad Annum 1634. pag. 179.

Ein anderer/ welcher wieder die Königin Elisabeth frevele Reden ausgestossen / verlohr erstlich seine Ohren/ muste 5000. Thal. Straffe geben/ und ward noch darzu in ein ewig Gefängnis verurtheilet.

ibid. pag. 805. Casp. Zillesius, de mulcta & jure mulct andi, cap. 12. n. 142.

XXVI. Bey Regierung König Caroli IX. in Franckreich/ da man sich noch der Kappen gebrauchte/ befand sich eines Tages ein Beutelschneider/ so durch dieses Handwerck reich worden wahr/ in dem Burgundischen Pallast zu Paris bey einer Comödi/ mit einer solchen Kappe/ wie sie die Edelleuthe trugen/ daran hinten ein Dutzend güldener Knöpffe wahren. Ein anderer Beutelschneider/ als er dieses ersahe/ hat sich im Gedränge des Volcks nahe hinbey gemacht/ sein Meister-Stück zu probiren. Da er nun seine Instrumenta accommodiret hatte / schnitte er einen Knopf nachdem andern fein hübschlich herunter/ biß auf den Letzten/ welchen er auch allbereit ergriff/ solchen abzuschneiden: aber der andere griff ihm in einem Augenblick nach dem Ohr/ und schnitt ihm solches herab. Der Beutelschneider schrie: Mein Ohr! Mein Ohr! und der vermeinte Edelmann hingegen/ Meine Knöpffe! Meine Knöpffe! Ach Herr sprach jener/ da habet ihr eu-

Oberste/ so es belagerte/ und wann er iemand von ihnen bekahm/ den sch[unleserliches Material]mpfete er/ schnitt ihnen die Ohren ab/ brandte sie ins Gesichte/ halb machte er dem Weibesvolck die Kleider kürtzer/ und ließ sie solcher gestalt in die Stadt lauffen. Einen armen Mann traf er samt seiner Frauen an/ und da derselbe keine Ranzion geben kunte/ besahl er ihn in die Backen zu brennen/ die Ohren abzuschneiden/ und an stat eines Emblematis auf den Hut/ zuhefften/ am Hals einen Hering/ ein Bißlein Brodt/ und ein wenig Saltz dabey/ die Hände ausn Rücken gebunden/ und denen Gröningern zusagen: diese Praesente schickte er denen Bürgemeistern. Das aber verursachte er damit / daß sie sich Graff Eckarten ergaben/ und die Sachsen ihre Bloquade aufheben musten/ weil Succurs und Proviant in die Stadt gebracht wurde.

M. Stiefler/ im Geistl. Kirchen-Schatz/ cap. 28 pag. 1858.

XXV. Ein Jurist in Engeland/ welcher wieder die Comödien/ Täntze und Mascaraden geschrieben/ und dieselbigen verdammet hatte/ ward deshalber gefangen genommen / ihm die Ohren abgeschnitten/ und muste noch darzu 25000. Pfund Sterling zur Busse erlegen.

Theatr. Europ ad Annum 1634. pag. 179.

Ein anderer/ welcher wieder die Königin Elisabeth frevele Reden ausgestossen / verlohr erstlich seine Ohren/ muste 5000. Thal. Straffe geben/ und ward noch darzu in ein ewig Gefängnis verurtheilet.

ibid. pag. 805. Casp. Zillesius, de mulcta & jure mulct andi, cap. 12. n. 142.

