Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693.[weil sie in solche Entführung gewilliget] erst die Nase/ darnach die Gurgel in ihren Bett abschnitt/ ihre Mutter aber/ als die Kuplerin/ vom Fenster herab ins Meer stürtzte. Da Robertus dieses vernahm/ satzte er sich gäntzlich für/ diese unmenschliche That aufs grausamste zu straffen/ eilete demnach auf Constantinopel zu/ starb aber vor grossen Unwillen und Grimm auf dem Wege in Achaja, Anno 1228. als er noch nicht 7. Jahr regieret hatte. Gotefried/ in der Hist. Chron. pag. 578. Bey welchen unterschiedliche Exempel mehr/ denen die Ohren und Nasen abgeschnitten worden [welches vor Alters gar gemein wahr] zufinden/ als pag. 274. 487. 496. und 405. XXII. Als in dem dreyzehenden Seculo nach Christi Geburth/ die Tartarn in Pohlen und andern benachbarten Landen einfiehlen/ haben sie von den Christen in einer Schlacht so viel niedergemacht/ daß/ da sie iedweden nur die Nase abgeschnitten/ neun Säcke voll damit gefüllet worden/ die Tartarn wahren damahls funfmahl hundert tausend Mann starck. Dubrav. lib. 3. hist. Bohem. Münster, lib. 4. cosmograph. c. 41. pag. 1181. Del-Rio, lib. 2. disquis. Magic. q. 12. pag. 175. Zeiler, in der 414. Epistel führet gleichfals an/ daß als Anno 1552. die Christen die Stadt Segedin in Ungarn denen Türcken abgenommen/ und sie denen zum Entsatz des Schlosses ankommenden Türcken entgegen gezogen/ sie eine grosse Niederlage erlitten/ daß die Türcken damahls 5000. denen Christen abgeschnittene Nasen/ mit 40. Fahnen und etlichen Gefangenen/ nach Constantinopel geschickt. XXIII. Hierbey wird incidenter gefraget/ ob ein Handwercksmann/ oder andere ehrliche Person/ welche von den Soldaten mit Gewalt und grosser Bedrohung gezwungen worden/ einen andern ein Ohr abzuschneiden/ üm deswillen aus dem Handwerck zuwerffen/ und ihrer Dienste zu entsetzen? welches von D. Richtern / Decis. 80. n. 26. mit Nein beantwortet/ auch daselbst mit einem diesfals gesprochenen Urthel bestärcket wird. XXIV. Kluge Politici haben nie darzu gerathen/ daß ein Feind den andern beschimpffen soll/ so geringe er auch ist/ oder wenn er gleich dißmahl gesieget/ daß er seine Victorie jenem viel exprobire/ es ist offt geschehen / daß so harte/ schimpfliche Conditiones groß Unheil verursachet. Man weiß/ wie es Anno 1506. zu Gröningen in Sachsen hergangen. Dracksdorf hieß der [weil sie in solche Entführung gewilliget] erst die Nase/ darnach die Gurgel in ihren Bett abschnitt/ ihre Mutter aber/ als die Kuplerin/ vom Fenster herab ins Meer stürtzte. Da Robertus dieses vernahm/ satzte er sich gäntzlich für/ diese unmenschliche That aufs grausamste zu straffen/ eilete demnach auf Constantinopel zu/ starb aber vor grossen Unwillen und Grim̃ auf dem Wege in Achaja, Anno 1228. als er noch nicht 7. Jahr regieret hatte. Gotefried/ in der Hist. Chron. pag. 578. Bey welchen unterschiedliche Exempel mehr/ denen die Ohren und Nasen abgeschnitten worden [welches vor Alters gar gemein wahr] zufinden/ als pag. 274. 487. 