Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693.Scharff-Richter Bittet/ ihm ferner zu verstatten zu reden. Land-Richter: Es sey dir vergönnet. Scharff-Richter Herr Land-Richter/ ich frage Euch: ob ich heute diesen Tag meine drey Anklagen in einer Klage vollbracht habe/ wie sich solches zu Recht/ und nach Peinlicher Art gebühret? Land-Richter: Ja es ist geschehen. Scharff-Richter: Herr Land-Richter vergönnet mir ferner zu reden/ und zu fragen/ wie ich mich gegen den armen Sünder verhalten soll/ damit ich Recht thue/ und Unrecht lasse? Land-Richter: Wie es Urthel und Recht mit sich gebracht. Scharf-Richter: Ob es nicht billig sey/ daß man diesen armen Sünder [oder Sünderin] die Urgicht und das Urthel vorlese/ und vernehme/ ob er der Thaten nochmals geständig? Land-Richter: Das geschicht billig. Drauf spricht der Land-Richter: Herr Gericht-Schreiber/ leset dem armen Sünder seine Urgicht vor. Das geschicht. Weil man ausserhalb den Gerichten solche Urgichten selten zu sehne bekömmet / habe ich dem Curiösen Leser zur Nachricht etliche hiebey anführen wollen: Urgicht H. M. von N. vorn Peinlichen Hals-Gerichte vorzulesen. H. M. hat gestanden und bekant/ daß er zeithero unterschiedliches gestohlen / und zwar einen Bauren zu Harhausen eine Flinten/ dem G. Müller eine Ofenblase. HS. ein 16. Groschensttück 2. zinnerne Schüsseln und einen kupffernen Topff. Von den Creutzen auf dem Gottes-Acker die kupfferne Tächder S. Scheuren ein Schloß und Kloben; aus dem Rüsthause ein harnisch Brust-Stock/ H. A. ein zinnern Tellerchen/ aus der Hof-Stube einen zinner- Scharff-Richter Bittet/ ihm ferner zu verstatten zu reden. Land-Richter: Es sey dir vergönnet. Scharff-Richter Herr Land-Richter/ ich frage Euch: ob ich heute diesen Tag meine drey Anklagen in einer Klage vollbracht habe/ wie sich solches zu Recht/ und nach Peinlicher Art gebühret? Land-Richter: Ja es ist geschehen. Scharff-Richter: Herr Land-Richter vergönnet mir ferner zu reden/ und zu fragen/ wie ich mich gegen den armen Sünder verhalten soll/ damit ich Recht thue/ und Unrecht lasse? Land-Richter: Wie es Urthel und Recht mit sich gebracht. Scharf-Richter: Ob es nicht billig sey/ daß man diesen armen Sünder [oder Sünderin] die Urgicht und das Urthel vorlese/ und vernehme/ ob er der Thaten nochmals geständig? Land-Richter: Das geschicht billig. Drauf spricht der Land-Richter: Herr Gericht-Schreiber/ leset dem armen Sünder seine Urgicht vor. Das geschicht. Weil man ausserhalb den Gerichten solche Urgichten selten zu sehne bekömmet / habe ich dem Curiösen Leser zur Nachricht etliche hiebey anführen wollen: Urgicht H. M. von N. vorn Peinlichen Hals-Gerichte vorzulesen. H. M. hat gestanden und bekant/ daß er zeithero unterschiedliches gestohlen / und zwar einen Bauren zu Harhausen eine Flinten/ dem G. Müller eine Ofenblase. HS. ein 16. Groschensttück 2. zinnerne Schüsseln und einen kupffernen Topff. Von den Creutzen auf dem Gottes-Acker die kupfferne Tächder S. Scheuren ein Schloß und Kloben; aus dem Rüsthause ein harnisch Brust-Stock/ H. A. ein zinnern Tellerchen/ aus der Hof-Stube einen zinner- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0190" n="274"/> <p>Scharff-Richter</p> <p>Bittet/ ihm ferner zu verstatten zu reden.</p> <p>Land-Richter:</p> <p>Es sey dir vergönnet.