Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693.Feind ist all von mir weg/ er sagte zu guter Letzt / er könte mir nicht mehr helffen/ ich wäre ohnedem nun alt/ wolte schon sehen / wo er eine Junge wieder kriegte. Pfui des garstigen Schelms! Der Ambtmann befahl dem Scharffrichter/ der Inquisitin geschwind die Bein-Schrauben ab/ und sie von der Leither zunehmen/ die Hände ihr gantz loßzumachen/ auch wieder auf den Stuhl zusetzen/ welches sobald geschahe [just wie die Glocke schlug] ermahnete sie drauf/ nun ohne Verzug alles zuoffenbaren/ wie sie zur Hexerey verführet worden/ und was sie dadurch vor Schaden und Ubelthat verübet und begangen hätte. Inquisitin sagte/ ja sie wolte nun alles/ was sie wüste/ auch iemahls auf Anreitzung des bösen Geistes gethan/ harklein erzehlen/ und dadurch ihr Hertze erleichtern / in Hoffnung/ Gott der allerhöchste würde sich ihrer erbarmen/ und sie wieder zu Gnaden annehmen. Der Ambtmann replicirte, an Gottes Gnade hätte sie nicht zuzweiffein/ woferne sie sich nur in wahrer Reu und Buße/ wie er schon anfangs/ ehe man zur Volter geschritten / erwehnet/ zu ihrem Erlöser Christo wieder bekehre/ regte dabey an/ sie solte nur fein bald ihr Bekäntnis thun/ doch daß alles die Warheit sey. Illa, Ja daß wolte sie thun/ und verhielte sich es [1] mit ihrer Verführung also: Ihr Vater/ Cuntz Wettermacher/ wäre ein Köhler gewesen/ und zu Unckendorf im Hartz gewohnet/ wäre selten zu Hause/ sondern die meiste Zeit im Walde bey den Miehlerhauffen gewesen und gekohlet. Die Mutter hätte Geske Gabelreuterin geheissen/ und sonst kein Kind/ als sie nur allein gehabt. Wie sie nun ein Mädgen von 10. Jahren gewesen/ wäre sie gewahr worden/ daß immer ein schwartzer Mann bey ihrer Mutter aus und eingegangen/ welchen sie Vetter Hornvalten genennet/ derhätte ihr allerley Sachen/ als Butter und Käse / Rocken/ Gersten/ Weitzen/ Kraut Rüben/ Obst und allerhand andere Früchte / wie es die Jahrs Zeit gewesen/ oder was sonst ihre Mutter nur von ihm begehret / gebracht/ daß ihre Eltern also ihr gutes Auskommen von diesem vermeinten Mann gehabt/ ungeacht Inquisitin, als ein junges Mädgen/ sich anfangs vor demselben gefürchtet/ weil er einen langen zot-Bart und greulich grosse Augen/ auch eine Feind ist all von mir weg/ er sagte zu guter Letzt / er könte mir nicht mehr helffen/ ich wäre ohnedem nun alt/ wolte schon sehen / wo er eine Junge wieder kriegte. Pfui des garstigen Schelms! Der Ambtmann befahl dem Scharffrichter/ der Inquisitin geschwind die Bein-Schrauben ab/ und sie von der Leither zunehmen/ die Hände ihr gantz loßzumachen/ auch wieder auf den Stuhl zusetzen/ welches sobald geschahe [just wie die Glocke schlug] ermahnete sie drauf/ nun ohne Verzug alles zuoffenbaren/ wie sie zur Hexerey verführet worden/ und was sie dadurch vor Schaden und Ubelthat verübet und begangen hätte. Inquisitin sagte/ ja sie wolte nun alles/ was sie wüste/ auch iemahls auf Anreitzung des bösen Geistes gethan/ harklein erzehlen/ und dadurch ihr Hertze erleichtern / in Hoffnung/ Gott der allerhöchste würde sich ihrer erbarmen/ und sie wieder zu Gnaden annehmen. Der Ambtmann replicirte, an Gottes Gnade hätte sie nicht zuzweiffein/ woferne sie sich nur in wahrer Reu und Buße/ wie er schon anfangs/ ehe man zur Volter geschritten / erwehnet/ zu ihrem Erlöser Christo wieder bekehre/ regte dabey an/ sie solte nur fein bald ihr Bekäntnis thun/ doch daß alles die Warheit sey. Illa, Ja daß wolte sie thun/ und verhielte sich es [1] mit ihrer Verführung also: Ihr Vater/ Cuntz Wettermacher/ wäre ein Köhler gewesen/ und zu Unckendorf im Hartz gewohnet/ wäre selten zu Hause/ sondern die meiste Zeit im Walde bey den Miehlerhauffen gewesen und gekohlet. Die Mutter hätte Geske Gabelreuterin geheissen/ und sonst kein Kind/ als sie nur allein gehabt. Wie sie nun ein Mädgen von 10. Jahren gewesen/ wäre sie gewahr worden/ daß immer ein schwartzer Mann bey ihrer Mutter aus und eingegangen/ welchen sie Vetter Hornvalten genennet/ derhätte ihr allerley Sachen/ als Butter und Käse / Rocken/ Gersten/ Weitzen/ Kraut Rüben/ Obst und allerhand andere Früchte / wie es die Jahrs Zeit gewesen/ oder was sonst ihre Mutter nur von ihm begehret / gebracht/ daß ihre Eltern also ihr gutes Auskommen von diesem vermeinten Mann gehabt/ ungeacht Inquisitin, als ein junges Mädgen/ sich anfangs vor demselben gefürchtet/ weil er einen langen zot-Bart und greulich grosse Augen/ auch eine <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0420" n="404"/> Feind ist all von mir weg/ er sagte zu guter Letzt / er könte mir nicht mehr helffen/ ich wäre ohnedem nun alt/ wolte schon sehen / wo er eine Junge wieder kriegte. Pfui des garstigen Schelms!