das Hembd ausziehen/ werffen sie auch zugleich alle Schamhaftigkeit mit hinweg. Welches eben der Gyges ist/ den der unvorsichtige König Candaules in Lydia, aus Närrischer Liebe/ durch ein Loch in der Cammer-Thür seine nackichte Gemahlin zeigete/ drüber der König das Leben verlohr/ und Gyges anseine stat die Gemahlin und das Königreich bekahm. Maßen den folche Blösse der Weiber die Manns-Personen zur Unzuch anfeuret; Propert. lib. 2. Eleg. 16. Coelius Rhodigin. lib. 2. lect. Antiq. c. 7. wie man dessen gnugsam Exempel hat an den alten Susannen Brüdern/ item an David/ der die Batsebam nackend in Bade sahe/ und daher nicht allein mit ihr Ehebruch / sondern auch einen Todschlag an ihren Mann beging. Lib. 2. Reg. c. 11. Käyser Antonius Caracalla ward dadurch zu Blut-Schande mit seiner Stiefmutter/ der Julia/ gebracht. Denn als sich dieselbe auch gegen ihn entblöste/ und er von böser Lust entbrand anfing: vellem, si liceret/ gab sie ihm zur Autwort: si libet, licet! An nescis, te Imperatorem esse, & leges dare, non accipere? Drauf er sie/ mit grossen Aergernis des Bolcks/ zur Gemahlin nahm. AElius Spartianus, in ejus vita. Gellius, lib. 17. c. 14. Macr. lib. Saturn. 2. c. 27. Aristoclea, ein ansbündig schön Mädgen/ opfferte einsmahl dem Gott Jovi nackend / da ein vornehmer Jüngling/ Nahmens Strato, sie ungefehr ersahe/ und drüber in Liebe gegen sie heftig Entzündet ward. Es hatte sie aber auch ein ander/ mit Nahmen Callisthenes, lieb/ drum als sie Hochzeit hielt/ haben sich diese beyde so grausam um sie gezerret/ und einer den andern/ dieselbe wieder nehmen wollen/ daß endlich im Grimm daß gutte Mensch drüber in stücken zerrissen worden/ auf deren todten Cörper sich Strato erstochen. Tiraquell. in 4. Leg. Connub. Gloss. 1. pag. 88. n. 14.
XLV. Es wird auch die Entblössung der Weiber vor gantz schänd- und ärgerlich/ ja höchststrafbar in der heil. Schrifft gehalten/ wie Ezech. 16. Esaiae. 20. & 47. Thren. 4. und andern Orthen mehr zu sehen. So ward auch Noa/ als er in Wein truncken/ in der Hütten aufgedeckt lag/ von seinen Sohn Ham verlachet/ Genes. c. 9. v. 21. & 22. Es ist auch bey den Lydiern vor die gröste Schande gehalten worden wenn ein Mann sich nackend sehen lassen. Herodot. lib. 1. Und ob wohl bey den Olympischen Spiehlen die Jünglinge sich auch nackend praesentirten udarstelleten/ [welches Acanth[unleserliches Material], oder wie andere ihn nennen / Neanth[unleserliches Material], ein Lacedaemonier in der XV. Olym piade eingeführet.] ist doch zu wissen/ daß kein Weibes-Bild an solchen Orth erscheinen/ und zusehen dürffen / bey Straffe von den Felsen Typeo herunter gestürtzt zuwerden.
das Hembd ausziehen/ werffen sie auch zugleich alle Schamhaftigkeit mit hinweg. Welches eben der Gyges ist/ den der unvorsichtige König Candaules in Lydia, aus Närrischer Liebe/ durch ein Loch in der Cammer-Thür seine nackichte Gemahlin zeigete/ drüber der König das Leben verlohr/ und Gyges anseine stat die Gemahlin und das Königreich bekahm. Maßen den folche Blösse der Weiber die Manns-Personen zur Unzuch anfeuret; Propert. lib. 2. Eleg. 16. Coelius Rhodigin. lib. 2. lect. Antiq. c. 7. wie man dessen gnugsam Exempel hat an den alten Susannen Brüdern/ item an David/ der die Batsebam nackend in Bade sahe/ und daher nicht allein mit ihr Ehebruch / sondern auch einen Todschlag an ihren Mann beging. Lib. 2. Reg. c. 11. Käyser Antonius Caracalla ward dadurch zu Blut-Schande mit seiner Stiefmutter/ der Julia/ gebracht. Denn als sich dieselbe auch gegen ihn entblöste/ und er von böser Lust entbrand anfing: vellem, si liceret/ gab sie ihm zur Autwort: si libet, licet! An nescis, te Imperatorem esse, & leges dare, non accipere? Drauf er sie/ mit grossen Aergernis des Bolcks/ zur Gemahlin nahm. AElius Spartianus, in ejus vita. Gellius, lib. 17. c. 14. Macr. lib. Saturn. 2. c. 27. Aristoclea, ein ansbündig schön Mädgen/ opfferte einsmahl dem Gott Jovi nackend / da ein vornehmer Jüngling/ Nahmens Strato, sie ungefehr ersahe/ und drüber in Liebe gegen sie heftig Entzündet ward. Es hatte sie aber auch ein ander/ mit Nahmen Callisthenes, lieb/ drum als sie Hochzeit hielt/ haben sich diese beyde so grausam um sie gezerret/ und einer den andern/ dieselbe wieder nehmen wollen/ daß endlich im Grimm daß gutte Mensch drüber in stücken zerrissen worden/ auf deren todten Cörper sich Strato erstochen. Tiraquell. in 4. Leg. Connub. Gloss. 1. pag. 88. n. 14.
