Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693.XII. Da man aber nur neue Balcken an die steinerne Pfeiler leget/ werden auf beyden Seiten Kloben an gewisse/ doch starcke Höltzer und grosse Stricke üm die Balcken fest angemachet/ auch Strebe-Höltzer/ an die Pfeiler gesetzet/ auf welchen der Balcken im Hinaufziehen ruhet und fortgeschoben wird/ biß er gäntzlich hinauf auf das Mauer-Werck gebracht/ und sodann vollend von den Mäurern mit Steinen und Kalck befetiget wird. Bey diesem Actu stehen die Obermeister der Handwercke auf beyden Seiten/ und ziehen an denen von den Kloben herab gehenden langen Seilen oder Stricken/ die Zimmerleuthe und Mäurer aber haben alsdann ihre Verrichtung bey den Balcken und Pfeilern/ daß er recht und ohne Schaden hinuf komme. XIII. Wann dieses geschehen/ ziehet man in obiger Ordnung wieder heim/ und wird denen Zimmerleuthen und Mäurern ihr verdienter Lohn/ und zugleich neben denen Obermeistern und adhibirten Ausschüssern etliche Tonnen Bier/ nachdem ihrer viel oder wenig/ zuvertrincken von dem Peinlichen Gerichts-Herrn gegeben. XIV. Denn diesem und keinem andern kömmet zu/ aus dem Fisco die Hoch-Gerichte als Gelgen/ Räder/ Hexen-Stöcke/ Rabensteine/ Pranger/ und andere Gerichts-Zeichen über Hals und Haut aufrichten zu lassen/ und im baulichen Wesen zuerhalten: Carpzov. in pract. crim. p. 3. q. 109. n. 66. & 68. nec non q. 138 n. 52. XV. Um deswillen bekömmt er die Straff-Gelder/ als fructus jurisdictionis, und nach Sachsen-Recht noch darzu die Gerade und das Heergewette/ wenn keine Erben vorhanden. Land-R. lin. 1. art. 28. lib. 1. Weichbild/ art. 59. ubi Glossa in verb. Gerade / so Erbloß stirbet/ wird dem Richter darum gefolget/ daß er Richterliche Gewalt/ und davon Stöcke/ Pranger/ Galgen/ Staupen und allerley Sachen / damit man Missethäter peiniget/ üm ihren verdienten Lohn/ halten soll. add. Andr. Goltbeck/ de Gerada, sub tit. de tertio ord. succedend. n. 1. Schurer, de success. ab interstat. tit. 18. n. 1. & 2. Dan. Moller, ad const. Elect. ult. n. 9. part. 3. Joh. Schneidewin, ad tit. Instit. de haered. XII. Da man aber nur neue Balcken an die steinerne Pfeiler leget/ werden auf beyden Seiten Kloben an gewisse/ doch starcke Höltzer und grosse Stricke üm die Balcken fest angemachet/ auch Strebe-Höltzer/ an die Pfeiler gesetzet/ auf welchen der Balcken im Hinaufziehen ruhet und fortgeschoben wird/ biß er gäntzlich hinauf auf das Mauer-Werck gebracht/ und sodann vollend von den Mäurern mit Steinen und Kalck befetiget wird. Bey diesem Actu stehen die Obermeister der Handwercke auf beyden Seiten/ und ziehen an denen von den Kloben herab gehenden langen Seilen oder Stricken/ die Zimmerleuthe und Mäurer aber haben alsdann ihre Verrichtung bey den Balcken und Pfeilern/ daß er recht und ohne Schaden hinuf komme. XIII. Wann dieses geschehen/ ziehet man in obiger Ordnung wieder heim/ und wird denen Zimmerleuthen und Mäurern ihr verdienter Lohn/ und zugleich neben denen Obermeistern und adhibirten Ausschüssern etliche Tonnen Bier/ nachdem ihrer viel oder wenig/ zuvertrincken von dem Peinlichen Gerichts-Herrn gegeben. XIV. Denn diesem und keinem andern kömmet zu/ aus dem Fisco die Hoch-Gerichte als Gelgen/ Räder/ Hexen-Stöcke/ Rabensteine/ Pranger/ und andere Gerichts-Zeichen über Hals und Haut aufrichten zu lassen/ und im baulichen Wesen zuerhalten: Carpzov. in pract. crim. p. 3. q. 109. n. 66. & 68. nec non q. 138 n. 52. XV. Um deswillen bekömmt er die Straff-Gelder/ als fructus jurisdictionis, und nach Sachsen-Recht noch darzu die Gerade und das Heergewette/ wenn keine Erben vorhanden. Land-R. lin. 1. art. 28. lib. 1. Weichbild/ art. 59. ubi Glossa in verb. Gerade / so Erbloß stirbet/ wird dem Richter darum gefolget/ daß er Richterliche Gewalt/ und davon Stöcke/ Pranger/ Galgen/ Staupen und allerley Sachen / damit man Missethäter peiniget/ üm ihren verdienten Lohn/ halten soll. add. Andr. Goltbeck/ de Gerada, sub tit. de tertio ord. succedend. n. 1. Schurer, de success. ab interstat. tit. 18. n. 1. & 2. Dan. Moller, ad const. Elect. ult. n. 9. part. 3. Joh. Schneidewin, ad tit. Instit. de haered. