Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693.einen Esel gebunden/ ihr der Zaum/ ihm der Schwantz in die Hand gegeben/ durch die vornehmste Gassen der gantzen Stadt Constantinopel geführet/ Männiglich zum Exempel gewiesen/ biß sie endlich über dem Fisch-Marckt zum Thor hinaus aufs Meer/ allwo eine Gericht-Stelle aufgebauet/ gebracht worden/ da machte man sie beyde ledig. Und zwar nahm man erst den Griechen/ zog ihn fasenackt aus [doch blieb die Scham mit einen Tuch bedeckt] band ihm Hände und Füsse auf den Rücken zusammen/ henckt ihn lebendig am Galgen/ in einen eisernen Hacken/ der ihm auf der Seite durch die Rippen gieng/ daß er noch alles sehen kunte/ was man mit siener Buhlschafft würde vornehmen. Da die Türck in diese schreckliche Straffe sahe/ ruffte sie ihm zu/ er solte gedultig seyn. Aber man ließ sie nicht viel Worte machen/ sondern fuhr auch mit ihr fort/ band ihr die Augen zu / und erfäuffte sie im Meer/ lieferte nachmahls den todten Cörper der Freundschafft. Der Grieche muste solchen Jammer zuschauen/ mit grossen Schmertzen/ wäre zwar gerne tod gewesen/ aber konte nicht sterben/ denn das Hertz war noch frisch im Leibe. Es ward auch das Gericht alsbald durch etliche Wächter besetzt/ daß man den armen Sünder nicht vergeben mögte würde. Als er nun drey Tageu. Nacht in unfäglicher Pein halb tod und halb lebendig hieng/ ist ein Wächter durch des Griechen Freunde bestochenworden/ welcher ihm Gifft in einen Schwam/ an stat Eßigs beybracht/ daran er den vierbten Tag gestorben. Mich. Heberer/ lib. 2. 2. c. 38 Servit AEgyptiac. M. Stiefler/ im geistl. Hist. Schatz/ cap. 11. pag. 612. XI. Sonst wird es auch in Türckey wegen Abstraffung der Unzucht folgender gestalt gehalten/ nemlich zu Nachts gehet der Subaci oder Stadt-Richter in der Gaßen üm / findet er welche in Huren-Winckeln/ so nimmt er sie zu sich/ und setzet sie gefangen biß auf den Morgen. Dann setzet er das Weib auf ein Saumthier/ mit ein paar Hörnern auf den Kopf/ und der Buhler muß den Esel führen/ welchen die Augen mit einer Farbe gefärbet sind/ da werffen ihn die Buben mit faulen Pommerantzen/ Aepffeln oder andern Dingen/ verhöhnen und verspotten sie. Der Buhler bekömmt noch darzu hundert Streiche/ und sie muß den Esel bezahlen / oder der Ehebrecher muß sich mit Gelbe lösen/ und sie wird aufm Esel zur Schande herum geführet/ nackend durch alle Gassen/ mit Küh- und Ochsen-Kutteln behenckt/ gegeisselt und gesteiniget. Matth, Hammes, in virid. hist. pag. 349. einen Esel gebunden/ ihr der Zaum/ ihm der Schwantz in die Hand gegeben/ durch die vornehmste Gassen der gantzen Stadt Constantinopel geführet/ Männiglich zum Exempel gewiesen/ biß sie endlich über dem Fisch-Marckt zum Thor hinaus aufs Meer/ allwo eine Gericht-Stelle aufgebauet/ gebracht worden/ da machte man sie beyde ledig. Und zwar nahm man erst den Griechen/ zog ihn fasenackt aus [doch blieb die Scham mit einen Tuch bedeckt] band ihm Hände und Füsse auf den Rücken zusammen/ henckt ihn lebendig am Galgen/ in einen eisernen Hacken/ der ihm auf der Seite durch die Rippen gieng/ daß er noch alles sehen kunte/ was man mit siener Buhlschafft würde vornehmen. Da die Türck in diese schreckliche Straffe sahe/ ruffte sie ihm zu/ er solte gedultig seyn. Aber man ließ sie nicht viel Worte machen/ sondern fuhr auch mit ihr fort/ band ihr die Augen zu / und erfäuffte sie im Meer/ lieferte nachmahls den todten Cörper der Freundschafft. Der Grieche muste solchen Jammer zuschauen/ mit grossen Schmertzen/ wäre zwar gerne tod gewesen/ aber konte nicht sterben/ denn das Hertz war noch frisch im Leibe. Es ward auch das Gericht alsbald durch etliche Wächter besetzt/ daß man den armẽ Sünder nicht vergeben mögte würde. Als er nun drey Tageu. Nacht in unfäglicher Pein halb tod und halb lebendig hieng/ ist ein Wächter durch des Griechen Freunde bestochenworden/ welcher ihm Gifft in einen Schwam/ an stat Eßigs beybracht/ daran er den vierbten Tag gestorben. Mich. Heberer/ lib. 2. 2. c. 38 Servit AEgyptiac. M. Stiefler/ im geistl. Hist. Schatz/ cap. 11. pag. 612. XI. Sonst wird es auch in Türckey wegen Abstraffung der Unzucht folgender gestalt gehalten/ nemlich zu Nachts gehet der Subaci oder Stadt-Richter in der Gaßen üm / findet er welche in Huren-Winckeln/ so nimmt er sie zu sich/ und setzet sie gefangen biß auf den Morgen. Dann setzet er das Weib auf ein Saumthier/ mit ein paar Hörnern auf den Kopf/ und der Buhler muß den Esel führen/ welchen die Augen mit einer Farbe gefärbet sind/ da werffen ihn die Buben mit faulen Pommerantzen/ Aepffeln oder andern Dingen/ verhöhnen und verspotten sie. Der Buhler bekömmt noch darzu hundert Streiche/ und sie muß den Esel bezahlen / oder der Ehebrecher muß sich mit Gelbe lösen/ und sie wird aufm Esel zur Schande herum geführet/ nackend durch alle Gassen/ mit Küh- und Ochsen-Kutteln behenckt/ gegeisselt und gesteiniget. Matth, Hammes, in virid. hist. pag. 349. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0829" n="821"/> einen Esel gebunden/ ihr der Zaum/ ihm der Schwantz in die Hand gegeben/ durch die vornehmste Gassen der gantzen Stadt Constantinopel geführet/ Männiglich zum Exempel gewiesen/ biß sie endlich über dem Fisch-Marckt zum Thor hinaus aufs Meer/ allwo eine Gericht-Stelle aufgebauet/ gebracht worden/ da machte man sie beyde ledig. Und zwar nahm man erst den Griechen/ zog ihn fasenackt aus [doch blieb die Scham mit einen Tuch bedeckt] band ihm Hände und Füsse auf den Rücken zusammen/ henckt ihn lebendig am Galgen/ in einen eisernen Hacken/ der ihm auf der Seite durch die Rippen gieng/ daß er noch alles sehen kunte/ was man mit siener Buhlschafft würde vornehmen. Da die Türck in diese schreckliche Straffe sahe/ ruffte sie ihm zu/ er solte gedultig seyn. Aber man ließ sie nicht viel Worte machen/ sondern fuhr auch mit ihr fort/ band ihr die Augen zu / und erfäuffte sie im Meer/ lieferte nachmahls den todten Cörper der Freundschafft. Der Grieche muste solchen Jammer zuschauen/ mit grossen Schmertzen/ wäre zwar gerne tod gewesen/ aber konte nicht sterben/ denn das Hertz war noch frisch im Leibe. Es ward auch das Gericht alsbald durch etliche Wächter besetzt/ daß man den armẽ Sünder nicht vergeben mögte würde. Als er nun drey Tageu. Nacht in unfäglicher Pein halb tod und halb lebendig hieng/ ist ein Wächter durch des Griechen Freunde bestochenworden/ welcher ihm Gifft in einen Schwam/ an stat Eßigs beybracht/ daran er den vierbten Tag gestorben.</p> <p>Mich. Heberer/ lib. 2. 2. c. 38 Servit AEgyptiac. M. Stiefler/ im geistl. Hist. Schatz/ cap. 11. pag. 612.