LXVII. Theils geben auch vor/ man habe denen Verstorbenen/ sobald die Seele ausgefahren/ die Hare abgeschnitten. Saubert. de Sacrif. Veterum, cap. 10. p. 229. und solche vor die Hauß-Thüre aufgehenckt/ welches Letztere aber nicht allerdings geglaubet wird. Sonst ist doch wahr/ daß die Heiden davor gehalten / die höllische Göttin Proserpina schnitte allen Sterbenden die Hare ab/ und weihete damit gleichsam die Hölle ein. Wodurch der Locus bey dem Horatio, lib. 1. Oda 28. Nullum saeva caput Proserpina fugit ausgeleget wird.
LXVIII. Ja man flochte auch wohl denen gebährenden Weibern die Hare auf/ die Kinder desto eher zur Welt zubringen. Ovid. lib. 3. Fastor. vers. 257.
Si qua tamen gravida est, resoluto crine precetur.
LXIX. Einige schnitten auch ihre Hare ab/ wenn sie/ in grosse Gefahr kahmen. Nic. Rigaltius, in not. ad Artemidori Oniroct. Wie Käyser Macrinus, welcher nachdem er von Avito, so nachgehends/ als er zum Käyserthum gelanget/ Atonius genennet worden/ in die Flucht geschlagen/ sich gen Antiochiam begab/ konte wegen einheimischer Aufruhr allda nicht bleiben/ ließ derowegen Har und Bart abscheren/ verkleidete sich/ und flohe durch gantz klein asiam.
LXX. Bey denen Troezeniern schnitten die Bräute/ ehe sie Hochzeit hielten / ihnen die langen Haupt-Hare ab/ und opfferten sie ihren Göttern/ desto besser Glück in ihren Ehestand zuhaben. Pausanias, lib. 2. Eben wie die Jungfern zu Sicyonia, die ihre Hare der Hygeae oder Göttin der Gesundheit und des Wohlergehens consecrirten. Idem in Corinthiacis. Der Griechen Jünglinge musten zu Zeiten des Thesei dem Abgott Apollini ihre Haupt- und erste Barth-Hare zu Delphis aufopffern. Hadrian. Junius, cap. 4. de Coma. Welchem die Römische Jünglinge/ zumahl die von sonderlicher Conduite wahren/ nachgefolget/ welches auch Martialis, lib. 1. Epigramm. 32. anführet/ in nachfolgenden Versen:
Hos tibi, Phoebe, vovet totos a vertice crines
Enclopus, domini centurionis amor
Cratapudens meriti tulerit cum praemia pili
Quam primum longas, Phoebe, recide comas.
Dum nulla teneri sordens lanugine vultus,
Dumque decent fusae, lactea colla jubae.
Et Svetonius, in Nerone lib. 6. c. 12. ita scribit: Gymnico quod in septis edebat,
LXVII. Theils geben auch vor/ man habe denen Verstorbenen/ sobald die Seele ausgefahren/ die Hare abgeschnitten. Saubert. de Sacrif. Veterum, cap. 10. p. 229. und solche vor die Hauß-Thüre aufgehenckt/ welches Letztere aber nicht allerdings geglaubet wird. Sonst ist doch wahr/ daß die Heiden davor gehalten / die höllische Göttin Proserpina schnitte allen Sterbenden die Hare ab/ und weihete damit gleichsam die Hölle ein. Wodurch der Locus bey dem Horatio, lib. 1. Oda 28. Nullum saeva caput Proserpina fugit ausgeleget wird.
LXVIII. Ja man flochte auch wohl denen gebährenden Weibern die Hare auf/ die Kinder desto eher zur Welt zubringen. Ovid. lib. 3. Fastor. vers. 257.
Si qua tamen gravida est, resoluto crine precetur.
LXIX. Einige schnitten auch ihre Hare ab/ wenn sie/ in grosse Gefahr kahmen. Nic. Rigaltius, in not. ad Artemidori Oniroct. Wie Käyser Macrinus, welcher nachdem er von Avito, so nachgehends/ als er zum Käyserthum gelanget/ Atonius genennet worden/ in die Flucht geschlagen/ sich gen Antiochiam begab/ konte wegen einheimischer Aufruhr allda nicht bleiben/ ließ derowegen Har und Bart abscheren/ verkleidete sich/ und flohe durch gantz klein asiam.
