Dincklage, Emmy von: Der Striethast. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [180]–219. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Menge Arbeiter und dreißig Schulkinder beschäftigt waren. Der Matrose nahm ihre Rechte und sagte: Jetzt hab' ich, was ich halten will, so lange ich noch eine Hand rühren kann! Du weißt wohl, entgegnete das Mädchen, daß ich nie an einen andern Mann denken kann, als an dich -- auch wenn es anders mit uns gekommen wäre! Rolf lachte: Es ist gekommen, wie es kommen mußte, mein Schatz, und es kommt noch besser, wenn ich dir nicht mehr so bei wegelang aufzulauern brauche, sondern ordentlich vor dir her jeden Sonntag zur Messe gehe, wie sich's für Mann und Frau gehört! Ich habe es wohl nie Jemand, außer unserem Bauer, jemals gesagt, daß ich im Hause viel böse Tage und viel Trübsal hatte; aber, Rolf Evert, heute freut es mich, daß es so war. Denn jetzt ist meine Freudigkeit um so größer: du giebst mir, was ich nimmer nicht kannte! Rolf Evert lachte in seiner lustigen Art und schüttelte das braune, krause Haar zurück: Hurrah, Anna Katharina Twistbrink! Ich bin der glücklichste Junge, der jemals die Sohlen auf die Tannenplanken setzte! Es thut mir nur leid, daß ich nicht so fromm und verständig bin als du! -- Aber das sage ich dir, mein Lamm, meinen Striethast will ich haben, der Alten zum Schabernack, wir wollen doch sehen, ob sie es wagen wird, ihn wieder einzuschneiden (zu kerben). Wagen -- ? fragte Anntrin beunruhigt. Menge Arbeiter und dreißig Schulkinder beschäftigt waren. Der Matrose nahm ihre Rechte und sagte: Jetzt hab' ich, was ich halten will, so lange ich noch eine Hand rühren kann! Du weißt wohl, entgegnete das Mädchen, daß ich nie an einen andern Mann denken kann, als an dich — auch wenn es anders mit uns gekommen wäre! Rolf lachte: Es ist gekommen, wie es kommen mußte, mein Schatz, und es kommt noch besser, wenn ich dir nicht mehr so bei wegelang aufzulauern brauche, sondern ordentlich vor dir her jeden Sonntag zur Messe gehe, wie sich's für Mann und Frau gehört! Ich habe es wohl nie Jemand, außer unserem Bauer, jemals gesagt, daß ich im Hause viel böse Tage und viel Trübsal hatte; aber, Rolf Evert, heute freut es mich, daß es so war. Denn jetzt ist meine Freudigkeit um so größer: du giebst mir, was ich nimmer nicht kannte! Rolf Evert lachte in seiner lustigen Art und schüttelte das braune, krause Haar zurück: Hurrah, Anna Katharina Twistbrink! Ich bin der glücklichste Junge, der jemals die Sohlen auf die Tannenplanken setzte! Es thut mir nur leid, daß ich nicht so fromm und verständig bin als du! — Aber das sage ich dir, mein Lamm, meinen Striethast will ich haben, der Alten zum Schabernack, wir wollen doch sehen, ob sie es wagen wird, ihn wieder einzuschneiden (zu kerben). Wagen — ? fragte Anntrin beunruhigt. <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="5"> <p><pb facs="#f0037"/> Menge Arbeiter und dreißig Schulkinder beschäftigt waren. Der Matrose nahm ihre Rechte und sagte: Jetzt hab' ich, was ich halten will, so lange ich noch eine Hand rühren kann!</p><lb/> <p>Du weißt wohl, entgegnete das Mädchen, daß ich nie an einen andern Mann denken kann, als an dich — auch wenn es anders mit uns gekommen wäre!</p><lb/> <p>Rolf lachte: Es ist gekommen, wie es kommen mußte, mein Schatz, und es kommt noch besser, wenn ich dir nicht mehr so bei wegelang aufzulauern brauche, sondern ordentlich vor dir her jeden Sonntag zur Messe gehe, wie sich's für Mann und Frau gehört!</p><lb/> <p>Ich habe es wohl nie Jemand, außer unserem Bauer, jemals gesagt, daß ich im Hause viel böse Tage und viel Trübsal hatte; aber, Rolf Evert, heute freut es mich, daß es so war. Denn jetzt ist meine Freudigkeit um so größer: du giebst mir, was ich nimmer nicht kannte!</p><lb/> <p>Rolf Evert lachte in seiner lustigen Art und schüttelte das braune, krause Haar zurück: Hurrah, Anna Katharina Twistbrink! Ich bin der glücklichste Junge, der jemals die Sohlen auf die Tannenplanken setzte! Es thut mir nur leid, daß ich nicht so fromm und verständig bin als du! — Aber das sage ich dir, mein Lamm, meinen Striethast will ich haben, der Alten zum Schabernack, wir wollen doch sehen, ob sie es wagen wird, ihn wieder einzuschneiden (zu kerben).</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Wagen</hi> — ? fragte Anntrin beunruhigt.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0037]
Menge Arbeiter und dreißig Schulkinder beschäftigt waren. Der Matrose nahm ihre Rechte und sagte: Jetzt hab' ich, was ich halten will, so lange ich noch eine Hand rühren kann!
Du weißt wohl, entgegnete das Mädchen, daß ich nie an einen andern Mann denken kann, als an dich — auch wenn es anders mit uns gekommen wäre!
Rolf lachte: Es ist gekommen, wie es kommen mußte, mein Schatz, und es kommt noch besser, wenn ich dir nicht mehr so bei wegelang aufzulauern brauche, sondern ordentlich vor dir her jeden Sonntag zur Messe gehe, wie sich's für Mann und Frau gehört!
Ich habe es wohl nie Jemand, außer unserem Bauer, jemals gesagt, daß ich im Hause viel böse Tage und viel Trübsal hatte; aber, Rolf Evert, heute freut es mich, daß es so war. Denn jetzt ist meine Freudigkeit um so größer: du giebst mir, was ich nimmer nicht kannte!
Rolf Evert lachte in seiner lustigen Art und schüttelte das braune, krause Haar zurück: Hurrah, Anna Katharina Twistbrink! Ich bin der glücklichste Junge, der jemals die Sohlen auf die Tannenplanken setzte! Es thut mir nur leid, daß ich nicht so fromm und verständig bin als du! — Aber das sage ich dir, mein Lamm, meinen Striethast will ich haben, der Alten zum Schabernack, wir wollen doch sehen, ob sie es wagen wird, ihn wieder einzuschneiden (zu kerben).
Wagen — ? fragte Anntrin beunruhigt.
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Zitationshilfe: | Dincklage, Emmy von: Der Striethast. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [180]–219. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dincklage_striethast_1910/37>, abgerufen am 22.07.2024. |