Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693.machen lassen. Denn dies Tzineser halten überaus viel auf ihre Haare/ drin sie ihre Zierde suchen/ sie lassen alle Morgen das Haar kämmen/ oder thun es selbst/ Arm und Reich führen sie aufwarts am Kopffe/ und winden selbige auf den Wirbel in einen Knoten. C. Ob nun wohl/ wie vorgedacht/ die Mode mit den langen Haaren und grossen Bärten viele Jahre gewehret/ ist doch dieselbe/ wie man davor hält/ üms Jahr Christi 1460. bey Regierung Philippi Boni, Hertzogs zu Burgund/ guten theils wieder abkommen/ und zwar daher/ weil/ als dieser Hertzog mit einer harten und langen Kranckheit befallen wahr/ ihm die Meidici gerathen/ daß er sein schön lang Haar abnehmen lassen möchte. Als er aber merckte/ daß er wegen solches ungewöhnlichen Dinges von seinen Freunden und andern so ihn besuchen würden/ derb ausgelachet werden dürffte/ hat er ein Gebot durch sein gantzes Land ausgehen lassen/ daß alle seine Hoff-Diener/ Edel und Unedel ihre Köpfe bescheren lassen solten/ welches so viel gefruchtet/ daß auf einen Tag in Brüssel allein 500. solchem Gebot Folge geleistet/ hat es auch durch den Dienst des Edlen Petri Vasquenbachs [welchen er hierunter gebraucht] in kurtzen dahin gebracht/ daß nicht allein die zu Brüssel/ sondern auch in andern Städten nach gefolge/ und dergleichen gethan/ so daß endlich alle Edeleuthe und Diener nicht ohne groß Gelächter des gemeinen Manns mit beschornen Köpfen einher gangen. Nicht lange hernach haben die Holländer/ Frantzosen/ und fast gantz Europa nachgeäffet. Henterus De'phius, lib. 4 de Reb. Burgund. CI. Wiewohl/ wenn man es recht bedencket/ dies nicht ohne Ursache/ und weil die lange Haare einen in viele Wege hinderlich/ auch in sonderheit bey Curirung der Wunden und andern Gebrechen des Haupts schädlich sind. Ist auch einem Erbarn Manne vorwerflich/ wenn er als ein Weibes-Bild mehr Zeit zu Schmückung der Haare/ als sonst anderen nötigen und nützlichen Dingen verwendet. Camerar. Hor succis. part. 1. c. 36. p. 169. Und dieses hat wohl inacht genommen Franciscus 1. König in Franckreich/ welcher/ damit er von einer Wunde am Kopff desto besser curiret werden möchte/ sich kolben lassen/ deme drauff alle Hof-Leute/ und ferner auch alles Volck gefolget/ dergestalt/ daß man hernach bey Hofe die lange Hare verlachte/ die doch vorhin eine Anzeige der Schönheit / und des Frantzösischen Adels gewesen/ auch ohne das solche die Alten ehrwürdig / die Priester ansehnlich/ die Soldaten schrecklich/ die Jünglinge schön/ und die Mägdelein holdselig machet. Limnaeus de J. P. lib. 1. c. 6. n. 28. Zeil. cent. 1. Fpist. 16. machen lassen. Denn dies Tzineser halten überaus viel auf ihre Haare/ drin sie ihre Zierde suchen/ sie lassen alle Morgen das Haar kämmen/ oder thun es selbst/ Arm und Reich führen sie aufwarts am Kopffe/ und winden selbige auf den Wirbel in einen Knoten. C. Ob nun wohl/ wie vorgedacht/ die Mode mit den langen Haaren und grossen Bärten viele Jahre gewehret/ ist doch dieselbe/ wie man davor hält/ üms Jahr Christi 1460. bey Regierung Philippi Boni, Hertzogs zu Burgund/ guten theils wieder abkom̃en/ und zwar daher/ weil/ als dieser Hertzog mit einer harten und langen Kranckheit befallen wahr/ ihm die Meidici gerathen/ daß er sein schön lang Haar abnehmen lassen möchte. Als er aber merckte/ daß er wegen solches ungewöhnlichen Dinges von seinen Freunden und andern so ihn besuchen würden/ derb ausgelachet werden dürffte/ hat er ein Gebot durch sein gantzes Land ausgehen