Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.Einsmals, als ich bei hellem Mondschein zu Hause gehen wollte und bei des Stadtrichters Haus, welcher drei erwachsene und eine Priesters-Tochter vom Lande bei sich hatte, vorbeigehen mußte, lagen diese Nymphen noch im Fenster im Unterstockwerk. Welche, sobald sie mich erkenneten, riefen sie mich an und hielten Gespräch mit mir, welches so lange währete, bis sie mich nötigten, bei ihnen zu kommen. Als sie aber die Thür aufmachen wollten, hatte der sorgfältige Vater die Töchter und Jungfrauen verwahret, und die Thür fest zugeschlossen. Dennoch fanden sie Gelegenheit, mich diese Nacht zu beherbergen, massen sie mir ein Bettuch und Handquehle herunter ließen, welche ich mußte umb den Leib binden. Kurz, sie zogen mich alle vier hinauf zu sich, und ich half auch etwas. Was das vor ein Lachen und Kurzweil gab, ist nicht zu sagen. Bald legte ich mich in dies, bald in jenes Bette; das denn ohne Lachen, Geschrei und Getös nicht zuginge. Welches der alte Herr Stadtrichter gehöret. Daher er mit brennendem Wachsstock und Klimpern der Schlüssel daherkombt. Die Mädgen, in tausend Angst, wissen nichts zu thun, als mich tief bei sich ins Bett zu verbergen. Mir war gleichwohl auch bei der Sache nicht wohl zu Muthe. Und hätte gar leicht aus der Kurzweil was Arges werden können! Nun, der Vater kombt mit dem Hauptschlüssel hereingetreten, suchet umb und fraget: "Was habt ihr denn vor, daß ihr so lärmet, wen habt ihr bei euch?" Die Jungfern Töchter wußten dies mit sonderer Manier anzudrehen, daß der gute Vater wiederum seinen Weg ging. Wer war froher, als ich? Machte mich derhalb auf die Fahrt, wo ich rein kommen war, auch wieder naus zu seglen. Wann ich gleich oftermals der guten Intention war, Einsmals, als ich bei hellem Mondschein zu Hause gehen wollte und bei des Stadtrichters Haus, welcher drei erwachsene und eine Priesters-Tochter vom Lande bei sich hatte, vorbeigehen mußte, lagen diese Nymphen noch im Fenster im Unterstockwerk. Welche, sobald sie mich erkenneten, riefen sie mich an und hielten Gespräch mit mir, welches so lange währete, bis sie mich nötigten, bei ihnen zu kommen. Als sie aber die Thür aufmachen wollten, hatte der sorgfältige Vater die Töchter und Jungfrauen verwahret, und die Thür fest zugeschlossen. Dennoch fanden sie Gelegenheit, mich diese Nacht zu beherbergen, massen sie mir ein Bettuch und Handquehle herunter ließen, welche ich mußte umb den Leib binden. Kurz, sie zogen mich alle vier hinauf zu sich, und ich half auch etwas. Was das vor ein Lachen und Kurzweil gab, ist nicht zu sagen. Bald legte ich mich in dies, bald in jenes Bette; das denn ohne Lachen, Geschrei und Getös nicht zuginge. Welches der alte Herr Stadtrichter gehöret. Daher er mit brennendem Wachsstock und Klimpern der Schlüssel daherkombt. Die Mädgen, in tausend Angst, wissen nichts zu thun, als mich tief bei sich ins Bett zu verbergen. Mir war gleichwohl auch bei der Sache nicht wohl zu Muthe. Und hätte gar leicht aus der Kurzweil was Arges werden können! Nun, der Vater kombt mit dem Hauptschlüssel hereingetreten, suchet umb und fraget: „Was habt ihr denn vor, daß ihr so lärmet, wen habt ihr bei euch?