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Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693.

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worzu du noch wieder gelangen kanst/ wenn du deine Sünde und Unthaten rein heraus/ und vom Hertzen loß beichtest/ rechtschaffene Reue und Leid drüber hast/ und dich in wahren und festen Glauben an das teure und vollgültige Verdienst deines Heylandes und Seligmachers JEsu Christi hältest. Du bist ein altes Weib/ ob du etwan noch ein halb oder ein gantzes Jahr zu leben hast/ die Zeit in fernerer Unbußfertigkeit zubrächtest/ und endlich drüber ewig verlohren gingest/ und verdammt würdest. Oder was hastu vor Vortheil davon/ daß du dir erst deinen Leid elendiglich zu martern/ und alle Glieder ausdehnen/ oder dich gar krumm und lahm durch die Volter machen lässest/ und must doch letztlich bekennen? Viel besser thätest du ja/ daß du ohne so grausame Schmertzen und Verderbung deines Leibes die Warheit aussagtest und offenbahretest/ wie wir das gute Vertrauen haben/ daß du ietzo thun werdest.

Inquisitin

antwortete hierauf: [eben wie es drey Viertel auf 4. war] Herr Ambtmann/ und ihr andere günstige Herren/ ich bin keine Hexe/ Zauberin/ Unholde noch Milch-Diebin/ sondern von dem Laster so reine/ als die liebe Sonne am Himmel / das glaubet mir nur/ es ist auf min Siel wahr! Gläubet doch nur den Leuthen zu Drachenstädt nicht alles/ was sie sagen/ es ist Feindschafft/ Haß und Mißgunst. Daß meine Kühe bessere Milch/ als anderer ihre geben/ machet daß ich sie wohl füttere/ und zu rechter Zeit warme Südden gebe. Es haben so feine gute Leuthgen hie in der Stadt Milch/ Raum/ Butter und Eyer von mir gekriegt/ daß niemand drüber klagen wird. Das in meiner Schnür-Brust vernehet gewesene Zettelchen habe ich einmahl auf den Felde/ wie ich nach der Stadt gieng / gefunden/ und bey mich gesteckt. Die drey Pülverchen hat mir meine Groß-Mutter Blockbergs Else/ zu Molchheim am Hartz/ die aber vorlängst gestorben/ vor viertzig Jahren/ als ich mich eine Zeitlang bey ihr aufhielt/ gegeben / sagende: das rothe wäre gut vor dem kalten Brand/ das weiße heilete alle böse Schäden/ drein gestreuet; das schwartze aber wäre dem Vieh gut/ einzugeben / wenn es bezaubert wäre/ und an statt der Milch Blut von sich liesse. Die Kröte belangend/ wäre bekant/ daß sich dieselben gerne in den Kellern und Gewölben / wo Milch und Rohm [oder Schwand] anzutreffen/ aufhielten/ die wohl in den Topff/ darinnen noch etwas von Milch gewesen/ würde seyn hinein gekrochen. Die in der Schachtel liegende Knochen hätte sie aus den Bein - Hauße gelanget/ und wäre dem Vieh

worzu du noch wieder gelangen kanst/ wenn du deine Sünde und Unthaten rein heraus/ und vom Hertzen loß beichtest/ rechtschaffene Reue und Leid drüber hast/ und dich in wahren und festen Glauben an das teure und vollgültige Verdienst deines Heylandes und Seligmachers JEsu Christi hältest. Du bist ein altes Weib/ ob du etwan noch ein halb oder ein gantzes Jahr zu leben hast/ die Zeit in fernerer Unbußfertigkeit zubrächtest/ und endlich drüber ewig verlohren gingest/ und verdammt würdest. Oder was hastu vor Vortheil davon/ daß du dir erst deinen Leid elendiglich zu martern/ und alle Glieder ausdehnen/ oder dich gar krumm und lahm durch die Volter machen lässest/ und must doch letztlich bekennen? Viel besser thätest du ja/ daß du ohne so grausame Schmertzen und Verderbung deines Leibes die Warheit aussagtest und offenbahretest/ wie wir das gute Vertrauen haben/ daß du ietzo thun werdest.

