pdi_355.001 Und an diesen Vorgängen unterscheiden wir als Eigenschaften, pdi_355.002 welche die Reproduktion beeinflussen: den Charakter der Inhalte pdi_355.003 und Verbindungsweisen, das Interesse, das die Seele diesen in pdi_355.004 den einzelnen Akten zuwendet, sowie die dadurch bedingte Bewusstseinserregung, pdi_355.005 die Zahl der Wiederholungen und endlich pdi_355.006 die Abstände der Zeiten, welche diese einzelnen Akte von einander pdi_355.007 trennen. In dem Interesse und der Aufmerksamkeit sind so pdi_355.008 Gefühle und Willensspannungen wirksam, Vorstellungen in das pdi_355.009 Bewusstsein zu heben.
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2. Der Zusammenhang des Seelenlebens und die von pdi_355.011 ihm aus erwirkten Bildungsprocesse.
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Wir sehen nun nicht mehr von dem umfassenderen und feineren pdi_355.013 Zusammenhang ab, in welchem die einzelnen zunächst wirkenden pdi_355.014 Vorstellungen stehen. Nur vermöge dieser Abstraktion konnten pdi_355.015 wir die eben dargelegten elementaren Vorgänge aus dem Seelenleben pdi_355.016 herausheben. Wir sehen auch nicht mehr von den inneren pdi_355.017 Veränderungen ab, welche in den Wahrnehmungen oder Vorstellungen pdi_355.018 oder ihren Bestandtheilen stattfinden. Allein vermöge pdi_355.019 derselben Abstraktion konnten wir diese Wahrnehmungen etc. pdi_355.020 als feste, für sich bestehende Elemente auffassen, die nur unterschieden, pdi_355.021 ineinsgesetzt, bezogen, zum Bewusstsein gebracht oder pdi_355.022 aus ihm verdrängt werden. In Wirklichkeit ist zumeist, ich pdi_355.023 sage nicht immer, ein Vorgang in der Seele zugleich ein Bildungsprocess; pdi_355.024 er ist bedingt vom ganzen Zusammenhang des pdi_355.025 Seelenlebens, und er enthält, von diesem aus erwirkt, auch innere pdi_355.026 Veränderungen an der Wahrnehmung oder Vorstellung oder pdi_355.027 einem Bestandtheil derselben.
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Bildungsprocesse sind also alle die zusammengesetzteren pdi_355.029 Vorgänge in der Seele, sofern sie vom Zusammenhang des Seelenlebens pdi_355.030 aus erwirkt werden und nicht nur feste Vorstellungen pdi_355.031 unterscheiden, ineinssetzen, beziehen, in das Bewusstsein heben pdi_355.032 oder aus ihm verdrängen, sondern Veränderungen in diesen pdi_355.033 Wahrnehmungen oder Vorstellungen zur Folge haben. Und pdi_355.034 zwar besteht eine solche Veränderung nie in der Neuschöpfung pdi_355.035 von Inhalten, die nirgend erfahren wurden, sondern nur im Ausfallen
pdi_355.001 Und an diesen Vorgängen unterscheiden wir als Eigenschaften, pdi_355.002 welche die Reproduktion beeinflussen: den Charakter der Inhalte pdi_355.003 und Verbindungsweisen, das Interesse, das die Seele diesen in pdi_355.004 den einzelnen Akten zuwendet, sowie die dadurch bedingte Bewusstseinserregung, pdi_355.005 die Zahl der Wiederholungen und endlich pdi_355.006 die Abstände der Zeiten, welche diese einzelnen Akte von einander pdi_355.007 trennen. In dem Interesse und der Aufmerksamkeit sind so pdi_355.008 Gefühle und Willensspannungen wirksam, Vorstellungen in das pdi_355.009 Bewusstsein zu heben.
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2. Der Zusammenhang des Seelenlebens und die von pdi_355.011 ihm aus erwirkten Bildungsprocesse.
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Wir sehen nun nicht mehr von dem umfassenderen und feineren pdi_355.013 Zusammenhang ab, in welchem die einzelnen zunächst wirkenden pdi_355.014 Vorstellungen stehen. Nur vermöge dieser Abstraktion konnten pdi_355.015 wir die eben dargelegten elementaren Vorgänge aus dem Seelenleben pdi_355.016 herausheben. Wir sehen auch nicht mehr von den inneren pdi_355.017 Veränderungen ab, welche in den Wahrnehmungen oder Vorstellungen pdi_355.018 oder ihren Bestandtheilen stattfinden. Allein vermöge pdi_355.019 derselben Abstraktion konnten wir diese Wahrnehmungen etc. pdi_355.020 als feste, für sich bestehende Elemente auffassen, die nur unterschieden, pdi_355.021 ineinsgesetzt, bezogen, zum Bewusstsein gebracht oder pdi_355.022 aus ihm verdrängt werden. In Wirklichkeit ist zumeist, ich pdi_355.023 sage nicht immer, ein Vorgang in der Seele zugleich ein Bildungsprocess; pdi_355.024 er ist bedingt vom ganzen Zusammenhang des pdi_355.025 Seelenlebens, und er enthält, von diesem aus erwirkt, auch innere pdi_355.026 Veränderungen an der Wahrnehmung oder Vorstellung oder pdi_355.027 einem Bestandtheil derselben.
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Bildungsprocesse sind also alle die zusammengesetzteren pdi_355.029 Vorgänge in der Seele, sofern sie vom Zusammenhang des Seelenlebens pdi_355.030 aus erwirkt werden und nicht nur feste Vorstellungen pdi_355.031 unterscheiden, ineinssetzen, beziehen, in das Bewusstsein heben pdi_355.032 oder aus ihm verdrängen, sondern Veränderungen in diesen pdi_355.033 Wahrnehmungen oder Vorstellungen zur Folge haben. Und pdi_355.034 zwar besteht eine solche Veränderung nie in der Neuschöpfung pdi_355.035 von Inhalten, die nirgend erfahren wurden, sondern nur im Ausfallen
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2. Der Zusammenhang des Seelenlebens und die von pdi_355.011
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Wir sehen nun nicht mehr von dem umfassenderen und feineren pdi_355.013
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Bildungsprocesse sind also alle die zusammengesetzteren pdi_355.029
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Dilthey, Wilhelm: Die Einbildungskraft des Dichters: Bausteine für eine Poetik. In: Philosophische Aufsätze. Eduard Zeller zu seinem fünfzigjährigen Doctor-Jubiläum gewidmet. (= Philosphische Aufsätze, 10.) Leipzig, 1887, S. 303–482, hier S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dilthey_poetik_1887/57>, abgerufen am 17.02.2025.
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