Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693.

Bild:
<< vorherige Seite

täglich in Bier und Brandeweine voll gesoffen/ nicht gebethet/ auch des Jahrs über 2. mahl nicht in die Kirche gangen/ sondern wenn man zum Gottesdienst ausgeläutet/ über Feld nach andern Dörffern in die Schencken und Brandeweins-Häuser gegangen/ und mannichmahl in acht Tagen nicht wieder heim kommen/ und wenn er sich wieder eingestellet/ hätte er mit erschrecklichen Fluchen und Vermessen bey Teufel-holen/ ihr noch einen Schaden zuthun/ sie von einer Ecken zur andern gejaget/ mit Schlägen übel tractiret / und mit Füssen getreten/ daß sie fast keine ruhige Stunde bey ihn gehabt / deswegen sie ihren Buhlen gebethen/ ihm seinen Rest zu geben/ welches auch bald darauf erfolget/ zumahl da er des Pfarrers Vermahn- und Warnungen/ der ihn offte deswegen vorgehabt/ auch von dem Geistlichen Consistorio ein- und andermahl drum gezüchtiget worden/ nichts geachtet/ auch sich nicht bessern wollen: Denn als er einsmahls in dem Dorf Zechheim gewesen/ und bey großen Wasser/ voller Weise des Nachtes über einen langen Steg gehen wollen/ hätte ihn ihr Buhle Hans herunter gestossen/ daß er ersoffen/ und man ihn erst den dritten Tag hernach/ mit den Haren an einen Weidenbaum hangend/ gefunden / welcher/ wie bekant/ zu Drachenstädt auf den Schind-Anger/ wie ein Vieh eingescharret worden.

Nota

(Hier werden nun weiter die aus den in Urthel befindlichen Interrogatorien formirte Articul gefraget/ und der Inquisitin Antwort drauf noch weiter annotiret/ biß zum Ende. Wenn sie alles bekant/ und auf Zureden/ nichts mehr wissen will/ wird derselben alles/ was sie ausgesaget/ nochmahls deutlich und langsam von einem membro zum andern durch den Actuarium vorgelesen/ und der Schluß des Examinis folgender Gestalt registriret:)

Weil denn Inquisitin ein mehrers zuberichten nicht gewust/ ist ihr ihre Urgicht nochmahls von Wort zu Wort deutlich und vernemlich wieder vorgelesen/ auch darzwischen unterschiedliche mahl befraget worden/ ob denn dieses alles / was sie bekant/ die gründliche Warheit/ und also warhafftige wie es niedergeschrieben/ ergangen sey? sie auch darbey biß an ihr Ende beständig verbleiben wolle? darauf hat sie allemahl Ja/ Ja gesagt/ auch oft den Schwur / Warlich es verhielte sich also/ hinzu gethan/ mit beständigen Erbiethen/ bey demjenigen/ was sie einmahl bekant/ unänderlich biß in den Tod zu verbleiben. Ist drauf nicht wieder in das Gefängnis unter der

täglich in Bier und Brandeweine voll gesoffen/ nicht gebethet/ auch des Jahrs über 2. mahl nicht in die Kirche gangen/ sondern wenn man zum Gottesdienst ausgeläutet/ über Feld nach andern Dörffern in die Schencken und Brandeweins-Häuser gegangen/ und mannichmahl in acht Tagen nicht wieder heim kommen/ und wenn er sich wieder eingestellet/ hätte er mit erschrecklichen Fluchen und Vermessen bey Teufel-holen/ ihr noch einen Schaden zuthun/ sie von einer Ecken zur andern gejaget/ mit Schlägen übel tractiret / und mit Füssen getreten/ daß sie fast keine ruhige Stunde bey ihn gehabt / deswegen sie ihren Buhlen gebethen/ ihm seinen Rest zu geben/ welches auch bald darauf erfolget/ zumahl da er des Pfarrers Vermahn- und Warnungen/ der ihn offte deswegen vorgehabt/ auch von dem Geistlichen Consistorio ein- und andermahl drum gezüchtiget worden/ nichts geachtet/ auch sich nicht bessern wollen: Denn als er einsmahls in dem Dorf Zechheim gewesen/ und bey großen Wasser/ voller Weise des Nachtes über einen langen Steg gehen wollen/ hätte ihn ihr Buhle Hans herunter gestossen/ daß er ersoffen/ und man ihn erst den dritten Tag hernach/ mit den Haren an einen Weidenbaum hangend/ gefunden / welcher/ wie bekant/ zu Drachenstädt auf den Schind-Anger/ wie ein Vieh eingescharret worden.

