Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693.Der Richter soll kein Geschenck nehmen/ denn dieselbe verblenden die Augen der Weisen/ und verkehren der Gerechten Wort. Add. Esaiae c. 5. v. 23. & Mich. 3. v. 11. Und wo Geld einziehet/ da ziehet die Gerechtigkeit aus/ und werden die Urthel verkaufft. Thebani, ut in corruptam signarent Justitiam, nec variari gratia, Judicum Imagines sine manibus, Principis vero sine oculis in foro proposuere. Plutarch. in lib. de Iside. Einer von Adel bath einen Ambtmann/ daß er doch seiner Sachen/ so etliche Jahr für ihm unentschieden angestanden/ abhelffen und sie zum guten Ende bringen möchte. Der Ambtmann fragte/ waß er wohl geben wolte/ wenn er ihm die Sache innerhalb dreyen Tagen zum guten Ende bringen würde? Der von Adel sagte/ er wolte ihm geben/ was er begehrte/ und nur haben wolte. Da hat der Ambtmann nicht mehr/ als ein paar Handschue begehret/ welches der von Adel schon verstanden/ und ihm ein paar Handschue darinnen funfzig Ducaten in die ledige Finger gesteckt/ verehret. Derowegen der Edelmann des folgenden Tages einen endlichen Abschied bekommen. Ferner lieset man/ daß einem Ambtmann so viele Haasen verehret worden/ daß er/ damit sie nicht riechend würden/ einen sonderlichen Verkäuffer dieselbe wiederum zu verkauffen zugeschicket/ und hat der substituirte Verkäuffer berichtet/ daß ihme einsmahls ein einziger Hase in einem Tage fünfmahl wiederum zu verkauffen von demselben Ambtmann durch seinen Diener unterm Mantel verborgen geschickt und zugebracht worden/ welches daher kommen/ daß kein ander Hase/ als derselbe/ auf den Marckt feil/ oder zu kauffen kommen. Derowegen derselbe in einem Tage fünffmahl von fünf unterschiedenen Personen gekaufft/ und dem Ambtmann praesentiret und verehret worden/ und hat also derselbe sich auf drittehalben Thaler mit einem Hasen in einen Tage bereichert/ und war kurtzweilig zu sehen/ daß demjenigen/ so mit krummen Arm vor seine Thür kahmen/ dieselbe viel eher/ als denenjenigen / die sonst mit dem Ring anklopfften/ geöffnet wurde. XV. Etliche Richter stellen sich eußerlich gar fromm und heilig/ wie die Pharisäer/ rühmen sich/ als ob sie gar kein Geld noch Geschencke von den Partheyen nehmen/ haben aber ingeheim ihre Weiber und Kinder also abgerichtet / daß dieselbe zur Verehrung güldene Ketten/ Arm-Bänder/ silberne Becher und ander Geschenck/ eben als wenn es ihnen/ und nicht dem Mann oder Vater geschehen/ mit williger Hand annehmen. Ja es pfleget anch wohl nahe Der Richter soll kein Geschenck nehmen/ denn dieselbe verblenden die Augen der Weisen/ und verkehren der Gerechten Wort. Add. Esaiae c. 5. v. 23. & Mich. 3. v. 11. Und wo Geld einziehet/ da ziehet die Gerechtigkeit aus/ und werden die Urthel verkaufft. Thebani, ut in corruptam signarent Justitiam, nec variari gratiâ, Judicum Imagines sine manibus, Principis verò sine oculis in foro proposuere. Plutarch. in lib. de Iside. Einer von Adel bath einen Ambtmann/ daß er doch seiner Sachen/ so etliche Jahr für ihm unentschieden angestanden/ abhelffen und sie zum guten Ende bringen möchte. Der Ambtmann fragte/ waß er wohl geben wolte/ wenn er ihm die Sache innerhalb dreyen Tagen zum guten Ende bringen würde? Der von Adel sagte/ er wolte ihm geben/ was er begehrte/ und nur haben wolte. Da hat der Ambtmann nicht mehr/ als ein paar Handschue begehret/ welches der von Adel schon verstanden/ und ihm ein paar Handschue darinnen funfzig Ducaten in die ledige Finger gesteckt/ verehret. Derowegen der Edelmann des folgenden Tages einen endlichen Abschied bekommen. Ferner lieset man/ daß einem Ambtmann so viele Haasen verehret worden/ daß er/ damit sie nicht riechend würden/ einen sonderlichen Verkäuffer dieselbe wiederum zu verkauffen zugeschicket/ und hat der substituirte Verkäuffer berichtet/ daß ihme einsmahls ein einziger