Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.Bock war. Wollten aber doch nicht wohl trauen, weil aber der Bock je länger, je mehr furchtsam ward, auf Tisch und Bänke sprang und gerne wär wieder hinausgewesen, trieben unsere Jungen allerhand Muthwillen, steckten ihm eine alte Allongen-Parück übern Kopf, machten ihm eine Klemm an'n Schwanz und prügelten ihn mit dem Ochsenziemer zum Haus hinaus. Ich hatte mich aber nachgehends wieder übers theophrastische Buch gemacht und unter andern gefunden: ein Siegel von unterschiednem Metall in einer gewissen Stunde zu giessen und gewisse signa und characteres drein zu graben, wer das an sich trüge, mit ein'm grünseidenen Faden auf der Brust, bloßer Haut, der würde glücklich sein in allem, bei großen Herrn, Frauenzimmerspielen und dergleichen. Ha, dacht ich, das ist eins vor dich! Machte mich also gleich drüber, goß und stach in vorgeschriebenen Stunden und Konjunkten nach dem Kalender, welchen ich fleißig zur Hand nahm, und hängete das schöne Kleinod an'n Hals. Von Stund an ging mir alles konträr, ich möchte auch vornehmen, was ich wollte! Ja, die Leute wurden mir so feind, daß ich auch meinen Abschied vom Herrn bekam (NB. so weiß der Teufel die arme Jugend zu verführen!), zu welchem in specie verhalf, daß mein Herr jaloux worden. Nämlich: zuvor, ehe dies geschehen, war mein Kamrad, welcher sonst den General Schöneck barbieren mußte - weil er nicht jeden leiden konnte und viele wieder weggejaget - nach desselben Gütern, zu den Patienten, verreiset. Da schickte der General und wollte barbieret sein. Mein Herr befiehlet mir, solches zu thun, und zu ezküsieren, weil jener auf dessen Gütern. Es war mir nicht viel drum zu thun und hätte lieber Bock war. Wollten aber doch nicht wohl trauen, weil aber der Bock je länger, je mehr furchtsam ward, auf Tisch und Bänke sprang und gerne wär wieder hinausgewesen, trieben unsere Jungen allerhand Muthwillen, steckten ihm eine alte Allongen-Parück übern Kopf, machten ihm eine Klemm an’n Schwanz und prügelten ihn mit dem Ochsenziemer zum Haus hinaus. Ich hatte mich aber nachgehends wieder übers theophrastische Buch gemacht und unter andern gefunden: ein Siegel von unterschiednem Metall in einer gewissen Stunde zu giessen und gewisse signa und characteres drein zu graben, wer das an sich trüge, mit ein’m grünseidenen Faden auf der Brust, bloßer Haut, der würde glücklich sein in allem, bei großen Herrn, Frauenzimmerspielen und dergleichen. Ha, dacht ich, das ist eins vor dich! Machte mich also gleich drüber, goß und stach in vorgeschriebenen Stunden und Konjunkten nach dem Kalender, welchen ich fleißig zur Hand nahm, und hängete das schöne Kleinod an’n Hals. Von Stund an ging mir alles konträr, ich möchte auch vornehmen, was ich wollte! Ja, die Leute wurden mir so feind, daß ich auch meinen Abschied vom Herrn bekam (NB. so weiß der Teufel die arme Jugend zu verführen!), zu welchem in specie verhalf, daß mein Herr jaloux worden. Nämlich: zuvor, ehe dies geschehen, war mein Kamrad, welcher sonst den General Schöneck barbieren mußte – weil er nicht jeden leiden konnte und viele wieder weggejaget – nach desselben Gütern, zu den Patienten, verreiset. Da schickte der General und wollte barbieret sein. Mein Herr befiehlet mir, solches zu thun, und zu ezküsieren, weil jener auf dessen Gütern. Es war mir nicht viel drum zu thun und hätte lieber <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0093"/> Bock war. Wollten aber doch nicht wohl trauen, weil aber der Bock je länger, je mehr furchtsam ward, auf Tisch und Bänke sprang und gerne wär wieder hinausgewesen, trieben unsere Jungen allerhand Muthwillen, steckten ihm eine alte Allongen-Parück übern Kopf, machten ihm eine Klemm an’n Schwanz und prügelten ihn mit dem Ochsenziemer zum Haus hinaus.</p> <p>Ich hatte mich aber nachgehends wieder übers theophrastische Buch gemacht und unter andern gefunden: ein Siegel von unterschiednem Metall in einer gewissen Stunde zu giessen und gewisse <hi rendition="#aq">signa</hi> und <hi rendition="#aq">characteres</hi> drein zu graben, wer das an sich trüge, mit ein’m grünseidenen Faden auf der Brust, bloßer Haut, der würde glücklich sein in allem, bei großen Herrn, Frauenzimmerspielen und dergleichen.</p> <p>Ha, dacht ich, das ist eins vor dich! 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Bock war. Wollten aber doch nicht wohl trauen, weil aber der Bock je länger, je mehr furchtsam ward, auf Tisch und Bänke sprang und gerne wär wieder hinausgewesen, trieben unsere Jungen allerhand Muthwillen, steckten ihm eine alte Allongen-Parück übern Kopf, machten ihm eine Klemm an’n Schwanz und prügelten ihn mit dem Ochsenziemer zum Haus hinaus.
Ich hatte mich aber nachgehends wieder übers theophrastische Buch gemacht und unter andern gefunden: ein Siegel von unterschiednem Metall in einer gewissen Stunde zu giessen und gewisse signa und characteres drein zu graben, wer das an sich trüge, mit ein’m grünseidenen Faden auf der Brust, bloßer Haut, der würde glücklich sein in allem, bei großen Herrn, Frauenzimmerspielen und dergleichen.
Ha, dacht ich, das ist eins vor dich! Machte mich also gleich drüber, goß und stach in vorgeschriebenen Stunden und Konjunkten nach dem Kalender, welchen ich fleißig zur Hand nahm, und hängete das schöne Kleinod an’n Hals.
Von Stund an ging mir alles konträr, ich möchte auch vornehmen, was ich wollte! Ja, die Leute wurden mir so feind, daß ich auch meinen Abschied vom Herrn bekam (NB. so weiß der Teufel die arme Jugend zu verführen!), zu welchem in specie verhalf, daß mein Herr jaloux worden.
Nämlich: zuvor, ehe dies geschehen, war mein Kamrad, welcher sonst den General Schöneck barbieren mußte – weil er nicht jeden leiden konnte und viele wieder weggejaget – nach desselben Gütern, zu den Patienten, verreiset. Da schickte der General und wollte barbieret sein. Mein Herr befiehlet mir, solches zu thun, und zu ezküsieren, weil jener auf dessen Gütern.
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Zitationshilfe: | Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/93>, abgerufen am 26.07.2024. |