XLV. Es wird auch die Entblössung der Weiber vor gantz schänd- und ärgerlich/ ja höchststrafbar in der heil. Schrifft gehalten/ wie Ezech. 16. Esaiae. 20. & 47. Thren. 4. und andern Orthen mehr zu sehen. So ward auch Noa/ als er in Wein truncken/ in der Hütten aufgedeckt lag/ von seinen Sohn Ham verlachet/ Genes. c. 9. v. 21. & 22. Es ist auch bey dẽ Lydiern vor die gröste Schande gehalten worden wenn ein Mann sich nackend sehen lassen. Herodot. lib. 1. Und ob wohl bey den Olympischen Spiehlen die Jünglinge sich auch nackend praesentirten udarstelleten/ [welches Acanth[unleserliches Material], oder wie andere ihn neñen / Neanth[unleserliches Material], ein Lacedaemonier in der XV. Olym piade eingeführet.] ist doch zu wissen/ daß kein Weibes-Bild an solchen Orth erscheinen/ und zusehen dürffen / bey Straffe von den Felsen Typeo herunter gestürtzt zuwerdẽ.
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das Hembd ausziehen/ werffen sie auch zugleich alle Schamhaftigkeit mit hinweg. Welches eben der Gyges ist/ den der unvorsichtige König Candaules in Lydia, aus Närrischer Liebe/ durch ein Loch in der Cammer-Thür seine nackichte Gemahlin zeigete/ drüber der König das Leben verlohr/ und Gyges anseine stat die Gemahlin und das Königreich bekahm. Maßen den folche Blösse der Weiber die Manns-Personen zur Unzuch anfeuret; Propert. lib. 2. Eleg. 16. Coelius Rhodigin. lib. 2. lect. Antiq. c. 7. wie man dessen gnugsam Exempel hat an den alten Susannen Brüdern/ item an David/ der die Batsebam nackend in Bade sahe/ und daher nicht allein mit ihr Ehebruch / sondern auch einen Todschlag an ihren Mann beging. Lib. 2. Reg. c. 11. Käyser Antonius Caracalla ward dadurch zu Blut-Schande mit seiner Stiefmutter/ der Julia/ gebracht. Denn als sich dieselbe auch gegen ihn entblöste/ und er von böser Lust entbrand anfing: vellem, si liceret/ gab sie ihm zur Autwort: si libet, licet! An nescis, te Imperatorem esse, & leges dare, non accipere? Drauf er sie/ mit grossen Aergernis des Bolcks/ zur Gemahlin nahm. AElius Spartianus, in ejus vita. Gellius, lib. 17. c. 14. Macr. lib. Saturn. 2. c. 27. Aristoclea, ein ansbündig schön Mädgen/ opfferte einsmahl dem Gott Jovi nackend / da ein vornehmer Jüngling/ Nahmens Strato, sie ungefehr ersahe/ und drüber in Liebe gegen sie heftig Entzündet ward. Es hatte sie aber auch ein ander/ mit Nahmen Callisthenes, lieb/ drum als sie Hochzeit hielt/ haben sich diese beyde so grausam um sie gezerret/ und einer den andern/ dieselbe wieder nehmen wollen/ daß endlich im Grimm daß gutte Mensch drüber in stücken zerrissen worden/ auf deren todten Cörper sich Strato erstochen. Tiraquell. in 4. Leg. Connub. Gloss. 1. pag. 88. n. 14.</p><p>XLV. Es wird auch die Entblössung der Weiber vor gantz schänd- und ärgerlich/ ja höchststrafbar in der heil. Schrifft gehalten/ wie Ezech. 16. Esaiae. 20. & 47. Thren. 4. und andern Orthen mehr zu sehen. So ward auch Noa/ als er in Wein truncken/ in der Hütten aufgedeckt lag/ von seinen Sohn Ham verlachet/ Genes. c. 9. v. 21. & 22. Es ist auch bey dẽ Lydiern vor die gröste Schande gehalten worden wenn ein Mann sich nackend sehen lassen. Herodot. lib. 1. Und ob wohl bey den Olympischen Spiehlen die Jünglinge sich auch nackend praesentirten udarstelleten/ [welches Acanth<gapreason="illegible"/>, oder wie andere ihn neñen / Neanth<gapreason="illegible"/>, ein Lacedaemonier in der XV. Olym piade eingeführet.] ist doch zu wissen/ daß kein Weibes-Bild an solchen Orth erscheinen/ und zusehen dürffen / bey Straffe von den Felsen Typeo herunter gestürtzt zuwerdẽ.