Hase in einem Tage fünfmahl wiederum zu verkauffen von demselben Ambtmann durch seinen Diener unterm Mantel verborgen geschickt und zugebracht worden/ welches daher kommen/ daß kein ander Hase/ als derselbe/ auf den Marckt feil/ oder zu kauffen kommen. Derowegen derselbe in einem Tage fünffmahl von fünf unterschiedenen Personen gekaufft/ und dem Ambtmann praesentiret und verehret worden/ und hat also derselbe sich auf drittehalben Thaler mit einem Hasen in einen Tage bereichert/ und war kurtzweilig zu sehen/ daß demjenigen/ so mit krum̃en Arm vor seine Thür kahmen/ dieselbe viel eher/ als denenjenigen / die sonst mit dem Ring anklopfften/ geöffnet wurde. XV. Etliche Richter stellen sich eußerlich gar fromm und heilig/ wie die Pharisäer/ rühmen sich/ als ob sie gar kein Geld noch Geschencke von den Partheyen nehmen/ haben aber ingeheim ihre Weiber und Kinder also abgerichtet / daß dieselbe zur Verehrung güldene Ketten/ Arm-Bänder/ silberne Becher und ander Geschenck/ eben als wenn es ihnen/ und nicht dem Mann oder Vater geschehen/ mit williger Hand annehmen. Ja es pfleget anch wohl nahe <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0211" n="195"/> <p>Der Richter soll kein Geschenck nehmen/ denn dieselbe verblenden die Augen der Weisen/ und verkehren der Gerechten Wort.</p> <p>Add. Esaiae c. 5. v. 23. & Mich. 3. v. 11.</p> <p>Und wo Geld einziehet/ da ziehet die Gerechtigkeit aus/ und werden die Urthel verkaufft.</p> <p>Thebani, ut in corruptam signarent Justitiam, nec variari gratiâ, Judicum Imagines sine manibus, Principis verò sine oculis in foro proposuere.</p> <p>Plutarch. in lib. de Iside.</p> <p>Einer von Adel bath einen Ambtmann/ daß er doch seiner Sachen/ so etliche Jahr für ihm unentschieden angestanden/ abhelffen und sie zum guten Ende bringen möchte. Der Ambtmann fragte/ waß er wohl geben wolte/ wenn er ihm die Sache innerhalb dreyen Tagen zum guten Ende bringen würde? Der von Adel sagte/ er wolte ihm geben/ was er begehrte/ und nur haben wolte. Da hat der Ambtmann nicht mehr/ als ein paar Handschue begehret/ welches der von Adel schon verstanden/ und ihm ein paar Handschue darinnen funfzig Ducaten in die ledige Finger gesteckt/ verehret. Derowegen der Edelmann des folgenden Tages einen endlichen Abschied bekommen. Ferner lieset man/ daß einem Ambtmann so viele Haasen verehret worden/ daß er/ damit sie nicht riechend würden/ einen sonderlichen Verkäuffer dieselbe wiederum zu verkauffen zugeschicket/ und hat der substituirte Verkäuffer berichtet/ daß ihme einsmahls ein einziger Hase in einem Tage fünfmahl wiederum zu verkauffen von demselben Ambtmann durch seinen Diener unterm Mantel verborgen geschickt und zugebracht worden/ welches daher kommen/ daß kein ander Hase/ als derselbe/ auf den Marckt feil/ oder zu kauffen kommen. Derowegen derselbe in einem Tage fünffmahl von fünf unterschiedenen Personen gekaufft/ und dem Ambtmann praesentiret und verehret worden/ und hat also derselbe sich auf drittehalben Thaler mit einem Hasen in einen Tage bereichert/ und war kurtzweilig zu sehen/ daß demjenigen/ so mit krum̃en Arm vor seine Thür kahmen/ dieselbe viel eher/ als denenjenigen / die sonst mit dem Ring anklopfften/ geöffnet wurde.</p> <p>XV. Etliche Richter stellen sich eußerlich gar fromm und heilig/ wie die Pharisäer/ rühmen sich/ als ob sie gar kein Geld noch Geschencke von den Partheyen nehmen/ haben aber ingeheim ihre Weiber und Kinder also abgerichtet / daß dieselbe zur Verehrung güldene Ketten/ Arm-Bänder/ silberne Becher und ander Geschenck/ eben als wenn es ihnen/ und nicht dem Mann oder Vater geschehen/ mit williger Hand annehmen. Ja es pfleget anch wohl nahe </p> </div> </body> </text> </TEI> [195/0211]
Der Richter soll kein Geschenck nehmen/ denn dieselbe verblenden die Augen der Weisen/ und verkehren der Gerechten Wort.
