Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693.zeug lieget/ in Stein gehauen/ und diesen Wagen ziehen bey paaren Wölffe/ Bären/ Löwen/ Tieger und dergleichen wilde Thiere / auf welche der Fuhrmann mit einer starcken Peitsche tapffe zuschläget. Darüber ieset man folgende Worthe: Virtutis est domare, quae cuncti pavent, der Tugend kömmet zu/ dasselbe/ daß jederman fürchtet/ zu zähmen. Aber auf dem Thür-Gerüste der zweyten/ siehet man zwey große an den Füssen gefässelte Zucht-Buben Brasilien Holtz raspen/ und unter denselben in einem runden Schilde / mit allerhand vergüldeten Ketten und Fässeln umgeben/ einen andern Baumseide würcken. Welches alles ebenmäßig in Stein gehauen/ u. mit seinen eignen Farben übermahlet. Durch die zweyte Thür gelanget man in einen weiten viereckichten Hoff/ daraus alle Gefängnisse/ vermittelst starcker eisernen Gitter ihr Licht schöpffen. In diesen Hoff stehet eine hohe Seule oder Pranger/ mit der Gerechtigkeit oben auf/ welche ihr Schwerd und Waage in den Händen führet. Hieran werden die Züchtlinge/ wenn sie was verschuldet/ zuweilen gebunden und gestäupet. Unten um den Hoff herum sitzen gemeiniglich die Landläuffer und Diebe / welche den Galgen noch nicht verdienet/ und hierin/ nachdem man sie öffentlich gestäupt/ auff etliche Jahr verwiesen sind. Diese müssen/ etliche gefässelt/ etliche ungefässelt/ nachdem sie alt und starck seyn/ schwere Arbeit thun. Sonderlich aber Brasilien Holtz raspen/ und zwar so klein und mit solcher Mühe/ daß ihnen offtmals der Schweiß wiewohl sie falt gantz nackend stehen/ darüber Tropffenweise ausbricht. Wenn sie ihre gesetzte Tagewerck vollbracht/ denn haben sie erst Feierabend/ und eher nicht. Aber oben sitzen die Bettel- und andere muthwillige Jungen/ welche den Leuthen auff den Gassen überlästig fielen/ und weben/ unter anderer Arbeit/ die ihnen nach eines jeden Fähigkeit und Macht aufferleget wird/ Baumseyden und dergleichen Zeuge / auch haben sie ihre Schule/ drinn sie lesen und schreiben lernen: Und wann einer von ihnen Muthwillen getrieben/ wird er mit den Kopff zwischen zwo Stöcke geklemmet/ auff eine Banck/ die in dieser Schule stehet/ geleget/ und mit Ruthen gestrichen. In gemeldter Schule müssen des Sontages alle Zucht-Buben zusammen kommen/ da ihnen denn aus der Heil. Schrifft vorgelesen/ und ihr ruchloses/ eine Zeitlang gepflogenes Wesen und Leben vorgehalten/ auch ein anderer Weg zu Besserung ihres Wandels angewiesen wird. Sie haben auch einen eignen Pfarrer/ der ihnen prediget/ und sie in Christenthum unterrichtet. zeug lieget/ in Stein gehauen/ und diesen Wagen ziehen bey paaren Wölffe/ Bären/ Löwen/ Tieger und dergleichen wilde Thiere / auf welche der Fuhrmann mit einer starcken Peitsche tapffe zuschläget. Darüber ieset man folgende Worthe: Virtutis est domare, quae cuncti pavent, der Tugend kömmet zu/ dasselbe/ daß jederman fürchtet/ zu zähmen. Aber auf dem Thür-Gerüste der zweyten/ siehet man zwey große an den Füssen gefässelte Zucht-Buben Brasilien Holtz raspen/ und unter denselben in einem runden Schilde / mit allerhand vergüldeten Ketten und Fässeln umgeben/ einen andern Baumseide würcken. Welches alles ebenmäßig in Stein gehauen/ u. mit seinen eignen Farben übermahlet. Durch die zweyte Thür gelanget man in einen weiten viereckichten Hoff/ daraus alle Gefängnisse/ vermittelst starcker eisernen Gitter ihr Licht schöpffen. In diesen Hoff