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0630" n="614"/> <p>XII. Da man aber nur neue Balcken an die steinerne Pfeiler leget/ werden auf beyden Seiten Kloben an gewisse/ doch starcke Höltzer und grosse Stricke üm die Balcken fest angemachet/ auch Strebe-Höltzer/ an die Pfeiler gesetzet/ auf welchen der Balcken im Hinaufziehen ruhet und fortgeschoben wird/ biß er gäntzlich hinauf auf das Mauer-Werck gebracht/ und sodann vollend von den Mäurern mit Steinen und Kalck befetiget wird. Bey diesem Actu stehen die Obermeister der Handwercke auf beyden Seiten/ und ziehen an denen von den Kloben herab gehenden langen Seilen oder Stricken/ die Zimmerleuthe und Mäurer aber haben alsdann ihre Verrichtung bey den Balcken und Pfeilern/ daß er recht und ohne Schaden hinuf komme.</p> <p>XIII. Wann dieses geschehen/ ziehet man in obiger Ordnung wieder heim/ und wird denen Zimmerleuthen und Mäurern ihr verdienter Lohn/ und zugleich neben denen Obermeistern und adhibirten Ausschüssern etliche Tonnen Bier/ nachdem ihrer viel oder wenig/ zuvertrincken von dem Peinlichen Gerichts-Herrn gegeben.</p> <p>XIV. Denn diesem und keinem andern kömmet zu/ aus dem Fisco die Hoch-Gerichte als Gelgen/ Räder/ Hexen-Stöcke/ Rabensteine/ Pranger/ und andere Gerichts-Zeichen über Hals und Haut aufrichten zu lassen/ und im baulichen Wesen zuerhalten:</p> <p>Carpzov. in pract. crim. p. 3. q. 109. n. 66. & 68. nec non q. 138 n. 52.</p> <p>XV. Um deswillen bekömmt er die Straff-Gelder/ als fructus jurisdictionis, und nach Sachsen-Recht noch darzu die Gerade und das Heergewette/ wenn keine Erben vorhanden.</p> <p>Land-R. lin. 1. art. 28. lib. 1. Weichbild/ art. 59. ubi Glossa in verb. Gerade / so Erbloß stirbet/ wird dem Richter darum gefolget/ daß er Richterliche Gewalt/ und davon Stöcke/ Pranger/ Galgen/ Staupen und allerley Sachen / damit man Missethäter peiniget/ üm ihren verdienten Lohn/ halten soll.</p> <p>add.</p> <p>Andr. Goltbeck/ de Gerada, sub tit. de tertio ord. succedend. n. 1. Schurer, de success. ab interstat. tit. 18. n. 1. & 2. Dan. Moller, ad const. Elect. ult. n. 9. part. 3. Joh. Schneidewin, ad tit. Instit. de haered. </p> </div> </body> </text> </TEI> [614/0630]
XII. Da man aber nur neue Balcken an die steinerne Pfeiler leget/ werden auf beyden Seiten Kloben an gewisse/ doch starcke Höltzer und grosse Stricke üm die Balcken fest angemachet/ auch Strebe-Höltzer/ an die Pfeiler gesetzet/ auf welchen der Balcken im Hinaufziehen ruhet und fortgeschoben wird/ biß er gäntzlich hinauf auf das Mauer-Werck gebracht/ und sodann vollend von den Mäurern mit Steinen und Kalck befetiget wird. Bey diesem Actu stehen die Obermeister der Handwercke auf beyden Seiten/ und ziehen an denen von den Kloben herab gehenden langen Seilen oder Stricken/ die Zimmerleuthe und Mäurer aber haben alsdann ihre Verrichtung bey den Balcken und Pfeilern/ daß er recht und ohne Schaden hinuf komme.
XIII. Wann dieses geschehen/ ziehet man in obiger Ordnung wieder heim/ und wird denen Zimmerleuthen und Mäurern ihr verdienter Lohn/ und zugleich neben denen Obermeistern und adhibirten Ausschüssern etliche Tonnen Bier/ nachdem ihrer viel oder wenig/ zuvertrincken von dem Peinlichen Gerichts-Herrn gegeben.
XIV. Denn diesem und keinem andern kömmet zu/ aus dem Fisco die Hoch-Gerichte als Gelgen/ Räder/ Hexen-Stöcke/ Rabensteine/ Pranger/ und andere Gerichts-Zeichen über Hals und Haut aufrichten zu lassen/ und im baulichen Wesen zuerhalten:
Carpzov. in pract. crim. p. 3. q. 109. n. 66. & 68. nec non q. 138 n. 52.
XV. Um deswillen bekömmt er die Straff-Gelder/ als fructus jurisdictionis, und nach Sachsen-Recht noch darzu die Gerade und das Heergewette/ wenn keine Erben vorhanden.
Land-R. lin. 1. art. 28. lib. 1. Weichbild/ art. 59. ubi Glossa in verb. Gerade / so Erbloß stirbet/ wird dem Richter darum gefolget/ daß er Richterliche Gewalt/ und davon Stöcke/ Pranger/ Galgen/ Staupen und allerley Sachen / damit man Missethäter peiniget/ üm ihren verdienten Lohn/ halten soll.
add.
Andr. Goltbeck/ de Gerada, sub tit. de tertio ord. succedend. n. 1. Schurer, de success. ab interstat. tit. 18. n. 1. & 2. Dan. Moller, ad const. Elect. ult. n. 9. part. 3. Joh. Schneidewin, ad tit. Instit. de haered.
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Zitationshilfe: | Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693, S. 614. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693/630>, abgerufen am 16.07.2024. |