Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693.nicht sagen zum Ubelthäter/ dem er sein Recht thun soll: Lieber N. vergib mir/ was ich heute an dir thun werde. Denn warum will er so sagen? Thut er doch recht daran/ darum darf er keines Vergebens/ welches allein auf die Sünde und das Unrecht gehet/ denn sein Ambt ist/ daß er das Unrecht soll straffen: gleichwie es unrecht wäre/ so ein Vater zu seinem Sohne/ wenn er ihn stäupen wolte/ sagte: Lieber Sohn/ vergib mir / daß ich dich stäupen will. Nein/ es ist recht gethan/ drum soll es der Sohn leiden/ denn GOtt will es so haben. Confer. Peinl. Sächß. Inquis. und Achts-Proceß/ tit, 12. art. 2. §. 3. pag. 191. Dan. Clasen, ad art. 97. const. crim. pag. 367. CCCLXV. Alsdann kniet der arme Sünder bey dem vorher auf den Richt-Platz geführten Sand-Hauffen nieder/ oder wird wohl auf einen Schemel gesetzet / dessen Arme von des Scharffrichters Gehülffen rücklings gebogen/ mit Stricken daran fest gemachet/ ihm die Augen mit einem Tuch zu/ und/ wenn er mit dem Schwerd gerichtet werden soll/ die Haare in die Höhe gebunden/ welches schon bey den Heyden/ zur Zeit der Christen Verfolgung üblich gewesen/ wie D. Casp. Sagittarius, in tr. de Martyr. cruciat. pag. 76. & 77. §. 21. mit unterschiedlichen Exempeln erweiset. Add. Tacit. 4. Annall. Ammian. lib. 14. Lips. in not. ad lib. 2. c. 2. de cruce. Ingleichen bey den Juden / Joseph. lib. 7. de Bello Judaic. c. 14. & Hegesipp. lib. 5. c. 47. und ward solche Fascia oder Binde Maphorte genennet / de qua voce vid. Gerhard. Voss. lib. 2. de vitiis Sermon. Lat. c. 23. CCCLXVI. Indem nun die Geistlichen dem armen Sünder noch vorbethen und zuruffen / HErr JEsu dir lebe ich/ HErr JEsu/ dir sterbe ich/ HErr JEsu/ dein bin ich tod und lebendig! verrichtet der Nachrichter sein Ambt. Drauf singen die Anwesende/ worzu bißweilen auch wohl Knaben aus der Schulen/ nebst ihren Praeceptore, genommen werden/ das Lied/ Nun bitten wir den Heiligen Geist / sc. sc. Und wenn solches zum Ende/ fraget der Scharffrichter/ das blosse Richt-Schwerd noch in Händen habend/ den Beambten oder Land-Richter/ so nebst den Schöppen und Gericht-Schreiber zu Pferde im Kreiß hält: Herr Richter! oder herr Land-Richter habe ich recht gerichtet? nicht sagen zum Ubelthäter/ dem er sein Recht thun soll: Lieber N. vergib mir/ was ich heute an dir thun werde. Denn warum will er so sagen? Thut er doch recht daran/ darum darf er keines Vergebens/ welches allein auf die Sünde und das Unrecht gehet/ denn sein Ambt ist/ daß er das Unrecht soll straffen: gleichwie es unrecht wäre/ so ein Vater zu seinem Sohne/ wenn er ihn stäupen wolte/ sagte: Lieber Sohn/ vergib mir / daß ich dich stäupen will. Nein/ es ist recht gethan/ drum soll es der Sohn leiden/ denn GOtt will es so haben. Confer. Peinl. Sächß. Inquis. und Achts-Proceß/ tit, 12. art. 2. §. 