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Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693.

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Und mögen hiebevor in Indien Zwerge gewesen seyn/ welche/ wenn man dem Ctesiae in seinen Indianischen Excerpten §. 10. pag. 582. trauen darf / so grosse und lange Bärte gehabt/ daß sie solche an stat der Kleidung gebraucht / indem sie dieselbe allenthalben um sich hergewickelt.

XIII. Einige Völcker haben auch darum lange Haar und grosse Bärte wachsen lassen / damit sie grausam aussehen/ und ihren Feinden Furcht und Schrecken einjagen möchten/ als die Scythen und Parther/ Plutarch. in Crasso. Curtius, lib. 4. Die Indianer und Araber/ welche/ wenn sie in den Streit zohen/ ihre Hare aufknüpften/ und in die Höhe stürtzten/ daß sie aussahen/ als hätten sie Hörner auf den Kopf. Panciroll. Deperd. c. de sibula p. 377. Item die Longobarder/ welche Theils ihrer Weiber bewafnet mit untergestellet/ als wenns Männer wären/ und zu dem Ende ihre Haupt-hare um die Mäuler hergebunden/ als wenn sie so grosse Bärte hätten. Hotomannus, Dialog. de Barba, e Paulo Diacono. Jacob Thomas. Disp. de barba, Lemm. 4. n. 25. Wie auch die Catti und Teutsche / deren viele rothe Hare in Knoten zusammen genküpffet hatten/ aber weder Hare noch Bart beschneiden liessen/ sondern als zottichte Böcke in den Krieg lieffen / und nicht eher wieder nach Hause kamen/ biß ein jeder einen abgehauenen Feindes Kopf mit sich heimbrachte. Alex. ab Alexand. d. c. 18. lib. 5. pag. 736.

XIV. Es hat aber diese Verstellung nicht allemahl ihren vermeinten Effect erreichet/ sondern zuweilen fehl geschlagen: Gestalt denn Gentianus Hervetus aus denen Schottischen Jahr-Büchern referiret, daß die Schotten/ so ihre Bärte abgeschoren/ 5000. der groß bärtigen Engeländer [qui alias etiam vitro, quod coeruleum colorem inducit, corpora inficiebant, ut eo crudeliores in pugna apparerent, Jul. Caesar, de Bello Gallic. lib. 5.] einsmahls erschlagen/ worauf diese Scoptische Verße gemacht worden:

Quid juvat, o Stulti, tantam promittere barbam,

Plurima promittens quae nihi ipsa facit?

Caedibus ex vestris non fidere, discite barbae,

Non fortes animos pendula barba facit.

XV. Sonsten ist hierbey diese curiöse Frage; Ob auch Adam einen Bart gehabt? Die meisten bejahen solches/ weil er von GOtt erschaffen/ als ein Mann in seiner besten Blüthe der Jahre/ wie Augustinus und andere mehr davor halten/ auch damahls noch weder Schermesser noch Schere vorhanden war/ womit er solchen abnehmen können/ sondern erst lange hernach das Eisen erfunden und gebraucht worden. Genes. c. 4. v. 22. Also hat auch Gott

Und mögen hiebevor in Indien Zwerge gewesen seyn/ welche/ wenn man dem Ctesiae in seinen Indianischen Excerpten §. 10. pag. 582. trauen darf / so grosse und lange Bärte gehabt/ daß sie solche an stat der Kleidung gebraucht / indem sie dieselbe allenthalben um sich hergewickelt.

XIII. Einige Völcker haben auch darum lange Haar und grosse Bärte wachsen lassen / damit sie grausam aussehen/ und ihren Feinden Furcht und Schrecken einjagen möchten/ als die Scythen und Parther/ Plutarch. in Crasso. Curtius, lib. 4. Die Indianer und Araber/ welche/ wenn sie in den Streit zohen/ ihre Hare aufknüpften/ und in die Höhe stürtzten/ daß sie aussahen/ als hätten sie Hörner auf den Kopf. Panciroll. Deperd. c. de sibula p. 377. Item die Longobarder/ welche Theils ihrer Weiber bewafnet mit untergestellet/ als wenns Männer wären/ und zu dem Ende ihre Haupt-hare um die Mäuler hergebunden/ als wenn sie so grosse Bärte hätten. Hotomannus, Dialog. de Barba, è Paulo Diacono. Jacob Thomas. Disp. de barba, Lemm. 4. n. 25. Wie auch die Catti und Teutsche / deren viele rothe Hare in Knoten zusammen genküpffet hatten/ aber weder Hare noch Bart beschneiden liessen/ sondern als zottichte Böcke in den Krieg lieffen / und nicht eher wieder nach Hause kamen/ biß ein jeder einen abgehauenen Feindes Kopf mit sich heimbrachte. Alex. ab Alexand. d. c. 18. lib. 5. pag. 736.