stehet eine hohe Seule oder Pranger/ mit der Gerechtigkeit oben auf/ welche ihr Schwerd und Waage in den Händen führet. Hieran werden die Züchtlinge/ wenn sie was verschuldet/ zuweilen gebunden und gestäupet. Unten um den Hoff herum sitzen gemeiniglich die Landläuffer und Diebe / welche den Galgen noch nicht verdienet/ und hierin/ nachdem man sie öffentlich gestäupt/ auff etliche Jahr verwiesen sind. Diese müssen/ etliche gefässelt/ etliche ungefässelt/ nachdem sie alt und starck seyn/ schwere Arbeit thun. Sonderlich aber Brasilien Holtz raspen/ und zwar so klein und mit solcher Mühe/ daß ihnen offtmals der Schweiß wiewohl sie falt gantz nackend stehen/ darüber Tropffenweise ausbricht. Wenn sie ihre gesetzte Tagewerck vollbracht/ denn haben sie erst Feierabend/ und eher nicht. Aber oben sitzen die Bettel- und andere muthwillige Jungen/ welche den Leuthen auff den Gassen überlästig fielen/ und weben/ unter anderer Arbeit/ die ihnen nach eines jeden Fähigkeit und Macht aufferleget wird/ Baumseyden und dergleichen Zeuge / auch haben sie ihre Schule/ drinn sie lesen und schreiben lernen: Und wann einer von ihnen Muthwillen getriebẽ/ wird er mit den Kopff zwischen zwo Stöcke geklemmet/ auff eine Banck/ die in dieser Schule stehet/ geleget/ und mit Ruthen gestrichen. In gemeldter Schule müssen des Sontages alle Zucht-Buben zusammen kommen/ da ihnen denn aus der Heil. Schrifft vorgelesen/ und ihr ruchloses/ eine Zeitlang gepflogenes Wesen und Leben vorgehalten/ auch ein anderer Weg zu Besserung ihres Wandels angewiesen wird. Sie haben auch einen eignen Pfarrer/ der ihnen prediget/ und sie in Christenthum unterrichtet. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0734" n="718"/> zeug lieget/ in Stein gehauen/ und diesen Wagen ziehen bey paaren Wölffe/ Bären/ Löwen/ Tieger und dergleichen wilde Thiere / auf welche der Fuhrmann mit einer starcken Peitsche tapffe zuschläget. Darüber ieset man folgende Worthe: Virtutis est domare, quae cuncti pavent, der Tugend kömmet zu/ dasselbe/ daß jederman fürchtet/ zu zähmen. Aber auf dem Thür-Gerüste der zweyten/ siehet man zwey große an den Füssen gefässelte Zucht-Buben Brasilien Holtz raspen/ und unter denselben in einem runden Schilde / mit allerhand vergüldeten Ketten und Fässeln umgeben/ einen andern Baumseide würcken. Welches alles ebenmäßig in Stein gehauen/ u. mit seinen eignen Farben übermahlet. Durch die zweyte Thür gelanget man in einen weiten viereckichten Hoff/ daraus alle Gefängnisse/ vermittelst starcker eisernen Gitter ihr Licht schöpffen. In diesen Hoff stehet eine hohe Seule oder Pranger/ mit der Gerechtigkeit oben auf/ welche ihr Schwerd und Waage in den Händen führet. Hieran werden die Züchtlinge/ wenn sie was verschuldet/ zuweilen gebunden und gestäupet. Unten um den Hoff herum sitzen gemeiniglich die Landläuffer und Diebe / welche den Galgen noch nicht verdienet/ und hierin/ nachdem man sie öffentlich gestäupt/ auff etliche Jahr verwiesen sind. Diese müssen/ etliche gefässelt/ etliche ungefässelt/ nachdem sie alt und starck seyn/ schwere Arbeit thun. Sonderlich aber Brasilien Holtz raspen/ und zwar so klein und mit solcher Mühe/ daß ihnen offtmals der Schweiß wiewohl sie falt gantz nackend stehen/ darüber Tropffenweise ausbricht. Wenn sie ihre gesetzte Tagewerck vollbracht/ denn haben sie erst Feierabend/ und eher nicht. Aber oben sitzen die Bettel- und andere muthwillige