Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.erste Treffen geschahe. Bei der Gelegenheit und bei dem zurückgeschlagenen Ausfall ein Teil von der bereits gesprengeten Burg einbekommen und Posto mit dreihundert Mann gefasset ward. Die Türken hatten indeß so viel Reis-Holz und Stroh darumgeleget und diese Mannschaft zu Tode geschmauchet, daß sie sich teils selbst herunter und den Hals gestürzet. Bei dem Zustande, da die Feind geschlagen und wieder ein neu Treffen oben geschehen sein sollte, darin die Unsern victorisieret, ließ ich der Thorheit meiner Jugend abermals unbedachten Lauf, suchte reich zu werden und wäre, wo mich GOtt nicht sonderlich erhalten, bald umb Leib und Leben gekommen. Ich hatt' mich nämlich, weil ich Freiheit hatte, auf den Weg gemacht, wo das Treffen vorgegangen; und kam dahin, wo abermals viel Tote und Blessierte von Pferd und Menschen übereinander lagen. Ich hatte einen mit einem grünen Sammet-Pelz mit silbernen Knöppen vor mir, ihn auszuziehen; wie andere thaten. Da er aber anfing, ungerisch zu reden und noch lebete, ließ ich ihn liegen und packete einen andern an, welchen ich vor einen Türken hielte, weil er silberbeschlagene Köcher und Pfeil', silberbeschlagenen Säbel hatte, so ich nahm, und eben nach der Goldbörse suchte. Da ward ein Zetergeschrei. Ich sahe mich umb. Da war alles voll Türken und Tartern, welche den Plündernden die Köpfe runtersäbelten, sie auch bei den Haaren übers Pferd wurfen; denn die Türken und Tartern sind starke Leute. Es würde mir gleichso gegangen sein, wenn ich nicht gleich alles von mir geschmissen und es aufs Laufen gelegt. Zu meinem Glück ich einen Damm antraf, auf beiden Seiten mit Bruch und Morast, zu welchem ich hinuntersprang und mich nieder, in'n erste Treffen geschahe. Bei der Gelegenheit und bei dem zurückgeschlagenen Ausfall ein Teil von der bereits gesprengeten Burg einbekommen und Posto mit dreihundert Mann gefasset ward. Die Türken hatten indeß so viel Reis-Holz und Stroh darumgeleget und diese Mannschaft zu Tode geschmauchet, daß sie sich teils selbst herunter und den Hals gestürzet. Bei dem Zustande, da die Feind geschlagen und wieder ein neu Treffen oben geschehen sein sollte, darin die Unsern victorisieret, ließ ich der Thorheit meiner Jugend abermals unbedachten Lauf, suchte reich zu werden und wäre, wo mich GOtt nicht sonderlich erhalten, bald umb Leib und Leben gekommen. Ich hatt’ mich nämlich, weil ich Freiheit hatte, auf den Weg gemacht, wo das Treffen vorgegangen; und kam dahin, wo abermals viel Tote und Blessierte von Pferd und Menschen übereinander lagen. Ich hatte einen mit einem grünen Sammet-Pelz mit silbernen Knöppen vor mir, ihn auszuziehen; wie andere thaten. Da er aber anfing, ungerisch zu reden und noch lebete, ließ ich ihn liegen und packete einen andern an, welchen ich vor einen Türken hielte, weil er silberbeschlagene Köcher und Pfeil’, silberbeschlagenen Säbel hatte, so ich nahm, und eben nach der Goldbörse suchte. Da ward ein Zetergeschrei. Ich sahe mich umb. Da war alles voll Türken und Tartern, welche den Plündernden die Köpfe runtersäbelten, sie auch bei den Haaren übers Pferd wurfen; denn die Türken und Tartern sind starke Leute. Es würde mir gleichso gegangen sein, wenn ich nicht gleich alles von mir geschmissen und es aufs Laufen gelegt. Zu meinem Glück ich einen Damm antraf, auf beiden Seiten mit Bruch und Morast, zu welchem ich hinuntersprang und mich nieder, in’n <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0072"/> erste Treffen geschahe. Bei der Gelegenheit und bei dem zurückgeschlagenen Ausfall ein Teil von der bereits gesprengeten Burg einbekommen und Posto mit dreihundert Mann gefasset ward. 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Da er aber anfing, ungerisch zu reden und noch lebete, ließ ich ihn liegen und packete einen andern an, welchen ich vor einen Türken hielte, weil er silberbeschlagene Köcher und Pfeil’, silberbeschlagenen Säbel hatte, so ich nahm, und eben nach der Goldbörse suchte.</p> <p>Da ward ein Zetergeschrei. Ich sahe mich umb. Da war alles voll Türken und Tartern, welche den Plündernden die Köpfe runtersäbelten, sie auch bei den Haaren übers Pferd wurfen; denn die Türken und Tartern sind starke Leute. Es würde mir gleichso gegangen sein, wenn ich nicht gleich alles von mir geschmissen und es aufs Laufen gelegt. Zu meinem Glück ich einen Damm antraf, auf beiden Seiten mit Bruch und Morast, zu welchem ich hinuntersprang und mich nieder, in’n </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0072]
erste Treffen geschahe. Bei der Gelegenheit und bei dem zurückgeschlagenen Ausfall ein Teil von der bereits gesprengeten Burg einbekommen und Posto mit dreihundert Mann gefasset ward. Die Türken hatten indeß so viel Reis-Holz und Stroh darumgeleget und diese Mannschaft zu Tode geschmauchet, daß sie sich teils selbst herunter und den Hals gestürzet.
Bei dem Zustande, da die Feind geschlagen und wieder ein neu Treffen oben geschehen sein sollte, darin die Unsern victorisieret, ließ ich der Thorheit meiner Jugend abermals unbedachten Lauf, suchte reich zu werden und wäre, wo mich GOtt nicht sonderlich erhalten, bald umb Leib und Leben gekommen.
Ich hatt’ mich nämlich, weil ich Freiheit hatte, auf den Weg gemacht, wo das Treffen vorgegangen; und kam dahin, wo abermals viel Tote und Blessierte von Pferd und Menschen übereinander lagen. Ich hatte einen mit einem grünen Sammet-Pelz mit silbernen Knöppen vor mir, ihn auszuziehen; wie andere thaten. Da er aber anfing, ungerisch zu reden und noch lebete, ließ ich ihn liegen und packete einen andern an, welchen ich vor einen Türken hielte, weil er silberbeschlagene Köcher und Pfeil’, silberbeschlagenen Säbel hatte, so ich nahm, und eben nach der Goldbörse suchte.
Da ward ein Zetergeschrei. Ich sahe mich umb. Da war alles voll Türken und Tartern, welche den Plündernden die Köpfe runtersäbelten, sie auch bei den Haaren übers Pferd wurfen; denn die Türken und Tartern sind starke Leute. Es würde mir gleichso gegangen sein, wenn ich nicht gleich alles von mir geschmissen und es aufs Laufen gelegt. Zu meinem Glück ich einen Damm antraf, auf beiden Seiten mit Bruch und Morast, zu welchem ich hinuntersprang und mich nieder, in’n
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Zitationshilfe: | Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/72>, abgerufen am 05.07.2024. |