So wurde in der monotheistischen Metaphysik der Alten und des Mittelalters der Logismus in der Natur als ein Gegebenes, und die menschliche Logik als ein zweites Gegebenes be- trachtet, das dritte Datum bildete die Korrespondenz dieser beiden. Für diesen Gesammtthatbestand war dann eine Bedingung in einem sie verknüpfenden Zusammenhang aufzufinden. Dies leistete die schon von Aristoteles in ihren Grundzügen entworfene An- sicht, nach welcher die göttliche Vernunft den Zusammenhang zwischen dem in ihr gegründeten Logismus der Natur und der ihr ent- sprungenen menschlichen Logik hervorbringt.
Als die Lage des Naturwissens die zwingende Kraft der theistischen Begründung immer mehr auflöste, entstand die ein- fachere Formel Spinozas, welche die göttliche Vernunft als Mittelglied eliminirte. Die Grundlage der Metaphysik Spinozas ist die reine Selbstgewißheit des logischen Geistes, welcher sich mit methodischem Bewußtsein die Wirklichkeit erkennend unterwirft, wie sie in Descartes das erste Stadium einer neuen Stellung des Subjektes zur Wirklichkeit bezeichnet. Inhaltlich angesehen trat hier die Konception des Descartes vom mechanischen Zusammenhang des Naturganzen in eine pantheistische Weltansicht, und so wandelte sich eine allgemeine Beseelung der Natur in die Identität der räumlichen Bewegungen mit den psychischen Vorgängen. Erkennt- nißtheoretisch betrachtet, wurde hier das Wissen aus der Identität des mechanischen Naturzusammenhangs mit der logischen Ge- dankenverbindung erklärt. Daher enthält diese Identitätslehre weiter die Erklärung der psychischen Vorgänge nach einem me- chanischen, sonach logischen Zusammenhang in sich: die objektive und universelle metaphysische Bedeutung des Logismus. In dieser Rücksicht drückt die Attributenlehre die unmittel- bare Identität des Kausalzusammenhangs in der Natur mit der logischen Verknüpfung der Wahrheiten im menschlichen Geiste aus. Das Mittelglied dieser Verbindung, welches vordem ein von der Welt unterschiedener Gott gebildet hatte, ist ausgestoßen: ordo et connexio idearum idem est ac ordo et connexio
Der logiſche Weltzuſammenhang.
So wurde in der monotheiſtiſchen Metaphyſik der Alten und des Mittelalters der Logismus in der Natur als ein Gegebenes, und die menſchliche Logik als ein zweites Gegebenes be- trachtet, das dritte Datum bildete die Korreſpondenz dieſer beiden. Für dieſen Geſammtthatbeſtand war dann eine Bedingung in einem ſie verknüpfenden Zuſammenhang aufzufinden. Dies leiſtete die ſchon von Ariſtoteles in ihren Grundzügen entworfene An- ſicht, nach welcher die göttliche Vernunft den Zuſammenhang zwiſchen dem in ihr gegründeten Logismus der Natur und der ihr ent- ſprungenen menſchlichen Logik hervorbringt.