Nota

(Hier werden nun weiter die aus den in Urthel befindlichen Interrogatorien formirte Articul gefraget/ und der Inquisitin Antwort drauf noch weiter annotiret/ biß zum Ende. Wenn sie alles bekant/ und auf Zureden/ nichts mehr wissen will/ wird derselben alles/ was sie ausgesaget/ nochmahls deutlich und langsam von einem membro zum andern durch den Actuarium vorgelesen/ und der Schluß des Examinis folgender Gestalt registriret:)

Weil denn Inquisitin ein mehrers zuberichten nicht gewust/ ist ihr ihre Urgicht nochmahls von Wort zu Wort deutlich und vernemlich wieder vorgelesen/ auch darzwischen unterschiedliche mahl befraget worden/ ob deñ dieses alles / was sie bekant/ die gründliche Warheit/ und also warhafftige wie es niedergeschrieben/ ergangen sey? sie auch darbey biß an ihr Ende beständig verbleiben wolle? darauf hat sie allemahl Ja/ Ja gesagt/ auch oft den Schwur / Warlich es verhielte sich also/ hinzu gethan/ mit beständigen Erbiethen/ bey demjenigen/ was sie einmahl bekant/ unänderlich biß in den Tod zu verbleiben. Ist drauf nicht wieder in das Gefängnis unter der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0448" n="432"/>
täglich in Bier und Brandeweine voll gesoffen/ nicht                      gebethet/ auch des Jahrs über 2. mahl nicht in die Kirche gangen/ sondern wenn                      man zum Gottesdienst ausgeläutet/ über Feld nach andern Dörffern in die                      Schencken und Brandeweins-Häuser gegangen/ und mannichmahl in acht Tagen nicht                      wieder heim kommen/ und wenn er sich wieder eingestellet/ hätte er mit                      erschrecklichen Fluchen und Vermessen bey Teufel-holen/ ihr noch einen Schaden                      zuthun/ sie von einer Ecken zur andern gejaget/ mit Schlägen übel tractiret /                      und mit Füssen getreten/ daß sie fast keine ruhige Stunde bey ihn gehabt /                      deswegen sie ihren Buhlen gebethen/ ihm seinen Rest zu geben/ welches auch                      bald darauf erfolget/ zumahl da er des Pfarrers Vermahn- und Warnungen/ der                      ihn offte deswegen vorgehabt/ auch von dem Geistlichen Consistorio ein- und                      andermahl drum gezüchtiget worden/ nichts geachtet/ auch sich nicht bessern                      wollen: Denn als er einsmahls in dem Dorf Zechheim gewesen/ und bey großen                      Wasser/ voller Weise des Nachtes über einen langen Steg gehen wollen/ hätte                      ihn ihr Buhle Hans herunter gestossen/ daß er ersoffen/ und man ihn erst den                      dritten Tag hernach/ mit den Haren an einen Weidenbaum hangend/ gefunden /                      welcher/ wie bekant/ zu Drachenstädt auf den Schind-Anger/ wie ein Vieh                      eingescharret worden.</p>
        <p>Nota</p>
        <p>(Hier werden nun weiter die aus den in Urthel befindlichen Interrogatorien                      formirte Articul gefraget/ und der Inquisitin Antwort drauf noch weiter                      annotiret/ biß zum Ende. Wenn sie alles bekant/ und auf Zureden/ nichts mehr                      wissen will/ wird derselben alles/ was sie ausgesaget/ nochmahls deutlich und                      langsam von einem membro zum andern durch den Actuarium vorgelesen/ und der                      Schluß des Examinis folgender Gestalt registriret:)</p>