</p> <p>XI. Sonst wird es auch in Türckey wegen Abstraffung der Unzucht folgender gestalt gehalten/ nemlich zu Nachts gehet der Subaci oder Stadt-Richter in der Gaßen üm / findet er welche in Huren-Winckeln/ so nimmt er sie zu sich/ und setzet sie gefangen biß auf den Morgen. Dann setzet er das Weib auf ein Saumthier/ mit ein paar Hörnern auf den Kopf/ und der Buhler muß den Esel führen/ welchen die Augen mit einer Farbe gefärbet sind/ da werffen ihn die Buben mit faulen Pommerantzen/ Aepffeln oder andern Dingen/ verhöhnen und verspotten sie. Der Buhler bekömmt noch darzu hundert Streiche/ und sie muß den Esel bezahlen / oder der Ehebrecher muß sich mit Gelbe lösen/ und sie wird aufm Esel zur Schande herum geführet/ nackend durch alle Gassen/ mit Küh- und Ochsen-Kutteln behenckt/ gegeisselt und gesteiniget.</p> <p>Matth, Hammes, in virid. hist. pag. 349.</p> </div> </body> </text> </TEI> [821/0829]
einen Esel gebunden/ ihr der Zaum/ ihm der Schwantz in die Hand gegeben/ durch die vornehmste Gassen der gantzen Stadt Constantinopel geführet/ Männiglich zum Exempel gewiesen/ biß sie endlich über dem Fisch-Marckt zum Thor hinaus aufs Meer/ allwo eine Gericht-Stelle aufgebauet/ gebracht worden/ da machte man sie beyde ledig. Und zwar nahm man erst den Griechen/ zog ihn fasenackt aus [doch blieb die Scham mit einen Tuch bedeckt] band ihm Hände und Füsse auf den Rücken zusammen/ henckt ihn lebendig am Galgen/ in einen eisernen Hacken/ der ihm auf der Seite durch die Rippen gieng/ daß er noch alles sehen kunte/ was man mit siener Buhlschafft würde vornehmen. Da die Türck in diese schreckliche Straffe sahe/ ruffte sie ihm zu/ er solte gedultig seyn. Aber man ließ sie nicht viel Worte machen/ sondern fuhr auch mit ihr fort/ band ihr die Augen zu / und erfäuffte sie im Meer/ lieferte nachmahls den todten Cörper der Freundschafft. Der Grieche muste solchen Jammer zuschauen/ mit grossen Schmertzen/ wäre zwar gerne tod gewesen/ aber konte nicht sterben/ denn das Hertz war noch frisch im Leibe. Es ward auch das Gericht alsbald durch etliche Wächter besetzt/ daß man den armẽ Sünder nicht vergeben mögte würde. Als er nun drey Tageu. Nacht in unfäglicher Pein halb tod und halb lebendig hieng/ ist ein Wächter durch des Griechen Freunde bestochenworden/ welcher ihm Gifft in einen Schwam/ an stat Eßigs beybracht/ daran er den vierbten Tag gestorben.
Mich. Heberer/ lib. 2. 2. c. 38 Servit AEgyptiac. M. Stiefler/ im geistl. Hist. Schatz/ cap. 11. pag. 612.
XI. Sonst wird es auch in Türckey wegen Abstraffung der Unzucht folgender gestalt gehalten/ nemlich zu Nachts gehet der Subaci oder Stadt-Richter in der Gaßen üm / findet er welche in Huren-Winckeln/ so nimmt er sie zu sich/ und setzet sie gefangen biß auf den Morgen. Dann setzet er das Weib auf ein Saumthier/ mit ein paar Hörnern auf den Kopf/ und der Buhler muß den Esel führen/ welchen die Augen mit einer Farbe gefärbet sind/ da werffen ihn die Buben mit faulen Pommerantzen/ Aepffeln oder andern Dingen/ verhöhnen und verspotten sie. Der Buhler bekömmt noch darzu hundert Streiche/ und sie muß den Esel bezahlen / oder der Ehebrecher muß sich mit Gelbe lösen/ und sie wird aufm Esel zur Schande herum geführet/ nackend durch alle Gassen/ mit Küh- und Ochsen-Kutteln behenckt/ gegeisselt und gesteiniget.
Matth, Hammes, in virid. hist. pag. 349.
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Zitationshilfe: | Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693, S. 821. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693/829>, abgerufen am 01.07.2024. |