</p> <p>Scharff-Richter</p> <p>Herr Land-Richter/ ich frage Euch: ob ich heute diesen Tag meine drey Anklagen in einer Klage vollbracht habe/ wie sich solches zu Recht/ und nach Peinlicher Art gebühret?</p> <p>Land-Richter:</p> <p>Ja es ist geschehen.</p> <p>Scharff-Richter:</p> <p>Herr Land-Richter vergönnet mir ferner zu reden/ und zu fragen/ wie ich mich gegen den armen Sünder verhalten soll/ damit ich Recht thue/ und Unrecht lasse?</p> <p>Land-Richter:</p> <p>Wie es Urthel und Recht mit sich gebracht.</p> <p>Scharf-Richter:</p> <p>Ob es nicht billig sey/ daß man diesen armen Sünder [oder Sünderin] die Urgicht und das Urthel vorlese/ und vernehme/ ob er der Thaten nochmals geständig?</p> <p>Land-Richter:</p> <p>Das geschicht billig.</p> <p>Drauf spricht der Land-Richter:</p> <p>Herr Gericht-Schreiber/ leset dem armen Sünder seine Urgicht vor.</p> <p>Das geschicht.</p> <p>Weil man ausserhalb den Gerichten solche Urgichten selten zu sehne bekömmet / habe ich dem Curiösen Leser zur Nachricht etliche hiebey anführen wollen:</p> <p>Urgicht H. M. von N. vorn Peinlichen Hals-Gerichte vorzulesen.</p> <p>H. M. hat gestanden und bekant/ daß er zeithero unterschiedliches gestohlen / und zwar einen Bauren zu Harhausen eine Flinten/ dem G. Müller eine Ofenblase. HS. ein 16. Groschensttück 2. zinnerne Schüsseln und einen kupffernen Topff. Von den Creutzen auf dem Gottes-Acker die kupfferne Tächder S. Scheuren ein Schloß und Kloben; aus dem Rüsthause ein harnisch Brust-Stock/ H. A. ein zinnern Tellerchen/ aus der Hof-Stube einen zinner- </p> </div> </body> </text> </TEI> [274/0190]
Scharff-Richter
Bittet/ ihm ferner zu verstatten zu reden.
Land-Richter:
Es sey dir vergönnet.
Scharff-Richter
Herr Land-Richter/ ich frage Euch: ob ich heute diesen Tag meine drey Anklagen in einer Klage vollbracht habe/ wie sich solches zu Recht/ und nach Peinlicher Art gebühret?
Land-Richter:
Ja es ist geschehen.
Scharff-Richter:
Herr Land-Richter vergönnet mir ferner zu reden/ und zu fragen/ wie ich mich gegen den armen Sünder verhalten soll/ damit ich Recht thue/ und Unrecht lasse?
Land-Richter:
Wie es Urthel und Recht mit sich gebracht.
Scharf-Richter:
Ob es nicht billig sey/ daß man diesen armen Sünder [oder Sünderin] die Urgicht und das Urthel vorlese/ und vernehme/ ob er der Thaten nochmals geständig?
Land-Richter:
Das geschicht billig.
Drauf spricht der Land-Richter:
Herr Gericht-Schreiber/ leset dem armen Sünder seine Urgicht vor.
Das geschicht.
Weil man ausserhalb den Gerichten solche Urgichten selten zu sehne bekömmet / habe ich dem Curiösen Leser zur Nachricht etliche hiebey anführen wollen:
Urgicht H. M. von N. vorn Peinlichen Hals-Gerichte vorzulesen.
H. M. hat gestanden und bekant/ daß er zeithero unterschiedliches gestohlen / und zwar einen Bauren zu Harhausen eine Flinten/ dem G. Müller eine Ofenblase. HS. ein 16. Groschensttück 2. zinnerne Schüsseln und einen kupffernen Topff. Von den Creutzen auf dem Gottes-Acker die kupfferne Tächder S. Scheuren ein Schloß und Kloben; aus dem Rüsthause ein harnisch Brust-Stock/ H. A. ein zinnern Tellerchen/ aus der Hof-Stube einen zinner-
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Zitationshilfe: | Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693/190>, abgerufen am 16.07.2024. |