Als die Lage des Naturwiſſens die zwingende Kraft der theiſtiſchen Begründung immer mehr auflöſte, entſtand die ein- fachere Formel Spinozas, welche die göttliche Vernunft als Mittelglied eliminirte. Die Grundlage der Metaphyſik Spinozas iſt die reine Selbſtgewißheit des logiſchen Geiſtes, welcher ſich mit methodiſchem Bewußtſein die Wirklichkeit erkennend unterwirft, wie ſie in Descartes das erſte Stadium einer neuen Stellung des Subjektes zur Wirklichkeit bezeichnet. Inhaltlich angeſehen trat hier die Konception des Descartes vom mechaniſchen Zuſammenhang des Naturganzen in eine pantheiſtiſche Weltanſicht, und ſo wandelte ſich eine allgemeine Beſeelung der Natur in die Identität der räumlichen Bewegungen mit den pſychiſchen Vorgängen. Erkennt- nißtheoretiſch betrachtet, wurde hier das Wiſſen aus der Identität des mechaniſchen Naturzuſammenhangs mit der logiſchen Ge- dankenverbindung erklärt. Daher enthält dieſe Identitätslehre weiter die Erklärung der pſychiſchen Vorgänge nach einem me- chaniſchen, ſonach logiſchen Zuſammenhang in ſich: die objektive und univerſelle metaphyſiſche Bedeutung des Logismus. In dieſer Rückſicht drückt die Attributenlehre die unmittel- bare Identität des Kauſalzuſammenhangs in der Natur mit der logiſchen Verknüpfung der Wahrheiten im menſchlichen Geiſte aus. Das Mittelglied dieſer Verbindung, welches vordem ein von der Welt unterſchiedener Gott gebildet hatte, iſt ausgeſtoßen: ordo et connexio idearum idem est ac ordo et connexio
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Der logiſche Weltzuſammenhang.
So wurde in der monotheiſtiſchen Metaphyſik der
Alten und des Mittelalters der Logismus in der Natur als ein
Gegebenes, und die menſchliche Logik als ein zweites Gegebenes be-
trachtet, das dritte Datum bildete die Korreſpondenz dieſer beiden.
Für dieſen Geſammtthatbeſtand war dann eine Bedingung in
einem ſie verknüpfenden Zuſammenhang aufzufinden. Dies leiſtete
die ſchon von Ariſtoteles in ihren Grundzügen entworfene An-
ſicht, nach welcher die göttliche Vernunft den Zuſammenhang zwiſchen
dem in ihr gegründeten Logismus der Natur und der ihr ent-
ſprungenen menſchlichen Logik hervorbringt.
Als die Lage des Naturwiſſens die zwingende Kraft der
theiſtiſchen Begründung immer mehr auflöſte, entſtand die ein-
fachere Formel Spinozas, welche die göttliche Vernunft als
Mittelglied eliminirte. Die Grundlage der Metaphyſik Spinozas
iſt die reine Selbſtgewißheit des logiſchen Geiſtes, welcher ſich mit
methodiſchem Bewußtſein die Wirklichkeit erkennend unterwirft, wie
ſie in Descartes das erſte Stadium einer neuen Stellung des
Subjektes zur Wirklichkeit bezeichnet. Inhaltlich angeſehen trat hier
die Konception des Descartes vom mechaniſchen Zuſammenhang
des Naturganzen in eine pantheiſtiſche Weltanſicht, und ſo wandelte
ſich eine allgemeine Beſeelung der Natur in die Identität der
räumlichen Bewegungen mit den pſychiſchen Vorgängen. Erkennt-
nißtheoretiſch betrachtet, wurde hier das Wiſſen aus der Identität
des mechaniſchen Naturzuſammenhangs mit der logiſchen Ge-
dankenverbindung erklärt. Daher enthält dieſe Identitätslehre
weiter die Erklärung der pſychiſchen Vorgänge nach einem me-
chaniſchen, ſonach logiſchen Zuſammenhang in ſich: die objektive
und univerſelle metaphyſiſche Bedeutung des Logismus.
In dieſer Rückſicht drückt die Attributenlehre die unmittel-
bare Identität des Kauſalzuſammenhangs in der Natur mit der
logiſchen Verknüpfung der Wahrheiten im menſchlichen Geiſte aus.
Das Mittelglied dieſer Verbindung, welches vordem ein von
der Welt unterſchiedener Gott gebildet hatte, iſt ausgeſtoßen:
ordo et connexio idearum idem est ac ordo et connexio
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Dilthey, Wilhelm: Einleitung in die Geisteswissenschaften. Versuch einer Grundlegung für das Studium der Gesellschaft und der Geschichte. Bd. 1. Leipzig, 1883, S. 493. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dilthey_geisteswissenschaften_1883/516>, abgerufen am 22.11.2024.
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