        <p>Weil denn Inquisitin ein mehrers zuberichten nicht gewust/ ist ihr ihre Urgicht                      nochmahls von Wort zu Wort deutlich und vernemlich wieder vorgelesen/ auch                      darzwischen unterschiedliche mahl befraget worden/ ob den&#x0303; dieses alles                     / was sie bekant/ die gründliche Warheit/ und also warhafftige wie es                      niedergeschrieben/ ergangen sey? sie auch darbey biß an ihr Ende beständig                      verbleiben wolle? darauf hat sie allemahl Ja/ Ja gesagt/ auch oft den Schwur /                      Warlich es verhielte sich also/ hinzu gethan/ mit beständigen Erbiethen/ bey                      demjenigen/ was sie einmahl bekant/ unänderlich biß in den Tod zu verbleiben.                      Ist drauf nicht wieder in das Gefängnis unter der
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[432/0448] täglich in Bier und Brandeweine voll gesoffen/ nicht gebethet/ auch des Jahrs über 2. mahl nicht in die Kirche gangen/ sondern wenn man zum Gottesdienst ausgeläutet/ über Feld nach andern Dörffern in die Schencken und Brandeweins-Häuser gegangen/ und mannichmahl in acht Tagen nicht wieder heim kommen/ und wenn er sich wieder eingestellet/ hätte er mit erschrecklichen Fluchen und Vermessen bey Teufel-holen/ ihr noch einen Schaden zuthun/ sie von einer Ecken zur andern gejaget/ mit Schlägen übel tractiret / und mit Füssen getreten/ daß sie fast keine ruhige Stunde bey ihn gehabt / deswegen sie ihren Buhlen gebethen/ ihm seinen Rest zu geben/ welches auch bald darauf erfolget/ zumahl da er des Pfarrers Vermahn- und Warnungen/ der ihn offte deswegen vorgehabt/ auch von dem Geistlichen Consistorio ein- und andermahl drum gezüchtiget worden/ nichts geachtet/ auch sich nicht bessern wollen: Denn als er einsmahls in dem Dorf Zechheim gewesen/ und bey großen Wasser/ voller Weise des Nachtes über einen langen Steg gehen wollen/ hätte ihn ihr Buhle Hans herunter gestossen/ daß er ersoffen/ und man ihn erst den dritten Tag hernach/ mit den Haren an einen Weidenbaum hangend/ gefunden / welcher/ wie bekant/ zu Drachenstädt auf den Schind-Anger/ wie ein Vieh eingescharret worden. Nota (Hier werden nun weiter die aus den in Urthel befindlichen Interrogatorien formirte Articul gefraget/ und der Inquisitin Antwort drauf noch weiter annotiret/ biß zum Ende. Wenn sie alles bekant/ und auf Zureden/ nichts mehr wissen will/ wird derselben alles/ was sie ausgesaget/ nochmahls deutlich und langsam von einem membro zum andern durch den Actuarium vorgelesen/ und der Schluß des Examinis folgender Gestalt registriret:) Weil denn Inquisitin ein mehrers zuberichten nicht gewust/ ist ihr ihre Urgicht nochmahls von Wort zu Wort deutlich und vernemlich wieder vorgelesen/ auch darzwischen unterschiedliche mahl befraget worden/ ob deñ dieses alles / was sie bekant/ die gründliche Warheit/ und also warhafftige wie es niedergeschrieben/ ergangen sey? sie auch darbey biß an ihr Ende beständig verbleiben wolle? darauf hat sie allemahl Ja/ Ja gesagt/ auch oft den Schwur / Warlich es verhielte sich also/ hinzu gethan/ mit beständigen Erbiethen/ bey demjenigen/ was sie einmahl bekant/ unänderlich biß in den Tod zu verbleiben. Ist drauf nicht wieder in das Gefängnis unter der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693/448
Zitationshilfe: Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693/448>, abgerufen am 23.11.2024.