lassen/ daß alle seine Hoff-Diener/ Edel und Unedel ihre Köpfe bescheren lassen solten/ welches so viel gefruchtet/ daß auf einen Tag in Brüssel allein 500. solchem Gebot Folge geleistet/ hat es auch durch den Dienst des Edlen Petri Vasquenbachs [welchen er hierunter gebraucht] in kurtzen dahin gebracht/ daß nicht allein die zu Brüssel/ sondern auch in andern Städten nach gefolge/ und dergleichen gethan/ so daß endlich alle Edeleuthe und Diener nicht ohne groß Gelächter des gemeinen Manns mit beschornen Köpfen einher gangen. Nicht lange hernach haben die Holländer/ Frantzosen/ und fast gantz Europa nachgeäffet. Henterus De'phius, lib. 4 de Reb. Burgund. CI. Wiewohl/ wenn man es recht bedencket/ dies nicht ohne Ursache/ und weil die lange Haare einen in viele Wege hinderlich/ auch in sonderheit bey Curirung der Wunden und andern Gebrechen des Haupts schädlich sind. Ist auch einem Erbarn Manne vorwerflich/ wenn er als ein Weibes-Bild mehr Zeit zu Schmückung der Haare/ als sonst anderen nötigen und nützlichẽ Dingen verwendet. Camerar. Hor succis. part. 1. c. 36. p. 169. Und dieses hat wohl inacht genommen Franciscus 1. König in Franckreich/ welcher/ damit er von einer Wunde am Kopff desto besser curiret werden möchte/ sich kolben lassen/ deme drauff alle Hof-Leute/ und ferner auch alles Volck gefolget/ dergestalt/ daß man hernach bey Hofe die lange Hare verlachte/ die doch vorhin eine Anzeige der Schönheit / und des Frantzösischen Adels gewesen/ auch ohne das solche die Alten ehrwürdig / die Priester ansehnlich/ die Soldaten schrecklich/ die Jünglinge schön/ und die Mägdelein holdselig machet. Limnaeus de J. P. lib. 1. c. 6. n. 28. Zeil. cent. 1. Fpist. 16. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f1130" n="1126"/> machen lassen. Denn dies Tzineser halten überaus viel auf ihre Haare/ drin sie ihre Zierde suchen/ sie lassen alle Morgen das Haar kämmen/ oder thun es selbst/ Arm und Reich führen sie aufwarts am Kopffe/ und winden selbige auf den Wirbel in einen Knoten.</p> <p>C. Ob nun wohl/ wie vorgedacht/ die Mode mit den langen Haaren und grossen Bärten viele Jahre gewehret/ ist doch dieselbe/ wie man davor hält/ üms Jahr Christi 1460. bey Regierung Philippi Boni, Hertzogs zu Burgund/ guten theils wieder abkom̃en/ und zwar daher/ weil/ als dieser Hertzog mit einer harten und langen Kranckheit befallen wahr/ ihm die Meidici gerathen/ daß er sein schön lang Haar abnehmen lassen möchte. Als er aber merckte/ daß er wegen solches ungewöhnlichen Dinges von seinen Freunden und andern so ihn besuchen würden/ derb ausgelachet werden dürffte/ hat er ein Gebot durch sein gantzes Land ausgehen lassen/ daß alle seine Hoff-Diener/ Edel und Unedel ihre Köpfe bescheren lassen solten/ welches so viel gefruchtet/ daß auf einen Tag in Brüssel allein 500. solchem Gebot Folge geleistet/ hat es auch durch den Dienst des Edlen Petri Vasquenbachs [welchen er hierunter gebraucht] in kurtzen dahin gebracht/ daß nicht allein die zu Brüssel/ sondern auch in andern Städten nach gefolge/ und dergleichen gethan/ so daß endlich alle Edeleuthe und Diener nicht ohne groß Gelächter des gemeinen Manns mit beschornen Köpfen einher gangen. Nicht lange hernach haben die Holländer/ Frantzosen/ und fast gantz Europa nachgeäffet. Henterus De'phius, lib. 4 de Reb. Burgund.