Jungen/ welche den Leuthen auff den Gassen überlästig fielen/ und weben/ unter anderer Arbeit/ die ihnen nach eines jeden Fähigkeit und Macht aufferleget wird/ Baumseyden und dergleichen Zeuge / auch haben sie ihre Schule/ drinn sie lesen und schreiben lernen: Und wann einer von ihnen Muthwillen getriebẽ/ wird er mit den Kopff zwischen zwo Stöcke geklemmet/ auff eine Banck/ die in dieser Schule stehet/ geleget/ und mit Ruthen gestrichen. In gemeldter Schule müssen des Sontages alle Zucht-Buben zusammen kommen/ da ihnen denn aus der Heil. Schrifft vorgelesen/ und ihr ruchloses/ eine Zeitlang gepflogenes Wesen und Leben vorgehalten/ auch ein anderer Weg zu Besserung ihres Wandels angewiesen wird. Sie haben auch einen eignen Pfarrer/ der ihnen prediget/ und sie in Christenthum unterrichtet.</p> </div> </body> </text> </TEI> [718/0734]
zeug lieget/ in Stein gehauen/ und diesen Wagen ziehen bey paaren Wölffe/ Bären/ Löwen/ Tieger und dergleichen wilde Thiere / auf welche der Fuhrmann mit einer starcken Peitsche tapffe zuschläget. Darüber ieset man folgende Worthe: Virtutis est domare, quae cuncti pavent, der Tugend kömmet zu/ dasselbe/ daß jederman fürchtet/ zu zähmen. Aber auf dem Thür-Gerüste der zweyten/ siehet man zwey große an den Füssen gefässelte Zucht-Buben Brasilien Holtz raspen/ und unter denselben in einem runden Schilde / mit allerhand vergüldeten Ketten und Fässeln umgeben/ einen andern Baumseide würcken. Welches alles ebenmäßig in Stein gehauen/ u. mit seinen eignen Farben übermahlet. Durch die zweyte Thür gelanget man in einen weiten viereckichten Hoff/ daraus alle Gefängnisse/ vermittelst starcker eisernen Gitter ihr Licht schöpffen. In diesen Hoff stehet eine hohe Seule oder Pranger/ mit der Gerechtigkeit oben auf/ welche ihr Schwerd und Waage in den Händen führet. Hieran werden die Züchtlinge/ wenn sie was verschuldet/ zuweilen gebunden und gestäupet. Unten um den Hoff herum sitzen gemeiniglich die Landläuffer und Diebe / welche den Galgen noch nicht verdienet/ und hierin/ nachdem man sie öffentlich gestäupt/ auff etliche Jahr verwiesen sind. Diese müssen/ etliche gefässelt/ etliche ungefässelt/ nachdem sie alt und starck seyn/ schwere Arbeit thun. Sonderlich aber Brasilien Holtz raspen/ und zwar so klein und mit solcher Mühe/ daß ihnen offtmals der Schweiß wiewohl sie falt gantz nackend stehen/ darüber Tropffenweise ausbricht. Wenn sie ihre gesetzte Tagewerck vollbracht/ denn haben sie erst Feierabend/ und eher nicht. Aber oben sitzen die Bettel- und andere muthwillige Jungen/ welche den Leuthen auff den Gassen überlästig fielen/ und weben/ unter anderer Arbeit/ die ihnen nach eines jeden Fähigkeit und Macht aufferleget wird/ Baumseyden und dergleichen Zeuge / auch haben sie ihre Schule/ drinn sie lesen und schreiben lernen: Und wann einer von ihnen Muthwillen getriebẽ/ wird er mit den Kopff zwischen zwo Stöcke geklemmet/ auff eine Banck/ die in dieser Schule stehet/ geleget/ und mit Ruthen gestrichen. In gemeldter Schule müssen des Sontages alle Zucht-Buben zusammen kommen/ da ihnen denn aus der Heil. Schrifft vorgelesen/ und ihr ruchloses/ eine Zeitlang gepflogenes Wesen und Leben vorgehalten/ auch ein anderer Weg zu Besserung ihres Wandels angewiesen wird. Sie haben auch einen eignen Pfarrer/ der ihnen prediget/ und sie in Christenthum unterrichtet.
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