496. und 405. XXII. Als in dem dreyzehenden Seculo nach Christi Geburth/ die Tartarn in Pohlen und andern benachbarten Landen einfiehlen/ haben sie von den Christen in einer Schlacht so viel niedergemacht/ daß/ da sie iedweden nur die Nase abgeschnitten/ neun Säcke voll damit gefüllet worden/ die Tartarn wahren damahls funfmahl hundert tausend Mann starck. Dubrav. lib. 3. hist. Bohëm. Münster, lib. 4. cosmograph. c. 41. pag. 1181. Del-Rio, lib. 2. disquis. Magic. q. 12. pag. 175. Zeiler, in der 414. Epistel führet gleichfals an/ daß als Anno 1552. die Christen die Stadt Segedin in Ungarn denen Türcken abgenommen/ und sie denen zum Entsatz des Schlosses ankommenden Türcken entgegen gezogen/ sie eine grosse Niederlage erlitten/ daß die Türcken damahls 5000. denen Christen abgeschnittene Nasen/ mit 40. Fahnen und etlichen Gefangenen/ nach Constantinopel geschickt. XXIII. Hierbey wird incidenter gefraget/ ob ein Handwercksmann/ oder andere ehrliche Person/ welche von den Soldaten mit Gewalt und grosser Bedrohung gezwungen worden/ einen andern ein Ohr abzuschneiden/ üm deswillen aus dem Handwerck zuwerffen/ und ihrer Dienste zu entsetzen? welches von D. Richtern / Decis. 80. n. 26. mit Nein beantwortet/ auch daselbst mit einem diesfals gesprochenen Urthel bestärcket wird. XXIV. Kluge Politici haben nie darzu gerathen/ daß ein Feind den andern beschimpffen soll/ so geringe er auch ist/ oder wenn er gleich dißmahl gesieget/ daß er seine Victorie jenem viel exprobire/ es ist offt geschehen / daß so harte/ schimpfliche Conditiones groß Unheil verursachet. Man weiß/ wie es Anno 1506. zu Gröningen in Sachsen hergangen. Dracksdorf hieß der <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0944" n="938"/> [weil sie in solche Entführung gewilliget] erst die Nase/ darnach die Gurgel in ihren Bett abschnitt/ ihre Mutter aber/ als die Kuplerin/ vom Fenster herab ins Meer stürtzte. Da Robertus dieses vernahm/ satzte er sich gäntzlich für/ diese unmenschliche That aufs grausamste zu straffen/ eilete demnach auf Constantinopel zu/ starb aber vor grossen Unwillen und Grim̃ auf dem Wege in Achaja, Anno 1228. als er noch nicht 7. Jahr regieret hatte.</p> <p>Gotefried/ in der Hist. Chron. pag. 578.</p> <p>Bey welchen unterschiedliche Exempel mehr/ denen die Ohren und Nasen abgeschnitten worden [welches vor Alters gar gemein wahr] zufinden/ als pag. 274. 487. 496. und 405.</p> <p>XXII. Als in dem dreyzehenden Seculo nach Christi Geburth/ die Tartarn in Pohlen und andern benachbarten Landen einfiehlen/ haben sie von den Christen in einer Schlacht so viel niedergemacht/ daß/ da sie iedweden nur die Nase abgeschnitten/ neun Säcke voll damit gefüllet worden/ die Tartarn wahren damahls funfmahl hundert tausend Mann starck.</p> <p>Dubrav. lib. 3. hist. Bohëm. Münster, lib. 4. cosmograph. c. 41. pag. 1181. Del-Rio, lib. 2. disquis. Magic. q. 12. pag. 175.</p> <p>Zeiler, in der 414. Epistel führet gleichfals an/ daß als Anno 1552. die Christen die Stadt Segedin in Ungarn denen Türcken abgenommen/ und sie denen zum Entsatz des Schlosses ankommenden Türcken entgegen gezogen/ sie eine grosse Niederlage erlitten/ daß die Türcken damahls 5000. denen Christen abgeschnittene Nasen/ mit 40. Fahnen und etlichen Gefangenen/ nach Constantinopel geschickt.