Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693.Drauf antwortete der Scharffrichter / mit schuldigster Ehrerbietung/ er wolte demjenigen/ was durch Urthel und Recht erkant/ und ihm ietzo befohlen worden/ seiner geleisteten Pflicht gemäs/ in allen gehorsamst nachkommen. Ermahnete zum Uberfluß die Inquisitin, ehe er sie angriff/ ietzt noch in sich zugehen/ und zubedencken/ daß es auf des äusserste mit ihr ankommen sey/ wolte sie noch in Güte bekennen/ wohl gut/ wo nicht/ solte sie erfahren/ was er an ihr thun wolte. Sie möchte sich ja nicht durch ihren Buhlen/ den bösen Feind/ bereden lassen/ es würde keine Noth haben/ wolte ihr schon beystehen: Denn derselbe wäre ein Lügner/ und hätte schon unzehlig viele auf solche Maaße betrogen/ indem/ wenn sie erst grausame Marter ausgestanden/ er von ihnen geschieden/ und sie im Stich gelassen. Er / Scharffrichter/ hätte schon mehr dergleichen blancke Mütter und Belias - Schwestern unter Händen gehabt/ die sich noch wohl kräuser gestellet/ hätten aber doch dekennen müssen. Christus JEsus/ welcher der Höllischen Schlangen den Kopf zertreten/ und die Wercke des Teuffels zerstöret/ würde auch hie seine Gnade geben/ daß der Satan mit aller seiner Macht/ List und Tücke weichen müste. Illa: Ey Meister Hanß/ was meinet ihr dann? Ich bin keine Hexe/ sondern so rein/ so rein/ als die liebe Sonne/ von der Zauberey und Schwartz-Kunst. Der Scharffrichter / Ja/ ja daß sind eben die Rechten/ welche so rein seyn wollen/ mit Gottes Hülffe und Beystand würde man es bald erfahren/ wie reine sie wäre. Grif sie drauf an/ und entkleidete sie/ mit Hülffe seines Knechts/ biß aufs Hembd. In währenden Außziehen schwieg die Inquisitin gantz stille/ und sahe auf die Erde. Der Ambtmann mit den andern Gerichts-Personen liessen mit Ermahnen/ Drohen und Warnen nicht nach/ in Meinung das Bekäntnis in Güte zuerlangen/ es wahr aber alles vergebens/ gleich als wenn man zu einem Stock oder Stein was redete. Drauf muste die Inquisitin sich auf einen Schämel niedersetzen/ und band Drauf antwortete der Scharffrichter / mit schuldigster Ehrerbietung/ er wolte demjenigen/ was durch Urthel und Recht erkant/ und ihm ietzo befohlen worden/ seiner geleisteten Pflicht gemäs/ in allen gehorsamst nachkommen. Ermahnete zum Uberfluß die Inquisitin, ehe er sie angriff/ ietzt noch in sich zugehen/ und zubedencken/ daß es auf des äusserste mit ihr ankommen sey/ wolte sie noch in Güte bekennen/ wohl gut/ wo nicht/ solte sie erfahren/ was er an ihr thun wolte. Sie möchte sich ja nicht durch ihren Buhlen/ den bösen Feind/ bereden lassen/ es würde keine Noth haben/ wolte ihr schon beystehen: Denn derselbe wäre ein Lügner/ und hätte schon unzehlig viele auf solche Maaße betrogen/ indem/ wenn sie erst grausame Marter ausgestanden/ er von ihnen geschieden/ und sie im Stich gelassen. Er / Scharffrichter/ hätte schon mehr dergleichen blancke Mütter und Belias - Schwestern unter Händen gehabt/ die sich noch wohl kräuser gestellet/ hätten aber doch dekennen müssen. Christus JEsus/ welcher der Höllischen Schlangen den Kopf zertreten/ und die Wercke des Teuffels zerstöret/ würde auch hie seine Gnade geben/ daß der Satan mit aller seiner Macht/ List und Tücke weichen müste. Illa: Ey Meister Hanß/ was meinet ihr dann? Ich bin keine Hexe/ sondern so rein/ so rein/ als die liebe Sonne/ von der Zauberey und Schwartz-Kunst. Der Scharffrichter / Ja/ ja daß sind eben die Rechten/ welche so rein seyn wollen/ mit Gottes Hülffe und Beystand würde man es bald erfahren/ wie reine sie wäre. Grif sie drauf an/ und entkleidete sie/ mit Hülffe seines Knechts/ biß aufs Hembd. In währenden Außziehen schwieg die Inquisitin gantz stille/ und sahe auf die Erde. Der Ambtmann mit den andern Gerichts-Personen liessen mit Ermahnen/ Drohen und Warnen nicht nach/ in Meinung das Bekäntnis in Güte zuerlangen/ es wahr aber alles vergebens/ gleich als wenn man zu einem Stock oder Stein was redete. Drauf muste die Inquisitin sich auf einen Schämel niedersetzen/ und band <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0413" n="397"/> <p>Drauf antwortete