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das Hembd ausziehen/ werffen sie auch zugleich alle Schamhaftigkeit mit hinweg. Welches eben der Gyges ist/ den der unvorsichtige König Candaules in Lydia, aus Närrischer Liebe/ durch ein Loch in der Cammer-Thür seine nackichte Gemahlin zeigete/ drüber der König das Leben verlohr/ und Gyges anseine stat die Gemahlin und das Königreich bekahm. Maßen den folche Blösse der Weiber die Manns-Personen zur Unzuch anfeuret; Propert. lib. 2. Eleg. 16. Coelius Rhodigin. lib. 2. lect. Antiq. c. 7. wie man dessen gnugsam Exempel hat an den alten Susannen Brüdern/ item an David/ der die Batsebam nackend in Bade sahe/ und daher nicht allein mit ihr Ehebruch / sondern auch einen Todschlag an ihren Mann beging. Lib. 2. Reg. c. 11. Käyser Antonius Caracalla ward dadurch zu Blut-Schande mit seiner Stiefmutter/ der Julia/ gebracht. Denn als sich dieselbe auch gegen ihn entblöste/ und er von böser Lust entbrand anfing: vellem, si liceret/ gab sie ihm zur Autwort: si libet, licet! An nescis, te Imperatorem esse, & leges dare, non accipere? Drauf er sie/ mit grossen Aergernis des Bolcks/ zur Gemahlin nahm. AElius Spartianus, in ejus vita. Gellius, lib. 17. c. 14. Macr. lib. Saturn. 2. c. 27. Aristoclea, ein ansbündig schön Mädgen/ opfferte einsmahl dem Gott Jovi nackend / da ein vornehmer Jüngling/ Nahmens Strato, sie ungefehr ersahe/ und drüber in Liebe gegen sie heftig Entzündet ward. Es hatte sie aber auch ein ander/ mit Nahmen Callisthenes, lieb/ drum als sie Hochzeit hielt/ haben sich diese beyde so grausam um sie gezerret/ und einer den andern/ dieselbe wieder nehmen wollen/ daß endlich im Grimm daß gutte Mensch drüber in stücken zerrissen worden/ auf deren todten Cörper sich Strato erstochen. Tiraquell. in 4. Leg. Connub. Gloss. 1. pag. 88. n. 14.
XLV. Es wird auch die Entblössung der Weiber vor gantz schänd- und ärgerlich/ ja höchststrafbar in der heil. Schrifft gehalten/ wie Ezech. 16. Esaiae. 20. & 47. Thren. 4. und andern Orthen mehr zu sehen. So ward auch Noa/ als er in Wein truncken/ in der Hütten aufgedeckt lag/ von seinen Sohn Ham verlachet/ Genes. c. 9. v. 21. & 22. Es ist auch bey dẽ Lydiern vor die gröste Schande gehalten worden wenn ein Mann sich nackend sehen lassen. Herodot. lib. 1. Und ob wohl bey den Olympischen Spiehlen die Jünglinge sich auch nackend praesentirten udarstelleten/ [welches Acanth_ , oder wie andere ihn neñen / Neanth_ , ein Lacedaemonier in der XV. Olym piade eingeführet.] ist doch zu wissen/ daß kein Weibes-Bild an solchen Orth erscheinen/ und zusehen dürffen / bey Straffe von den Felsen Typeo herunter gestürtzt zuwerdẽ.
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Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693, S. 1045. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693/1051>, abgerufen am 22.11.2024.
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