XXVI. Bey Regierung König Caroli IX. in Franckreich/ da man sich noch der Kappen gebrauchte/ befand sich eines Tages ein Beutelschneider/ so durch dieses Handwerck reich worden wahr/ in dem Burgundischen Pallast zu Paris bey einer Comödi/ mit einer solchen Kappe/ wie sie die Edelleuthe trugen/ daran hinten ein Dutzend güldener Knöpffe wahren. Ein anderer Beutelschneider/ als er dieses ersahe/ hat sich im Gedränge des Volcks nahe hinbey gemacht/ sein Meister-Stück zu probiren. Da er nun seine Instrumenta accommodiret hatte / schnitte er einen Knopf nachdem andern fein hübschlich herunter/ biß auf den Letzten/ welchen er auch allbereit ergriff/ solchen abzuschneiden: aber der andere griff ihm in einem Augenblick nach dem Ohr/ und schnitt ihm solches herab. Der Beutelschneider schrie: Mein Ohr! Mein Ohr! und der vermeinte Edelmann hingegen/ Meine Knöpffe! Meine Knöpffe! Ach Herr sprach jener/ da habet ihr eu-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0945" n="939"/>
Oberste/ so es belagerte/ und wann er iemand von                      ihnen bekahm/ den sch<gap reason="illegible"/>mpfete er/ schnitt ihnen die Ohren ab/ brandte sie                      ins Gesichte/ halb machte er dem Weibesvolck die Kleider kürtzer/ und ließ sie                      solcher gestalt in die Stadt lauffen. Einen armen Mann traf er samt seiner                      Frauen an/ und da derselbe keine Ranzion geben kunte/ besahl er ihn in die                      Backen zu brennen/ die Ohren abzuschneiden/ und an stat eines Emblematis auf                      den Hut/ zuhefften/ am Hals einen Hering/ ein Bißlein Brodt/ und ein wenig                      Saltz dabey/ die Hände ausn Rücken gebunden/ und denen Gröningern zusagen:                      diese Praesente schickte er denen Bürgemeistern. Das aber verursachte er damit /                      daß sie sich Graff Eckarten ergaben/ und die Sachsen ihre Bloquade aufheben                      musten/ weil Succurs und Proviant in die Stadt gebracht wurde.</p>
        <p>M. Stiefler/ im Geistl. Kirchen-Schatz/ cap. 28 pag. 1858.</p>
        <p>XXV. Ein Jurist in Engeland/ welcher wieder die Comödien/ Täntze und Mascaraden                      geschrieben/ und dieselbigen verdammet hatte/ ward deshalber gefangen genommen                     / ihm die Ohren abgeschnitten/ und muste noch darzu 25000. Pfund Sterling zur                      Busse erlegen.</p>
        <p>Theatr. Europ ad Annum 1634. pag. 179.</p>
        <p>Ein anderer/ welcher wieder die Königin Elisabeth frevele Reden ausgestossen /                      verlohr erstlich seine Ohren/ muste 5000. Thal. Straffe geben/ und ward noch                      darzu in ein ewig Gefängnis verurtheilet.</p>
        <p>ibid. pag. 805. Casp. Zillesius, de mulcta &amp; jure mulct andi, cap. 12. n.                      142.</p>
        <p>XXVI. Bey Regierung König Caroli IX. in Franckreich/ da man sich noch der Kappen                      gebrauchte/ befand sich eines Tages ein Beutelschneider/ so durch dieses                      Handwerck reich worden wahr/ in dem Burgundischen Pallast zu Paris bey einer                      Comödi/ mit einer solchen Kappe/ wie sie die Edelleuthe trugen/ daran hinten                      ein Dutzend güldener Knöpffe wahren. Ein anderer Beutelschneider/ als er dieses                      ersahe/ hat sich im Gedränge des Volcks nahe hinbey gemacht/ sein                      Meister-Stück zu probiren. Da er nun seine Instrumenta accommodiret hatte /                      schnitte er einen Knopf nachdem andern fein hübschlich herunter/ biß auf den                      Letzten/ welchen er auch allbereit ergriff/ solchen abzuschneiden: aber der                      andere griff ihm in einem Augenblick nach dem Ohr/ und schnitt ihm solches                      herab. Der Beutelschneider schrie: Mein Ohr! Mein Ohr! und der vermeinte                      Edelmann hingegen/ Meine Knöpffe! Meine Knöpffe! Ach Herr sprach jener/ da                      habet ihr eu-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[939/0945] Oberste/ so es belagerte/ und wann er iemand von ihnen bekahm/ den sch_ mpfete er/ schnitt ihnen die Ohren ab/ brandte sie ins Gesichte/ halb machte er dem Weibesvolck die Kleider kürtzer/ und ließ sie solcher gestalt in die Stadt lauffen. Einen armen Mann traf er samt seiner Frauen an/ und da derselbe keine Ranzion geben kunte/ besahl er ihn in die Backen zu brennen/ die Ohren abzuschneiden/ und an stat eines Emblematis auf den Hut/ zuhefften/ am Hals einen Hering/ ein Bißlein Brodt/ und ein wenig Saltz dabey/ die Hände ausn Rücken gebunden/ und denen Gröningern zusagen: diese Praesente schickte er denen Bürgemeistern. Das aber verursachte er damit / daß sie sich Graff Eckarten ergaben/ und die Sachsen ihre Bloquade aufheben musten/ weil Succurs und Proviant in die Stadt gebracht wurde. M. Stiefler/ im Geistl. Kirchen-Schatz/ cap. 28 pag. 1858. XXV. Ein Jurist in Engeland/ welcher wieder die Comödien/ Täntze und Mascaraden geschrieben/ und dieselbigen verdammet hatte/ ward deshalber gefangen genommen / ihm die Ohren abgeschnitten/ und muste noch darzu 25000. Pfund Sterling zur Busse erlegen. Theatr. Europ ad Annum 1634. pag. 179. Ein anderer/ welcher wieder die Königin Elisabeth frevele Reden ausgestossen / verlohr erstlich seine Ohren/ muste 5000. Thal. Straffe geben/ und ward noch darzu in ein ewig Gefängnis verurtheilet. ibid. pag. 805. Casp. Zillesius, de mulcta & jure mulct andi, cap. 12. n. 142. XXVI. Bey Regierung König Caroli IX. in Franckreich/ da man sich noch der Kappen gebrauchte/ befand sich eines Tages ein Beutelschneider/ so durch dieses Handwerck reich worden wahr/ in dem Burgundischen Pallast zu Paris bey einer Comödi/ mit einer solchen Kappe/ wie sie die Edelleuthe trugen/ daran hinten ein Dutzend güldener Knöpffe wahren. Ein anderer Beutelschneider/ als er dieses ersahe/ hat sich im Gedränge des Volcks nahe hinbey gemacht/ sein Meister-Stück zu probiren. Da er nun seine Instrumenta accommodiret hatte / schnitte er einen Knopf nachdem andern fein hübschlich herunter/ biß auf den Letzten/ welchen er auch allbereit ergriff/ solchen abzuschneiden: aber der andere griff ihm in einem Augenblick nach dem Ohr/ und schnitt ihm solches herab. Der Beutelschneider schrie: Mein Ohr! Mein Ohr! und der vermeinte Edelmann hingegen/ Meine Knöpffe! Meine Knöpffe! Ach Herr sprach jener/ da habet ihr eu-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693/945
Zitationshilfe: Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693, S. 939. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693/945>, abgerufen am 25.11.2024.