XIV. Es hat aber diese Verstellung nicht allemahl ihren vermeinten Effect erreichet/ sondern zuweilen fehl geschlagen: Gestalt denn Gentianus Hervetus aus denen Schottischen Jahr-Büchern referiret, daß die Schotten/ so ihre Bärte abgeschoren/ 5000. der groß bärtigen Engeländer [qui aliàs etiam vitro, quod coeruleum colorem inducit, corpora inficiebant, ut eo crudeliores in pugna apparerent, Jul. Caesar, de Bello Gallic. lib. 5.] einsmahls erschlagen/ worauf diese Scoptische Verße gemacht worden:

Quid juvat, ô Stulti, tantam promittere barbam,

Plurima promittens quae nihi ipsa facit?

Caedibus ex vestris non fidere, discite barbae,

Non fortes animos pendula barba facit.

XV. Sonsten ist hierbey diese curiöse Frage; Ob auch Adam einen Bart gehabt? Die meisten bejahen solches/ weil er von GOtt erschaffen/ als ein Mann in seiner besten Blüthe der Jahre/ wie Augustinus und andere mehr davor halten/ auch damahls noch weder Schermesser noch Schere vorhanden war/ womit er solchen abnehmen können/ sondern erst lange hernach das Eisen erfunden und gebraucht worden. Genes. c. 4. v. 22. Also hat auch Gott

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        <p>XIV. Es hat aber diese Verstellung nicht allemahl ihren vermeinten Effect                      erreichet/ sondern zuweilen fehl geschlagen: Gestalt denn Gentianus Hervetus                      aus denen Schottischen Jahr-Büchern referiret, daß die Schotten/ so ihre Bärte                      abgeschoren/ 5000. der groß bärtigen Engeländer [qui aliàs etiam vitro, quod                      coeruleum colorem inducit, corpora inficiebant, ut eo crudeliores in pugna                      apparerent, Jul. Caesar, de Bello Gallic. lib. 5.] einsmahls erschlagen/ worauf                      diese Scoptische Verße gemacht worden:</p>
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[1098/1104] Und mögen hiebevor in Indien Zwerge gewesen seyn/ welche/ wenn man dem Ctesiae in seinen Indianischen Excerpten §. 10. pag. 582. trauen darf / so grosse und lange Bärte gehabt/ daß sie solche an stat der Kleidung gebraucht / indem sie dieselbe allenthalben um sich hergewickelt. XIII. Einige Völcker haben auch darum lange Haar und grosse Bärte wachsen lassen / damit sie grausam aussehen/ und ihren Feinden Furcht und Schrecken einjagen möchten/ als die Scythen und Parther/ Plutarch. in Crasso. Curtius, lib. 4. Die Indianer und Araber/ welche/ wenn sie in den Streit zohen/ ihre Hare aufknüpften/ und in die Höhe stürtzten/ daß sie aussahen/ als hätten sie Hörner auf den Kopf. Panciroll. Deperd. c. de sibula p. 377. Item die Longobarder/ welche Theils ihrer Weiber bewafnet mit untergestellet/ als wenns Männer wären/ und zu dem Ende ihre Haupt-hare um die Mäuler hergebunden/ als wenn sie so grosse Bärte hätten. Hotomannus, Dialog. de Barba, è Paulo Diacono. Jacob Thomas. Disp. de barba, Lemm. 4. n. 25. Wie auch die Catti und Teutsche / deren viele rothe Hare in Knoten zusammen genküpffet hatten/ aber weder Hare noch Bart beschneiden liessen/ sondern als zottichte Böcke in den Krieg lieffen / und nicht eher wieder nach Hause kamen/ biß ein jeder einen abgehauenen Feindes Kopf mit sich heimbrachte. Alex. ab Alexand. d. c. 18. lib. 5. pag. 736. XIV. Es hat aber diese Verstellung nicht allemahl ihren vermeinten Effect erreichet/ sondern zuweilen fehl geschlagen: Gestalt denn Gentianus Hervetus aus denen Schottischen Jahr-Büchern referiret, daß die Schotten/ so ihre Bärte abgeschoren/ 5000. der groß bärtigen Engeländer [qui aliàs etiam vitro, quod coeruleum colorem inducit, corpora inficiebant, ut eo crudeliores in pugna apparerent, Jul. Caesar, de Bello Gallic. lib. 5.] einsmahls erschlagen/ worauf diese Scoptische Verße gemacht worden: Quid juvat, ô Stulti, tantam promittere barbam, Plurima promittens quae nihi ipsa facit? Caedibus ex vestris non fidere, discite barbae, Non fortes animos pendula barba facit. XV. Sonsten ist hierbey diese curiöse Frage; Ob auch Adam einen Bart gehabt? Die meisten bejahen solches/ weil er von GOtt erschaffen/ als ein Mann in seiner besten Blüthe der Jahre/ wie Augustinus und andere mehr davor halten/ auch damahls noch weder Schermesser noch Schere vorhanden war/ womit er solchen abnehmen können/ sondern erst lange hernach das Eisen erfunden und gebraucht worden. Genes. c. 4. v. 22. Also hat auch Gott

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Zitationshilfe: Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693, S. 1098. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693/1104>, abgerufen am 22.11.2024.