3. pag. 191. Dan. Clasen, ad art. 97. const. crim. pag. 367. CCCLXV. Alsdann kniet der arme Sünder bey dem vorher auf den Richt-Platz geführten Sand-Hauffen nieder/ oder wird wohl auf einen Schemel gesetzet / dessen Arme von des Scharffrichters Gehülffen rücklings gebogen/ mit Stricken daran fest gemachet/ ihm die Augen mit einem Tuch zu/ und/ weñ er mit dem Schwerd gerichtet werden soll/ die Haare in die Höhe gebunden/ welches schon bey den Heyden/ zur Zeit der Christen Verfolgung üblich gewesen/ wie D. Casp. Sagittarius, in tr. de Martyr. cruciat. pag. 76. & 77. §. 21. mit unterschiedlichen Exempeln erweiset. Add. Tacit. 4. Annall. Ammian. lib. 14. Lips. in not. ad lib. 2. c. 2. de cruce. Ingleichen bey den Juden / Joseph. lib. 7. de Bello Judaic. c. 14. & Hegesipp. lib. 5. c. 47. und ward solche Fascia oder Binde Maphorte genennet / de qua voce vid. Gerhard. Voss. lib. 2. de vitiis Sermon. Lat. c. 23. CCCLXVI. Indem nun die Geistlichen dem armen Sünder noch vorbethen und zuruffen / HErr JEsu dir lebe ich/ HErr JEsu/ dir sterbe ich/ HErr JEsu/ dein bin ich tod und lebendig! verrichtet der Nachrichter sein Ambt. Drauf singen die Anwesende/ worzu bißweilen auch wohl Knaben aus der Schulen/ nebst ihren Praeceptore, genommen werden/ das Lied/ Nun bitten wir den Heiligen Geist / sc. sc. Und wenn solches zum Ende/ fraget der Scharffrichter/ das blosse Richt-Schwerd noch in Händen habend/ den Beambten oder Land-Richter/ so nebst den Schöppen und Gericht-Schreiber zu Pferde im Kreiß hält: Herr Richter! oder herr Land-Richter habe ich recht gerichtet? <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0473" n="457"/> nicht sagen zum Ubelthäter/ dem er sein Recht thun soll: Lieber N. vergib mir/ was ich heute an dir thun werde. Denn warum will er so sagen? Thut er doch recht daran/ darum darf er keines Vergebens/ welches allein auf die Sünde und das Unrecht gehet/ denn sein Ambt ist/ daß er das Unrecht soll straffen: gleichwie es unrecht wäre/ so ein Vater zu seinem Sohne/ wenn er ihn stäupen wolte/ sagte: Lieber Sohn/ vergib mir / daß ich dich stäupen will. Nein/ es ist recht gethan/ drum soll es der Sohn leiden/ denn GOtt will es so haben.</p> <p>Confer. Peinl. Sächß. Inquis. und Achts-Proceß/ tit, 12. art. 2. §. 3. pag. 191. Dan. Clasen, ad art. 97. const. crim. pag. 367.</p> <p>CCCLXV. Alsdann kniet der arme Sünder bey dem vorher auf den Richt-Platz geführten Sand-Hauffen nieder/ oder wird wohl auf einen Schemel gesetzet / dessen Arme von des Scharffrichters Gehülffen rücklings gebogen/ mit Stricken daran fest gemachet/ ihm die Augen mit einem Tuch zu/ und/ weñ er mit dem Schwerd gerichtet werden soll/ die Haare in die Höhe gebunden/ welches schon bey den Heyden/ zur Zeit der Christen Verfolgung üblich gewesen/ wie D. Casp. Sagittarius, in tr. de Martyr. cruciat. pag. 76. & 77. §. 21. mit unterschiedlichen Exempeln erweiset.</p> <p>Add. Tacit. 4. Annall. Ammian. lib. 14. Lips. in not. ad lib. 2. c. 2. de cruce.</p> <p>Ingleichen bey den Juden /</p> <p>Joseph. lib. 7. de Bello Judaic. c. 14. & Hegesipp. lib. 5. c. 47.</p> <p>und ward solche Fascia oder Binde Maphorte genennet /</p> <p>de qua voce vid. Gerhard. Voss. lib. 2. de vitiis Sermon. Lat. c. 23.