der Scharffrichter /</p> <p>mit schuldigster Ehrerbietung/ er wolte demjenigen/ was durch Urthel und Recht erkant/ und ihm ietzo befohlen worden/ seiner geleisteten Pflicht gemäs/ in allen gehorsamst nachkommen. Ermahnete zum Uberfluß die Inquisitin, ehe er sie angriff/ ietzt noch in sich zugehen/ und zubedencken/ daß es auf des äusserste mit ihr ankommen sey/ wolte sie noch in Güte bekennen/ wohl gut/ wo nicht/ solte sie erfahren/ was er an ihr thun wolte. Sie möchte sich ja nicht durch ihren Buhlen/ den bösen Feind/ bereden lassen/ es würde keine Noth haben/ wolte ihr schon beystehen: Denn derselbe wäre ein Lügner/ und hätte schon unzehlig viele auf solche Maaße betrogen/ indem/ wenn sie erst grausame Marter ausgestanden/ er von ihnen geschieden/ und sie im Stich gelassen. Er / Scharffrichter/ hätte schon mehr dergleichen blancke Mütter und Belias - Schwestern unter Händen gehabt/ die sich noch wohl kräuser gestellet/ hätten aber doch dekennen müssen. Christus JEsus/ welcher der Höllischen Schlangen den Kopf zertreten/ und die Wercke des Teuffels zerstöret/ würde auch hie seine Gnade geben/ daß der Satan mit aller seiner Macht/ List und Tücke weichen müste.</p> <p>Illa:</p> <p>Ey Meister Hanß/ was meinet ihr dann? Ich bin keine Hexe/ sondern so rein/ so rein/ als die liebe Sonne/ von der Zauberey und Schwartz-Kunst.</p> <p>Der Scharffrichter /</p> <p>Ja/ ja daß sind eben die Rechten/ welche so rein seyn wollen/ mit Gottes Hülffe und Beystand würde man es bald erfahren/ wie reine sie wäre. Grif sie drauf an/ und entkleidete sie/ mit Hülffe seines Knechts/ biß aufs Hembd. In währenden Außziehen schwieg die Inquisitin gantz stille/ und sahe auf die Erde.</p> <p>Der Ambtmann mit den andern Gerichts-Personen</p> <p>liessen mit Ermahnen/ Drohen und Warnen nicht nach/ in Meinung das Bekäntnis in Güte zuerlangen/ es wahr aber alles vergebens/ gleich als wenn man zu einem Stock oder Stein was redete.</p> <p>Drauf muste die Inquisitin sich auf einen Schämel niedersetzen/ und band </p> </div> </body> </text> </TEI> [397/0413]
Drauf antwortete der Scharffrichter /
mit schuldigster Ehrerbietung/ er wolte demjenigen/ was durch Urthel und Recht erkant/ und ihm ietzo befohlen worden/ seiner geleisteten Pflicht gemäs/ in allen gehorsamst nachkommen. Ermahnete zum Uberfluß die Inquisitin, ehe er sie angriff/ ietzt noch in sich zugehen/ und zubedencken/ daß es auf des äusserste mit ihr ankommen sey/ wolte sie noch in Güte bekennen/ wohl gut/ wo nicht/ solte sie erfahren/ was er an ihr thun wolte. Sie möchte sich ja nicht durch ihren Buhlen/ den bösen Feind/ bereden lassen/ es würde keine Noth haben/ wolte ihr schon beystehen: Denn derselbe wäre ein Lügner/ und hätte schon unzehlig viele auf solche Maaße betrogen/ indem/ wenn sie erst grausame Marter ausgestanden/ er von ihnen geschieden/ und sie im Stich gelassen. Er / Scharffrichter/ hätte schon mehr dergleichen blancke Mütter und Belias - Schwestern unter Händen gehabt/ die sich noch wohl kräuser gestellet/ hätten aber doch dekennen müssen. Christus JEsus/ welcher der Höllischen Schlangen den Kopf zertreten/ und die Wercke des Teuffels zerstöret/ würde auch hie seine Gnade geben/ daß der Satan mit aller seiner Macht/ List und Tücke weichen müste.
Illa:
Ey Meister Hanß/ was meinet ihr dann? Ich bin keine Hexe/ sondern so rein/ so rein/ als die liebe Sonne/ von der Zauberey und Schwartz-Kunst.
Der Scharffrichter /
Ja/ ja daß sind eben die Rechten/ welche so rein seyn wollen/ mit Gottes Hülffe und Beystand würde man es bald erfahren/ wie reine sie wäre. Grif sie drauf an/ und entkleidete sie/ mit Hülffe seines Knechts/ biß aufs Hembd. In währenden Außziehen schwieg die Inquisitin gantz stille/ und sahe auf die Erde.
Der Ambtmann mit den andern Gerichts-Personen
liessen mit Ermahnen/ Drohen und Warnen nicht nach/ in Meinung das Bekäntnis in Güte zuerlangen/ es wahr aber alles vergebens/ gleich als wenn man zu einem Stock oder Stein was redete.
Drauf muste die Inquisitin sich auf einen Schämel niedersetzen/ und band
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