Add. Esaiae c. 5. v. 23. & Mich. 3. v. 11.
Und wo Geld einziehet/ da ziehet die Gerechtigkeit aus/ und werden die Urthel verkaufft.
Thebani, ut in corruptam signarent Justitiam, nec variari gratiâ, Judicum Imagines sine manibus, Principis verò sine oculis in foro proposuere.
Plutarch. in lib. de Iside.
Einer von Adel bath einen Ambtmann/ daß er doch seiner Sachen/ so etliche Jahr für ihm unentschieden angestanden/ abhelffen und sie zum guten Ende bringen möchte. Der Ambtmann fragte/ waß er wohl geben wolte/ wenn er ihm die Sache innerhalb dreyen Tagen zum guten Ende bringen würde? Der von Adel sagte/ er wolte ihm geben/ was er begehrte/ und nur haben wolte. Da hat der Ambtmann nicht mehr/ als ein paar Handschue begehret/ welches der von Adel schon verstanden/ und ihm ein paar Handschue darinnen funfzig Ducaten in die ledige Finger gesteckt/ verehret. Derowegen der Edelmann des folgenden Tages einen endlichen Abschied bekommen. Ferner lieset man/ daß einem Ambtmann so viele Haasen verehret worden/ daß er/ damit sie nicht riechend würden/ einen sonderlichen Verkäuffer dieselbe wiederum zu verkauffen zugeschicket/ und hat der substituirte Verkäuffer berichtet/ daß ihme einsmahls ein einziger Hase in einem Tage fünfmahl wiederum zu verkauffen von demselben Ambtmann durch seinen Diener unterm Mantel verborgen geschickt und zugebracht worden/ welches daher kommen/ daß kein ander Hase/ als derselbe/ auf den Marckt feil/ oder zu kauffen kommen. Derowegen derselbe in einem Tage fünffmahl von fünf unterschiedenen Personen gekaufft/ und dem Ambtmann praesentiret und verehret worden/ und hat also derselbe sich auf drittehalben Thaler mit einem Hasen in einen Tage bereichert/ und war kurtzweilig zu sehen/ daß demjenigen/ so mit krum̃en Arm vor seine Thür kahmen/ dieselbe viel eher/ als denenjenigen / die sonst mit dem Ring anklopfften/ geöffnet wurde.
XV. Etliche Richter stellen sich eußerlich gar fromm und heilig/ wie die Pharisäer/ rühmen sich/ als ob sie gar kein Geld noch Geschencke von den Partheyen nehmen/ haben aber ingeheim ihre Weiber und Kinder also abgerichtet / daß dieselbe zur Verehrung güldene Ketten/ Arm-Bänder/ silberne Becher und ander Geschenck/ eben als wenn es ihnen/ und nicht dem Mann oder Vater geschehen/ mit williger Hand annehmen. Ja es pfleget anch wohl nahe
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Zitationshilfe: | Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693/211>, abgerufen am 17.07.2024. |