</p> <p>CCCLXVI. Indem nun die Geistlichen dem armen Sünder noch vorbethen und zuruffen / HErr JEsu dir lebe ich/ HErr JEsu/ dir sterbe ich/ HErr JEsu/ dein bin ich tod und lebendig! verrichtet der Nachrichter sein Ambt. Drauf singen die Anwesende/ worzu bißweilen auch wohl Knaben aus der Schulen/ nebst ihren Praeceptore, genommen werden/ das Lied/ Nun bitten wir den Heiligen Geist / sc. sc. Und wenn solches zum Ende/ fraget der Scharffrichter/ das blosse Richt-Schwerd noch in Händen habend/ den Beambten oder Land-Richter/ so nebst den Schöppen und Gericht-Schreiber zu Pferde im Kreiß hält: Herr Richter! oder herr Land-Richter habe ich recht gerichtet? </p> </div> </body> </text> </TEI> [457/0473]
nicht sagen zum Ubelthäter/ dem er sein Recht thun soll: Lieber N. vergib mir/ was ich heute an dir thun werde. Denn warum will er so sagen? Thut er doch recht daran/ darum darf er keines Vergebens/ welches allein auf die Sünde und das Unrecht gehet/ denn sein Ambt ist/ daß er das Unrecht soll straffen: gleichwie es unrecht wäre/ so ein Vater zu seinem Sohne/ wenn er ihn stäupen wolte/ sagte: Lieber Sohn/ vergib mir / daß ich dich stäupen will. Nein/ es ist recht gethan/ drum soll es der Sohn leiden/ denn GOtt will es so haben.
Confer. Peinl. Sächß. Inquis. und Achts-Proceß/ tit, 12. art. 2. §. 3. pag. 191. Dan. Clasen, ad art. 97. const. crim. pag. 367.
CCCLXV. Alsdann kniet der arme Sünder bey dem vorher auf den Richt-Platz geführten Sand-Hauffen nieder/ oder wird wohl auf einen Schemel gesetzet / dessen Arme von des Scharffrichters Gehülffen rücklings gebogen/ mit Stricken daran fest gemachet/ ihm die Augen mit einem Tuch zu/ und/ weñ er mit dem Schwerd gerichtet werden soll/ die Haare in die Höhe gebunden/ welches schon bey den Heyden/ zur Zeit der Christen Verfolgung üblich gewesen/ wie D. Casp. Sagittarius, in tr. de Martyr. cruciat. pag. 76. & 77. §. 21. mit unterschiedlichen Exempeln erweiset.
Add. Tacit. 4. Annall. Ammian. lib. 14. Lips. in not. ad lib. 2. c. 2. de cruce.
Ingleichen bey den Juden /
Joseph. lib. 7. de Bello Judaic. c. 14. & Hegesipp. lib. 5. c. 47.
und ward solche Fascia oder Binde Maphorte genennet /
de qua voce vid. Gerhard. Voss. lib. 2. de vitiis Sermon. Lat. c. 23.
CCCLXVI. Indem nun die Geistlichen dem armen Sünder noch vorbethen und zuruffen / HErr JEsu dir lebe ich/ HErr JEsu/ dir sterbe ich/ HErr JEsu/ dein bin ich tod und lebendig! verrichtet der Nachrichter sein Ambt. Drauf singen die Anwesende/ worzu bißweilen auch wohl Knaben aus der Schulen/ nebst ihren Praeceptore, genommen werden/ das Lied/ Nun bitten wir den Heiligen Geist / sc. sc. Und wenn solches zum Ende/ fraget der Scharffrichter/ das blosse Richt-Schwerd noch in Händen habend/ den Beambten oder Land-Richter/ so nebst den Schöppen und Gericht-Schreiber zu Pferde im Kreiß hält: Herr Richter! oder herr Land-Richter habe ich recht gerichtet?
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693/473 |
Zitationshilfe: | Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693, S. 457. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693/473>, abgerufen am 16.02.2025. |