Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693.[II.] Nun gehen die viertzig Mann/ und berahtschlagen sich/ darnach gehen sie wieder in den Ring/ da fähet der gefragte Krieges-Mann an/ und erzehlet den gemeinen Mann den Rath/ so sie beschlossen und erfunden haben/ da nun der Rath den gemeinen Mann nicht gefallen würde/ so mögen sie von den Ihren andere viertzig Mann zu einen Rathschlage nehmen/ in gleicher Weise und Form/ als der erste; ists dem gemeinen Mann noch nicht gefällig/ sollen sie zum drittenmahl andere viertzig Mann nehmen/ und gleicher gestalt rathschlagen/ oder mögen die ersten vierzig Mann alle in dreymahl zu Rath gehen lassen. [12.] Wann nun die drey Räthe in gleicher massen einer nach den andern beschlossen hat/ so muß man zu ieden Rath einen sondern Richter haben/ darüm daß ieder Richter seinen Rath den gemeinen Manne vorbringen könne: Wann dann die drey Räthe ergangen und gesprochen seynd/ so erzehlet man einen Rath nach den andern/ vor den gantzen Volck/ darnach läst man mit drey Trummeln umschlagen bey Ehr und Eyd/ daß keiner den Rath über zwey- oder dreymahl zu wiederholen / repetiren oder zu straffen begehren soll/ sondern zu Recht gäntzlich beschlossen seyn lassen. Darnach mag der arme Gefangene auf seine Knie fallen / und üm ein gnädig Urtheil bitten/ hier auf der Welt/ und auch bey GOtt im Himmel. [13.] Hier muß einer von den Richtern/ oder der Feldwebel den Gefangenen das Urtheil vor den Volck mündlich verkündigen und öffentlich erzehlen/ also: Lieber N. wiltu wissen/ was dir durch Urtheil und Recht über deine begangene Missethat/ wegen Regiments und den gemeinen Mann erkandt und auferleget worden? Antwort/ Ja. Du solt nach alten Brauch und Recht zwischen die lange Spieß gestossen und damit an Leib und Leben gestrafft werden. Nemlich also: Es soll ein ieder redlicher Kriegs-Mann/ von wegen seines Eydes/ Ehr und Redligkeit / von wegen Regiments/ und des Göttlichen/ Käyserlichen Rechten/ seinen langen Spieß in dich stossen/ biß du von Leben zum Tode bracht wirst/ so ist unser ehrlich aufrichtig Regiment gestärcket/ und nicht geschwächet/ auch dem Rechte sein Genüge geschehen. Darnach bedancket sich der Fendrich gegen den gemeinen Mann/ daß sie so willig gewesen/ und zu Stärckung der göttlichen Rechten gut Regiment gehalten haben/ und weiter zu halten begehren/ darnach schlagen sie ihre Fähnlein wieder auf/ und lassen die fliegen gegen Aufgang der Sonnen/ und die Befehlshaber machen eine ordentliche Gassen/ dieweil lässet der Profos den armen Sünder beichten und berichten/ und seine Sünde bekennen. [II.] Nun gehen die viertzig Mann/ und berahtschlagen sich/ darnach gehen sie wieder in den Ring/ da fähet der gefragte Krieges-Mann an/ und erzehlet den gemeinen Mann den Rath/ so sie beschlossen und erfunden haben/ da nun der Rath den gemeinen Mann nicht gefallen würde/ so mögen sie von den Ihren andere viertzig Mann zu einen Rathschlage nehmen/ in gleicher Weise und Form/ als der erste; ists dem gemeinen Mann noch nicht gefällig/ sollen sie zum drittenmahl andere viertzig Mann nehmen/ und gleicher gestalt rathschlagen/ oder mögen die ersten vierzig Mañ alle in dreymahl zu Rath gehen lassen. [12.] Wann nun die drey Räthe in gleicher massen einer nach den andern beschlossen hat/ so muß man zu ieden Rath einen sondern Richter haben/ darüm daß ieder Richter seinen Rath den gemeinen Manne vorbringen könne: Wann dann die drey Räthe ergangen und gesprochen seynd/ so erzehlet man einen Rath