</p> <p>XXIII. Hierbey wird incidenter gefraget/ ob ein Handwercksmann/ oder andere ehrliche Person/ welche von den Soldaten mit Gewalt und grosser Bedrohung gezwungen worden/ einen andern ein Ohr abzuschneiden/ üm deswillen aus dem Handwerck zuwerffen/ und ihrer Dienste zu entsetzen? welches von D. Richtern / Decis. 80. n. 26. mit Nein beantwortet/ auch daselbst mit einem diesfals gesprochenen Urthel bestärcket wird.</p> <p>XXIV. Kluge Politici haben nie darzu gerathen/ daß ein Feind den andern beschimpffen soll/ so geringe er auch ist/ oder wenn er gleich dißmahl gesieget/ daß er seine Victorie jenem viel exprobire/ es ist offt geschehen / daß so harte/ schimpfliche Conditiones groß Unheil verursachet. Man weiß/ wie es Anno 1506. zu Gröningen in Sachsen hergangen. Dracksdorf hieß der </p> </div> </body> </text> </TEI> [938/0944]
[weil sie in solche Entführung gewilliget] erst die Nase/ darnach die Gurgel in ihren Bett abschnitt/ ihre Mutter aber/ als die Kuplerin/ vom Fenster herab ins Meer stürtzte. Da Robertus dieses vernahm/ satzte er sich gäntzlich für/ diese unmenschliche That aufs grausamste zu straffen/ eilete demnach auf Constantinopel zu/ starb aber vor grossen Unwillen und Grim̃ auf dem Wege in Achaja, Anno 1228. als er noch nicht 7. Jahr regieret hatte.
Gotefried/ in der Hist. Chron. pag. 578.
Bey welchen unterschiedliche Exempel mehr/ denen die Ohren und Nasen abgeschnitten worden [welches vor Alters gar gemein wahr] zufinden/ als pag. 274. 487. 496. und 405.
XXII. Als in dem dreyzehenden Seculo nach Christi Geburth/ die Tartarn in Pohlen und andern benachbarten Landen einfiehlen/ haben sie von den Christen in einer Schlacht so viel niedergemacht/ daß/ da sie iedweden nur die Nase abgeschnitten/ neun Säcke voll damit gefüllet worden/ die Tartarn wahren damahls funfmahl hundert tausend Mann starck.
Dubrav. lib. 3. hist. Bohëm. Münster, lib. 4. cosmograph. c. 41. pag. 1181. Del-Rio, lib. 2. disquis. Magic. q. 12. pag. 175.
Zeiler, in der 414. Epistel führet gleichfals an/ daß als Anno 1552. die Christen die Stadt Segedin in Ungarn denen Türcken abgenommen/ und sie denen zum Entsatz des Schlosses ankommenden Türcken entgegen gezogen/ sie eine grosse Niederlage erlitten/ daß die Türcken damahls 5000. denen Christen abgeschnittene Nasen/ mit 40. Fahnen und etlichen Gefangenen/ nach Constantinopel geschickt.
XXIII. Hierbey wird incidenter gefraget/ ob ein Handwercksmann/ oder andere ehrliche Person/ welche von den Soldaten mit Gewalt und grosser Bedrohung gezwungen worden/ einen andern ein Ohr abzuschneiden/ üm deswillen aus dem Handwerck zuwerffen/ und ihrer Dienste zu entsetzen? welches von D. Richtern / Decis. 80. n. 26. mit Nein beantwortet/ auch daselbst mit einem diesfals gesprochenen Urthel bestärcket wird.
XXIV. Kluge Politici haben nie darzu gerathen/ daß ein Feind den andern beschimpffen soll/ so geringe er auch ist/ oder wenn er gleich dißmahl gesieget/ daß er seine Victorie jenem viel exprobire/ es ist offt geschehen / daß so harte/ schimpfliche Conditiones groß Unheil verursachet. Man weiß/ wie es Anno 1506. zu Gröningen in Sachsen hergangen. Dracksdorf hieß der
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Zitationshilfe: | Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693, S. 938. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693/944>, abgerufen am 16.02.2025. |