</p> <p>CI. Wiewohl/ wenn man es recht bedencket/ dies nicht ohne Ursache/ und weil die lange Haare einen in viele Wege hinderlich/ auch in sonderheit bey Curirung der Wunden und andern Gebrechen des Haupts schädlich sind. Ist auch einem Erbarn Manne vorwerflich/ wenn er als ein Weibes-Bild mehr Zeit zu Schmückung der Haare/ als sonst anderen nötigen und nützlichẽ Dingen verwendet. Camerar. Hor succis. part. 1. c. 36. p. 169. Und dieses hat wohl inacht genommen Franciscus 1. König in Franckreich/ welcher/ damit er von einer Wunde am Kopff desto besser curiret werden möchte/ sich kolben lassen/ deme drauff alle Hof-Leute/ und ferner auch alles Volck gefolget/ dergestalt/ daß man hernach bey Hofe die lange Hare verlachte/ die doch vorhin eine Anzeige der Schönheit / und des Frantzösischen Adels gewesen/ auch ohne das solche die Alten ehrwürdig / die Priester ansehnlich/ die Soldaten schrecklich/ die Jünglinge schön/ und die Mägdelein holdselig machet. Limnaeus de J. P. lib. 1. c. 6. n. 28. Zeil. cent. 1. Fpist. 16.</p> </div> </body> </text> </TEI> [1126/1130]
machen lassen. Denn dies Tzineser halten überaus viel auf ihre Haare/ drin sie ihre Zierde suchen/ sie lassen alle Morgen das Haar kämmen/ oder thun es selbst/ Arm und Reich führen sie aufwarts am Kopffe/ und winden selbige auf den Wirbel in einen Knoten.
C. Ob nun wohl/ wie vorgedacht/ die Mode mit den langen Haaren und grossen Bärten viele Jahre gewehret/ ist doch dieselbe/ wie man davor hält/ üms Jahr Christi 1460. bey Regierung Philippi Boni, Hertzogs zu Burgund/ guten theils wieder abkom̃en/ und zwar daher/ weil/ als dieser Hertzog mit einer harten und langen Kranckheit befallen wahr/ ihm die Meidici gerathen/ daß er sein schön lang Haar abnehmen lassen möchte. Als er aber merckte/ daß er wegen solches ungewöhnlichen Dinges von seinen Freunden und andern so ihn besuchen würden/ derb ausgelachet werden dürffte/ hat er ein Gebot durch sein gantzes Land ausgehen lassen/ daß alle seine Hoff-Diener/ Edel und Unedel ihre Köpfe bescheren lassen solten/ welches so viel gefruchtet/ daß auf einen Tag in Brüssel allein 500. solchem Gebot Folge geleistet/ hat es auch durch den Dienst des Edlen Petri Vasquenbachs [welchen er hierunter gebraucht] in kurtzen dahin gebracht/ daß nicht allein die zu Brüssel/ sondern auch in andern Städten nach gefolge/ und dergleichen gethan/ so daß endlich alle Edeleuthe und Diener nicht ohne groß Gelächter des gemeinen Manns mit beschornen Köpfen einher gangen. Nicht lange hernach haben die Holländer/ Frantzosen/ und fast gantz Europa nachgeäffet. Henterus De'phius, lib. 4 de Reb. Burgund.
CI. Wiewohl/ wenn man es recht bedencket/ dies nicht ohne Ursache/ und weil die lange Haare einen in viele Wege hinderlich/ auch in sonderheit bey Curirung der Wunden und andern Gebrechen des Haupts schädlich sind. Ist auch einem Erbarn Manne vorwerflich/ wenn er als ein Weibes-Bild mehr Zeit zu Schmückung der Haare/ als sonst anderen nötigen und nützlichẽ Dingen verwendet. Camerar. Hor succis. part. 1. c. 36. p. 169. Und dieses hat wohl inacht genommen Franciscus 1. König in Franckreich/ welcher/ damit er von einer Wunde am Kopff desto besser curiret werden möchte/ sich kolben lassen/ deme drauff alle Hof-Leute/ und ferner auch alles Volck gefolget/ dergestalt/ daß man hernach bey Hofe die lange Hare verlachte/ die doch vorhin eine Anzeige der Schönheit / und des Frantzösischen Adels gewesen/ auch ohne das solche die Alten ehrwürdig / die Priester ansehnlich/ die Soldaten schrecklich/ die Jünglinge schön/ und die Mägdelein holdselig machet. Limnaeus de J. P. lib. 1. c. 6. n. 28. Zeil. cent. 1. Fpist. 16.
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