pdi_331.001 erkennen anleitete, helfen können. Da diese mangelte, wurde pdi_331.002 die Uebersicht dieser Seelenzustände nur in genialer Anschauung pdi_331.003 oder durch eine willkürliche Methode hergestellt. Dies geht von pdi_331.004 der Art, wie Schiller naive und sentimentale Dichtung gegeneinander pdi_331.005 absetzte, bis zu der, in welcher die Aesthetik der pdi_331.006 Hegel'schen Schule durch eine äusserliche Dialektik die dichterischen pdi_331.007 Seelenzustände in Beziehungen zu einander brachte.
pdi_331.008
3. Probleme und Hilfsmittel einer heutigen pdi_331.009 Poetik.
pdi_331.010
Die Aufgabe entsteht, die Probleme, welche jene Zeit pdi_331.011 ästhetischer Speculation bearbeitete, in den Zusammenhang der pdi_331.012 modernen Erfahrungswissenschaft zu stellen, den sehr grossen pdi_331.013 Reichthum genialer Beobachtungen und Verallgemeinerungen, pdi_331.014 den sie aufgehäuft hat, in dem Geiste dieser empirischen Forschung pdi_331.015 zu verwerthen und den Ertrag der technischen Poetik in ein pdi_331.016 wissenschaftliches Verhältniss zu dem der ästhetischen Speculation pdi_331.017 zu setzen. Welche Hilfsmittel und Methoden stehen uns pdi_331.018 dazu zur Verfügung?
pdi_331.019
Die Poetik, zurückgeblieben in empirischer Causalerkenntniss pdi_331.020 wie sie ist, wird zunächst von den verwandten Wissenschaftenpdi_331.021 in Bezug auf ihre Methoden und Hilfsmittel zu pdi_331.022 lernen suchen.
pdi_331.023
Die nächstverwandte Wissenschaft, die Rhetorik, ist leider pdi_331.024 auf dem Standpunkt stehen geblieben, den sie im Alterthum erreicht pdi_331.025 hatte. Sie ist eine elementare Formenlehre und Technik. pdi_331.026 Sie hat noch keinen Schritt gethan, der Causalerkenntniss sich pdi_331.027 anzunähern. Und doch wäre sie sowohl in dem eingeschränkten pdi_331.028 Verstande der Alten als in dem weiteren einer Theorie der pdi_331.029 prosaischen, d. h. Beweis und Ueberzeugung bezweckenden Rede pdi_331.030 für die Philologie und die Praxis des Lebens nützlich. Die pdi_331.031 Hilfsmittel, welche neben der Grammatik und Metrik der Sinn pdi_331.032 für logischen Zusammenhang und die ästhetische Feinfühligkeit pdi_331.033 der Philologie gewähren, sind nahezu erschöpft. So wird erst pdi_331.034 auf dem Wege der Vergleichung und psychologischen Begründung
pdi_331.001 erkennen anleitete, helfen können. Da diese mangelte, wurde pdi_331.002 die Uebersicht dieser Seelenzustände nur in genialer Anschauung pdi_331.003 oder durch eine willkürliche Methode hergestellt. Dies geht von pdi_331.004 der Art, wie Schiller naive und sentimentale Dichtung gegeneinander pdi_331.005 absetzte, bis zu der, in welcher die Aesthetik der pdi_331.006 Hegel'schen Schule durch eine äusserliche Dialektik die dichterischen pdi_331.007 Seelenzustände in Beziehungen zu einander brachte.
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Die nächstverwandte Wissenschaft, die Rhetorik, ist leider pdi_331.024 auf dem Standpunkt stehen geblieben, den sie im Alterthum erreicht pdi_331.025 hatte. Sie ist eine elementare Formenlehre und Technik. pdi_331.026 Sie hat noch keinen Schritt gethan, der Causalerkenntniss sich pdi_331.027 anzunähern. Und doch wäre sie sowohl in dem eingeschränkten pdi_331.028 Verstande der Alten als in dem weiteren einer Theorie der pdi_331.029 prosaischen, d. h. Beweis und Ueberzeugung bezweckenden Rede pdi_331.030 für die Philologie und die Praxis des Lebens nützlich. Die pdi_331.031 Hilfsmittel, welche neben der Grammatik und Metrik der Sinn pdi_331.032 für logischen Zusammenhang und die ästhetische Feinfühligkeit pdi_331.033 der Philologie gewähren, sind nahezu erschöpft. So wird erst pdi_331.034 auf dem Wege der Vergleichung und psychologischen Begründung
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ästhetischer Speculation bearbeitete, in den Zusammenhang der pdi_331.012
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Reichthum genialer Beobachtungen und Verallgemeinerungen, pdi_331.014
den sie aufgehäuft hat, in dem Geiste dieser empirischen Forschung pdi_331.015
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dazu zur Verfügung?
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Die Poetik, zurückgeblieben in empirischer Causalerkenntniss pdi_331.020
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Die nächstverwandte Wissenschaft, die Rhetorik, ist leider pdi_331.024
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Dilthey, Wilhelm: Die Einbildungskraft des Dichters: Bausteine für eine Poetik. In: Philosophische Aufsätze. Eduard Zeller zu seinem fünfzigjährigen Doctor-Jubiläum gewidmet. (= Philosphische Aufsätze, 10.) Leipzig, 1887, S. 303–482, hier S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dilthey_poetik_1887/33>, abgerufen am 17.07.2024.
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