</p> <p>Der Ambtmann</p> <p>befahl dem Scharffrichter/ der Inquisitin geschwind die Bein-Schrauben ab/ und sie von der Leither zunehmen/ die Hände ihr gantz loßzumachen/ auch wieder auf den Stuhl zusetzen/ welches sobald geschahe [just wie die Glocke schlug] ermahnete sie drauf/ nun ohne Verzug alles zuoffenbaren/ wie sie zur Hexerey verführet worden/ und was sie dadurch vor Schaden und Ubelthat verübet und begangen hätte.</p> <p>Inquisitin</p> <p>sagte/ ja sie wolte nun alles/ was sie wüste/ auch iemahls auf Anreitzung des bösen Geistes gethan/ harklein erzehlen/ und dadurch ihr Hertze erleichtern / in Hoffnung/ Gott der allerhöchste würde sich ihrer erbarmen/ und sie wieder zu Gnaden annehmen.</p> <p>Der Ambtmann</p> <p>replicirte, an Gottes Gnade hätte sie nicht zuzweiffein/ woferne sie sich nur in wahrer Reu und Buße/ wie er schon anfangs/ ehe man zur Volter geschritten / erwehnet/ zu ihrem Erlöser Christo wieder bekehre/ regte dabey an/ sie solte nur fein bald ihr Bekäntnis thun/ doch daß alles die Warheit sey.</p> <p>Illa,</p> <p>Ja daß wolte sie thun/ und verhielte sich es [1] mit ihrer Verführung also: Ihr Vater/ Cuntz Wettermacher/ wäre ein Köhler gewesen/ und zu Unckendorf im Hartz gewohnet/ wäre selten zu Hause/ sondern die meiste Zeit im Walde bey den Miehlerhauffen gewesen und gekohlet. Die Mutter hätte Geske Gabelreuterin geheissen/ und sonst kein Kind/ als sie nur allein gehabt. Wie sie nun ein Mädgen von 10. Jahren gewesen/ wäre sie gewahr worden/ daß immer ein schwartzer Mann bey ihrer Mutter aus und eingegangen/ welchen sie Vetter Hornvalten genennet/ derhätte ihr allerley Sachen/ als Butter und Käse / Rocken/ Gersten/ Weitzen/ Kraut Rüben/ Obst und allerhand andere Früchte / wie es die Jahrs Zeit gewesen/ oder was sonst ihre Mutter nur von ihm begehret / gebracht/ daß ihre Eltern also ihr gutes Auskommen von diesem vermeinten Mann gehabt/ ungeacht Inquisitin, als ein junges Mädgen/ sich anfangs vor demselben gefürchtet/ weil er einen langen zot-Bart und greulich grosse Augen/ auch eine </p> </div> </body> </text> </TEI> [404/0420]
Feind ist all von mir weg/ er sagte zu guter Letzt / er könte mir nicht mehr helffen/ ich wäre ohnedem nun alt/ wolte schon sehen / wo er eine Junge wieder kriegte. Pfui des garstigen Schelms!
Der Ambtmann
befahl dem Scharffrichter/ der Inquisitin geschwind die Bein-Schrauben ab/ und sie von der Leither zunehmen/ die Hände ihr gantz loßzumachen/ auch wieder auf den Stuhl zusetzen/ welches sobald geschahe [just wie die Glocke schlug] ermahnete sie drauf/ nun ohne Verzug alles zuoffenbaren/ wie sie zur Hexerey verführet worden/ und was sie dadurch vor Schaden und Ubelthat verübet und begangen hätte.
Inquisitin
sagte/ ja sie wolte nun alles/ was sie wüste/ auch iemahls auf Anreitzung des bösen Geistes gethan/ harklein erzehlen/ und dadurch ihr Hertze erleichtern / in Hoffnung/ Gott der allerhöchste würde sich ihrer erbarmen/ und sie wieder zu Gnaden annehmen.
Der Ambtmann
replicirte, an Gottes Gnade hätte sie nicht zuzweiffein/ woferne sie sich nur in wahrer Reu und Buße/ wie er schon anfangs/ ehe man zur Volter geschritten / erwehnet/ zu ihrem Erlöser Christo wieder bekehre/ regte dabey an/ sie solte nur fein bald ihr Bekäntnis thun/ doch daß alles die Warheit sey.
Illa,
Ja daß wolte sie thun/ und verhielte sich es [1] mit ihrer Verführung also: Ihr Vater/ Cuntz Wettermacher/ wäre ein Köhler gewesen/ und zu Unckendorf im Hartz gewohnet/ wäre selten zu Hause/ sondern die meiste Zeit im Walde bey den Miehlerhauffen gewesen und gekohlet. Die Mutter hätte Geske Gabelreuterin geheissen/ und sonst kein Kind/ als sie nur allein gehabt. Wie sie nun ein Mädgen von 10. Jahren gewesen/ wäre sie gewahr worden/ daß immer ein schwartzer Mann bey ihrer Mutter aus und eingegangen/ welchen sie Vetter Hornvalten genennet/ derhätte ihr allerley Sachen/ als Butter und Käse / Rocken/ Gersten/ Weitzen/ Kraut Rüben/ Obst und allerhand andere Früchte / wie es die Jahrs Zeit gewesen/ oder was sonst ihre Mutter nur von ihm begehret / gebracht/ daß ihre Eltern also ihr gutes Auskommen von diesem vermeinten Mann gehabt/ ungeacht Inquisitin, als ein junges Mädgen/ sich anfangs vor demselben gefürchtet/ weil er einen langen zot-Bart und greulich grosse Augen/ auch eine
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