“ Die Jungfern Töchter wußten dies mit sonderer Manier anzudrehen, daß der gute Vater wiederum seinen Weg ging. Wer war froher, als ich? Machte mich derhalb auf die Fahrt, wo ich rein kommen war, auch wieder naus zu seglen. Wann ich gleich oftermals der guten Intention war, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <pb facs="#f0040"/> <p><hi rendition="#in">E</hi>insmals, als ich bei hellem Mondschein zu Hause gehen wollte und bei des Stadtrichters Haus, welcher drei erwachsene und eine Priesters-Tochter vom Lande bei sich hatte, vorbeigehen mußte, lagen diese Nymphen noch im Fenster im Unterstockwerk. Welche, sobald sie mich erkenneten, riefen sie mich an und hielten Gespräch mit mir, welches so lange währete, bis sie mich nötigten, bei ihnen zu kommen. Als sie aber die Thür aufmachen wollten, hatte der sorgfältige Vater die Töchter und Jungfrauen verwahret, und die Thür fest zugeschlossen. Dennoch fanden sie Gelegenheit, mich diese Nacht zu beherbergen, massen sie mir ein Bettuch und Handquehle herunter ließen, welche ich mußte umb den Leib binden. Kurz, sie zogen mich alle vier hinauf zu sich, und ich half auch etwas.</p> <p>Was das vor ein Lachen und Kurzweil gab, ist nicht zu sagen. Bald legte ich mich in dies, bald in jenes Bette; das denn ohne Lachen, Geschrei und Getös nicht zuginge. Welches der alte Herr Stadtrichter gehöret. Daher er mit brennendem Wachsstock und Klimpern der Schlüssel daherkombt. Die Mädgen, in tausend Angst, wissen nichts zu thun, als mich tief bei sich ins Bett zu verbergen. Mir war gleichwohl auch bei der Sache nicht wohl zu Muthe. Und hätte gar leicht aus der Kurzweil was Arges werden können!</p> <p>Nun, der Vater kombt mit dem Hauptschlüssel hereingetreten, suchet umb und fraget: „Was habt ihr denn vor, daß ihr so lärmet, wen habt ihr bei euch?“ Die Jungfern Töchter wußten dies mit sonderer Manier anzudrehen, daß der gute Vater wiederum seinen Weg ging. Wer war froher, als ich?</p> <p>Machte mich derhalb auf die Fahrt, wo ich rein kommen war, auch wieder naus zu seglen.</p> <p>Wann ich gleich oftermals der guten Intention war, </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0040]
Einsmals, als ich bei hellem Mondschein zu Hause gehen wollte und bei des Stadtrichters Haus, welcher drei erwachsene und eine Priesters-Tochter vom Lande bei sich hatte, vorbeigehen mußte, lagen diese Nymphen noch im Fenster im Unterstockwerk. Welche, sobald sie mich erkenneten, riefen sie mich an und hielten Gespräch mit mir, welches so lange währete, bis sie mich nötigten, bei ihnen zu kommen. Als sie aber die Thür aufmachen wollten, hatte der sorgfältige Vater die Töchter und Jungfrauen verwahret, und die Thür fest zugeschlossen. Dennoch fanden sie Gelegenheit, mich diese Nacht zu beherbergen, massen sie mir ein Bettuch und Handquehle herunter ließen, welche ich mußte umb den Leib binden. Kurz, sie zogen mich alle vier hinauf zu sich, und ich half auch etwas.
Was das vor ein Lachen und Kurzweil gab, ist nicht zu sagen. Bald legte ich mich in dies, bald in jenes Bette; das denn ohne Lachen, Geschrei und Getös nicht zuginge. Welches der alte Herr Stadtrichter gehöret. Daher er mit brennendem Wachsstock und Klimpern der Schlüssel daherkombt. Die Mädgen, in tausend Angst, wissen nichts zu thun, als mich tief bei sich ins Bett zu verbergen. Mir war gleichwohl auch bei der Sache nicht wohl zu Muthe. Und hätte gar leicht aus der Kurzweil was Arges werden können!
Nun, der Vater kombt mit dem Hauptschlüssel hereingetreten, suchet umb und fraget: „Was habt ihr denn vor, daß ihr so lärmet, wen habt ihr bei euch?“ Die Jungfern Töchter wußten dies mit sonderer Manier anzudrehen, daß der gute Vater wiederum seinen Weg ging. Wer war froher, als ich?
Machte mich derhalb auf die Fahrt, wo ich rein kommen war, auch wieder naus zu seglen.
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Zitationshilfe: | Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/40>, abgerufen am 25.07.2024. |