Inquisitin

antwortete hierauf: [eben wie es drey Viertel auf 4. war] Herr Ambtmann/ und ihr andere günstige Herren/ ich bin keine Hexe/ Zauberin/ Unholde noch Milch-Diebin/ sondern von dem Laster so reine/ als die liebe Sonne am Himmel / das glaubet mir nur/ es ist auf min Siel wahr! Gläubet doch nur den Leuthen zu Drachenstädt nicht alles/ was sie sagen/ es ist Feindschafft/ Haß und Mißgunst. Daß meine Kühe bessere Milch/ als anderer ihre geben/ machet daß ich sie wohl füttere/ und zu rechter Zeit warme Südden gebe. Es haben so feine gute Leuthgen hie in der Stadt Milch/ Raum/ Butter und Eyer von mir gekriegt/ daß niemand drüber klagen wird. Das in meiner Schnür-Brust vernehet gewesene Zettelchen habe ich einmahl auf den Felde/ wie ich nach der Stadt gieng / gefunden/ und bey mich gesteckt. Die drey Pülverchen hat mir meine Groß-Mutter Blockbergs Else/ zu Molchheim am Hartz/ die aber vorlängst gestorben/ vor viertzig Jahren/ als ich mich eine Zeitlang bey ihr aufhielt/ gegeben / sagende: das rothe wäre gut vor dem kalten Brand/ das weiße heilete alle böse Schäden/ drein gestreuet; das schwartze aber wäre dem Vieh gut/ einzugeben / wenn es bezaubert wäre/ und an statt der Milch Blut von sich liesse. Die Kröte belangend/ wäre bekant/ daß sich dieselben gerne in den Kellern und Gewölben / wo Milch und Rohm [oder Schwand] anzutreffen/ aufhielten/ die wohl in den Topff/ darinnen noch etwas von Milch gewesen/ würde seyn hinein gekrochen. Die in der Schachtel liegende Knochen hätte sie aus den Bein - Hauße gelanget/ und wäre dem Vieh

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[395/0411] worzu du noch wieder gelangen kanst/ wenn du deine Sünde und Unthaten rein heraus/ und vom Hertzen loß beichtest/ rechtschaffene Reue und Leid drüber hast/ und dich in wahren und festen Glauben an das teure und vollgültige Verdienst deines Heylandes und Seligmachers JEsu Christi hältest. Du bist ein altes Weib/ ob du etwan noch ein halb oder ein gantzes Jahr zu leben hast/ die Zeit in fernerer Unbußfertigkeit zubrächtest/ und endlich drüber ewig verlohren gingest/ und verdammt würdest. Oder was hastu vor Vortheil davon/ daß du dir erst deinen Leid elendiglich zu martern/ und alle Glieder ausdehnen/ oder dich gar krumm und lahm durch die Volter machen lässest/ und must doch letztlich bekennen? Viel besser thätest du ja/ daß du ohne so grausame Schmertzen und Verderbung deines Leibes die Warheit aussagtest und offenbahretest/ wie wir das gute Vertrauen haben/ daß du ietzo thun werdest. Inquisitin antwortete hierauf: [eben wie es drey Viertel auf 4. war] Herr Ambtmann/ und ihr andere günstige Herren/ ich bin keine Hexe/ Zauberin/ Unholde noch Milch-Diebin/ sondern von dem Laster so reine/ als die liebe Sonne am Himmel / das glaubet mir nur/ es ist auf min Siel wahr! Gläubet doch nur den Leuthen zu Drachenstädt nicht alles/ was sie sagen/ es ist Feindschafft/ Haß und Mißgunst. Daß meine Kühe bessere Milch/ als anderer ihre geben/ machet daß ich sie wohl füttere/ und zu rechter Zeit warme Südden gebe. Es haben so feine gute Leuthgen hie in der Stadt Milch/ Raum/ Butter und Eyer von mir gekriegt/ daß niemand drüber klagen wird. Das in meiner Schnür-Brust vernehet gewesene Zettelchen habe ich einmahl auf den Felde/ wie ich nach der Stadt gieng / gefunden/ und bey mich gesteckt. Die drey Pülverchen hat mir meine Groß-Mutter Blockbergs Else/ zu Molchheim am Hartz/ die aber vorlängst gestorben/ vor viertzig Jahren/ als ich mich eine Zeitlang bey ihr aufhielt/ gegeben / sagende: das rothe wäre gut vor dem kalten Brand/ das weiße heilete alle böse Schäden/ drein gestreuet; das schwartze aber wäre dem Vieh gut/ einzugeben / wenn es bezaubert wäre/ und an statt der Milch Blut von sich liesse. Die Kröte belangend/ wäre bekant/ daß sich dieselben gerne in den Kellern und Gewölben / wo Milch und Rohm [oder Schwand] anzutreffen/ aufhielten/ die wohl in den Topff/ darinnen noch etwas von Milch gewesen/ würde seyn hinein gekrochen. Die in der Schachtel liegende Knochen hätte sie aus den Bein - Hauße gelanget/ und wäre dem Vieh

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Zitationshilfe: Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693/411>, abgerufen am 24.11.2024.