LXX. Bey denen Troezeniern schnitten die Bräute/ ehe sie Hochzeit hielten / ihnen die langen Haupt-Hare ab/ und opfferten sie ihren Göttern/ desto besser Glück in ihren Ehestand zuhaben. Pausanias, lib. 2. Eben wie die Jungfern zu Sicyonia, die ihre Hare der Hygeae oder Göttin der Gesundheit und des Wohlergehens consecrirten. Idem in Corinthiacis. Der Griechen Jünglinge musten zu Zeiten des Thesei dem Abgott Apollini ihre Haupt- und erste Barth-Hare zu Delphis aufopffern. Hadrian. Junius, cap. 4. de Coma. Welchem die Römische Jünglinge/ zumahl die von sonderlicher Conduite wahren/ nachgefolget/ welches auch Martialis, lib. 1. Epigramm. 32. anführet/ in nachfolgenden Versen:
Hos tibi, Phoebe, vovet totos à vertice crines
Enclopus, domini centurionis amor
Cratapudens meriti tulerit cum praemia pili
Quam primum longas, Phoebe, recide comas.
Dum nulla teneri sordens lanugine vultus,
Dumque decent fusae, lactea colla jubae.
Et Svetonius, in Nerone lib. 6. c. 12. ita scribit: Gymnico quod in septis edebat,
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LXVII. Theils geben auch vor/ man habe denen Verstorbenen/ sobald die Seele ausgefahren/ die Hare abgeschnitten. Saubert. de Sacrif. Veterum, cap. 10. p. 229. und solche vor die Hauß-Thüre aufgehenckt/ welches Letztere aber nicht allerdings geglaubet wird. Sonst ist doch wahr/ daß die Heiden davor gehalten / die höllische Göttin Proserpina schnitte allen Sterbenden die Hare ab/ und weihete damit gleichsam die Hölle ein. Wodurch der Locus bey dem Horatio, lib. 1. Oda 28. Nullum saeva caput Proserpina fugit ausgeleget wird.
LXVIII. Ja man flochte auch wohl denen gebährenden Weibern die Hare auf/ die Kinder desto eher zur Welt zubringen. Ovid. lib. 3. Fastor. vers. 257.
Si qua tamen gravida est, resoluto crine precetur.
LXIX. Einige schnitten auch ihre Hare ab/ wenn sie/ in grosse Gefahr kahmen. Nic. Rigaltius, in not. ad Artemidori Oniroct. Wie Käyser Macrinus, welcher nachdem er von Avito, so nachgehends/ als er zum Käyserthum gelanget/ Atonius genennet worden/ in die Flucht geschlagen/ sich gen Antiochiam begab/ konte wegen einheimischer Aufruhr allda nicht bleiben/ ließ derowegen Har und Bart abscheren/ verkleidete sich/ und flohe durch gantz klein asiam.
LXX. Bey denen Troezeniern schnitten die Bräute/ ehe sie Hochzeit hielten / ihnen die langen Haupt-Hare ab/ und opfferten sie ihren Göttern/ desto besser Glück in ihren Ehestand zuhaben. Pausanias, lib. 2. Eben wie die Jungfern zu Sicyonia, die ihre Hare der Hygeae oder Göttin der Gesundheit und des Wohlergehens consecrirten. Idem in Corinthiacis. Der Griechen Jünglinge musten zu Zeiten des Thesei dem Abgott Apollini ihre Haupt- und erste Barth-Hare zu Delphis aufopffern. Hadrian. Junius, cap. 4. de Coma. Welchem die Römische Jünglinge/ zumahl die von sonderlicher Conduite wahren/ nachgefolget/ welches auch Martialis, lib. 1. Epigramm. 32. anführet/ in nachfolgenden Versen:
Hos tibi, Phoebe, vovet totos à vertice crines
Enclopus, domini centurionis amor
Cratapudens meriti tulerit cum praemia pili
Quam primum longas, Phoebe, recide comas.
Dum nulla teneri sordens lanugine vultus,
Dumque decent fusae, lactea colla jubae.
Et Svetonius, in Nerone lib. 6. c. 12. ita scribit: Gymnico quod in septis edebat,
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Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693, S. 1118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693/1122>, abgerufen am 25.11.2024.
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