Dincklage, Emmy von: Der Striethast. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [180]–219. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Anntrin brach in Thränen aus -- ach! in bittere Thränen -- und stürzte in die Kammer, die sie verriegelte. Ihr einfaches redliches Gemüth empörte sich dagegen, durch einen Betrug, durch eine Komödie erkauft zu werden; lieber noch hätte sie -- eine wirkliche Hexerei hingenommen! Rolf Evert ging zu Schiff und kam erst nach Jahren wieder und verheirathete sich dann. Anntrin wurde ein altes Mädchen wie ihre in hohen Jahren verstorbene Tante -- und doch ganz anders als diese; denn ernstes Wohlwollen, stilles freundliches Wohlthun sind der Inhalt ihres ringsum Segen spendenden Daseins. Anntrin brach in Thränen aus — ach! in bittere Thränen — und stürzte in die Kammer, die sie verriegelte. Ihr einfaches redliches Gemüth empörte sich dagegen, durch einen Betrug, durch eine Komödie erkauft zu werden; lieber noch hätte sie — eine wirkliche Hexerei hingenommen! Rolf Evert ging zu Schiff und kam erst nach Jahren wieder und verheirathete sich dann. Anntrin wurde ein altes Mädchen wie ihre in hohen Jahren verstorbene Tante — und doch ganz anders als diese; denn ernstes Wohlwollen, stilles freundliches Wohlthun sind der Inhalt ihres ringsum Segen spendenden Daseins. <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="6"> <pb facs="#f0043"/> <p>Anntrin brach in Thränen aus — ach! in bittere Thränen — und stürzte in die Kammer, die sie verriegelte. Ihr einfaches redliches Gemüth empörte sich dagegen, durch einen Betrug, durch eine Komödie erkauft zu werden; lieber noch hätte sie — eine wirkliche Hexerei hingenommen!</p><lb/> <p>Rolf Evert ging zu Schiff und kam erst nach Jahren wieder und verheirathete sich dann. Anntrin wurde ein altes Mädchen wie ihre in hohen Jahren verstorbene Tante — und doch ganz anders als diese; denn ernstes Wohlwollen, stilles freundliches Wohlthun sind der Inhalt ihres ringsum Segen spendenden Daseins.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0043]
Anntrin brach in Thränen aus — ach! in bittere Thränen — und stürzte in die Kammer, die sie verriegelte. Ihr einfaches redliches Gemüth empörte sich dagegen, durch einen Betrug, durch eine Komödie erkauft zu werden; lieber noch hätte sie — eine wirkliche Hexerei hingenommen!
Rolf Evert ging zu Schiff und kam erst nach Jahren wieder und verheirathete sich dann. Anntrin wurde ein altes Mädchen wie ihre in hohen Jahren verstorbene Tante — und doch ganz anders als diese; denn ernstes Wohlwollen, stilles freundliches Wohlthun sind der Inhalt ihres ringsum Segen spendenden Daseins.
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Zitationshilfe: | Dincklage, Emmy von: Der Striethast. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [180]–219. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dincklage_striethast_1910/43>, abgerufen am 22.07.2024. |