nach den andern/ vor den gantzen Volck/ darnach läst man mit drey Trummeln umschlagen bey Ehr und Eyd/ daß keiner den Rath über zwey- oder dreymahl zu wiederholen / repetiren oder zu straffen begehren soll/ sondern zu Recht gäntzlich beschlossen seyn lassen. Darnach mag der arme Gefangene auf seine Knie fallen / und üm ein gnädig Urtheil bitten/ hier auf der Welt/ und auch bey GOtt im Himmel. [13.] Hier muß einer von den Richtern/ oder der Feldwebel den Gefangenen das Urtheil vor den Volck mündlich verkündigen und öffentlich erzehlen/ also: Lieber N. wiltu wissen/ was dir durch Urtheil und Recht über deine begangene Missethat/ wegen Regiments und den gemeinen Mann erkandt und auferleget worden? Antwort/ Ja. Du solt nach alten Brauch und Recht zwischen die lange Spieß gestossen und damit an Leib und Leben gestrafft werden. Nemlich also: Es soll ein ieder redlicher Kriegs-Mann/ von wegen seines Eydes/ Ehr und Redligkeit / von wegen Regiments/ und des Göttlichen/ Käyserlichen Rechten/ seinen langen Spieß in dich stossen/ biß du von Leben zum Tode bracht wirst/ so ist unser ehrlich aufrichtig Regiment gestärcket/ und nicht geschwächet/ auch dem Rechte sein Genüge geschehen. Darnach bedancket sich der Fendrich gegen den gemeinen Mann/ daß sie so willig gewesen/ und zu Stärckung der göttlichen Rechten gut Regiment gehalten haben/ und weiter zu halten begehren/ darnach schlagen sie ihre Fähnlein wieder auf/ und lassen die fliegen gegen Aufgang der Sonnen/ und die Befehlshaber machen eine ordentliche Gassen/ dieweil lässet der Profos den armen Sünder beichten und berichten/ und seine Sünde bekennen. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0152" n="136"/> <p>[II.] Nun gehen die viertzig Mann/ und berahtschlagen sich/ darnach gehen sie wieder in den Ring/ da fähet der gefragte Krieges-Mann an/ und erzehlet den gemeinen Mann den Rath/ so sie beschlossen und erfunden haben/ da nun der Rath den gemeinen Mann nicht gefallen würde/ so mögen sie von den Ihren andere viertzig Mann zu einen Rathschlage nehmen/ in gleicher Weise und Form/ als der erste; ists dem gemeinen Mann noch nicht gefällig/ sollen sie zum drittenmahl andere viertzig Mann nehmen/ und gleicher gestalt rathschlagen/ oder mögen die ersten vierzig Mañ alle in dreymahl zu Rath gehen lassen.</p> <p>[12.] Wann nun die drey Räthe in gleicher massen einer nach den andern beschlossen hat/ so muß man zu ieden Rath einen sondern Richter haben/ darüm daß ieder Richter seinen Rath den gemeinen Manne vorbringen könne: Wann dann die drey Räthe ergangen und gesprochen seynd/ so erzehlet man einen Rath nach den andern/ vor den gantzen Volck/ darnach läst man mit drey Trummeln umschlagen bey Ehr und Eyd/ daß keiner den Rath über zwey- oder dreymahl zu wiederholen / repetiren oder zu straffen begehren soll/ sondern zu Recht gäntzlich beschlossen seyn lassen. Darnach mag der arme Gefangene auf seine Knie fallen / und üm ein gnädig Urtheil bitten/ hier auf der Welt/ und auch bey GOtt im Himmel.</p> <p>[13.] Hier muß einer von den Richtern/ oder der Feldwebel den Gefangenen das Urtheil vor den Volck mündlich verkündigen und öffentlich erzehlen/ also: Lieber N. wiltu wissen/ was dir durch Urtheil und Recht über deine begangene Missethat/ wegen Regiments und den gemeinen Mann erkandt und auferleget worden? Antwort/ Ja. Du solt nach alten Brauch und Recht zwischen die lange Spieß gestossen und damit an Leib und Leben gestrafft werden. Nemlich also: Es soll ein ieder redlicher Kriegs-Mann/ von wegen seines Eydes/ Ehr und Redligkeit / von wegen Regiments/ und des Göttlichen/ Käyserlichen Rechten/ seinen langen Spieß in dich stossen/ biß du von Leben zum Tode bracht wirst/ so ist unser ehrlich aufrichtig Regiment gestärcket/ und nicht geschwächet/ auch dem Rechte sein Genüge geschehen. Darnach bedancket sich der Fendrich gegen den gemeinen Mann/ daß sie so willig gewesen/ und zu Stärckung der göttlichen Rechten gut Regiment gehalten haben/ und weiter zu halten begehren/ darnach schlagen sie ihre Fähnlein wieder auf/ und lassen die fliegen gegen Aufgang der Sonnen/ und die Befehlshaber machen eine ordentliche Gassen/ dieweil lässet der Profos den armen Sünder beichten und berichten/ und seine Sünde bekennen.</p> </div> </body> </text> </TEI> [136/0152]
[II.] Nun gehen die viertzig Mann/ und berahtschlagen sich/ darnach gehen sie wieder in den Ring/ da fähet der gefragte Krieges-Mann an/ und erzehlet den gemeinen Mann den Rath/ so sie beschlossen und erfunden haben/ da nun der Rath den gemeinen Mann nicht gefallen würde/ so mögen sie von den Ihren andere viertzig Mann zu einen Rathschlage nehmen/ in gleicher Weise und Form/ als der erste; ists dem gemeinen Mann noch nicht gefällig/ sollen sie zum drittenmahl andere viertzig Mann nehmen/ und gleicher gestalt rathschlagen/ oder mögen die ersten vierzig Mañ alle in dreymahl zu Rath gehen lassen.
[12.] Wann nun die drey Räthe in gleicher massen einer nach den andern beschlossen hat/ so muß man zu ieden Rath einen sondern Richter haben/ darüm daß ieder Richter seinen Rath den gemeinen Manne vorbringen könne: Wann dann die drey Räthe ergangen und gesprochen seynd/ so erzehlet man einen Rath nach den andern/ vor den gantzen Volck/ darnach läst man mit drey Trummeln umschlagen bey Ehr und Eyd/ daß keiner den Rath über zwey- oder dreymahl zu wiederholen / repetiren oder zu straffen begehren soll/ sondern zu Recht gäntzlich beschlossen seyn lassen. Darnach mag der arme Gefangene auf seine Knie fallen / und üm ein gnädig Urtheil bitten/ hier auf der Welt/ und auch bey GOtt im Himmel.
[13.] Hier muß einer von den Richtern/ oder der Feldwebel den Gefangenen das Urtheil vor den Volck mündlich verkündigen und öffentlich erzehlen/ also: Lieber N. wiltu wissen/ was dir durch Urtheil und Recht über deine begangene Missethat/ wegen Regiments und den gemeinen Mann erkandt und auferleget worden? Antwort/ Ja. Du solt nach alten Brauch und Recht zwischen die lange Spieß gestossen und damit an Leib und Leben gestrafft werden. Nemlich also: Es soll ein ieder redlicher Kriegs-Mann/ von wegen seines Eydes/ Ehr und Redligkeit / von wegen Regiments/ und des Göttlichen/ Käyserlichen Rechten/ seinen langen Spieß in dich stossen/ biß du von Leben zum Tode bracht wirst/ so ist unser ehrlich aufrichtig Regiment gestärcket/ und nicht geschwächet/ auch dem Rechte sein Genüge geschehen. Darnach bedancket sich der Fendrich gegen den gemeinen Mann/ daß sie so willig gewesen/ und zu Stärckung der göttlichen Rechten gut Regiment gehalten haben/ und weiter zu halten begehren/ darnach schlagen sie ihre Fähnlein wieder auf/ und lassen die fliegen gegen Aufgang der Sonnen/ und die Befehlshaber machen eine ordentliche Gassen/ dieweil lässet der Profos den armen Sünder beichten und berichten/ und seine Sünde bekennen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693/152 |
Zitationshilfe: | Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693/152>, abgerufen am 16.02.2025. |