Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.über den andern geschickt, weil sie alle ihre gewisse Stunden hatten. Darum der Herr sehr auf mich zornig war und fluchte. Als ich ihm aber klagte, wie mir es gegangen, bekam ich statt Mitleiden Strafwort: ob ich nicht darum Brücken und Stege hätte, warum mich dieser und jener über das Eis geführet? Summa: da war schlechter Trost; ich es nur auf Bitten und gute Wort legen mußte. Kaum hatte ich vierzehen Tagen das Meine treulich verricht, so bekam ich aus diesem Schrecken und Alteration das hitzige Fieber, und so heftig, daß ich auch gleich die erstere Nacht anfangen zu rasen, und das so fort. Da hat mir die Frau, sonderlich ihre alte, ehrliche Altmärkerin, die Mutter, (welcher ich auch nachgehends die Augen noch zugedrücket bei ihrem schweren, doch seeligen Ende) viel Gutes gethan, daß sie fleißig nach mir gesehen, einen Doktor gehalten und Suppen gemacht. Bei dieser wohlseeligen Frau habe ich oftmals meine Gedanken und Vernunft zusammengefaßt und nicht begreifen mögen, warum die sonst fromme, gottesfürchtige und ehrliebende Matrone so ein gar schwer Ende genommen, indem solche ganzer acht Tage mit ach und wehe, ja gar an ihrer Seeligkeit zweifelnde, so schwer gestorben, doch endlich mit reichem Trost, kurz vor ihrem Ende beschüttet. - Wie gleichfalls dem seeligen Herrn Magister Nicolai bei hiesiger Moritz-Kirche in meiner Gegenwart auch wiederfahren. Allein, Vernunft schweige und stehe still! Denn, HErr, wie gar unbegreiflich seind Deine Wege und unerforschlich Deine Gericht. Ist dieser Zeit Leiden nicht wert der Herrlichkeit? Und müssen wir durch viel Trübsal ins Reich GOttes eingehen, ei, so ist's der Mühe wert, daß wir hie noch eine kleine Zeit leiden, die Liverei des HErrn über den andern geschickt, weil sie alle ihre gewisse Stunden hatten. Darum der Herr sehr auf mich zornig war und fluchte. Als ich ihm aber klagte, wie mir es gegangen, bekam ich statt Mitleiden Strafwort: ob ich nicht darum Brücken und Stege hätte, warum mich dieser und jener über das Eis geführet? Summa: da war schlechter Trost; ich es nur auf Bitten und gute Wort legen mußte. Kaum hatte ich vierzehen Tagen das Meine treulich verricht, so bekam ich aus diesem Schrecken und Alteration das hitzige Fieber, und so heftig, daß ich auch gleich die erstere Nacht anfangen zu rasen, und das so fort. Da hat mir die Frau, sonderlich ihre alte, ehrliche Altmärkerin, die Mutter, (welcher ich auch nachgehends die Augen noch zugedrücket bei ihrem schweren, doch seeligen Ende) viel Gutes gethan, daß sie fleißig nach mir gesehen, einen Doktor gehalten und Suppen gemacht. Bei dieser wohlseeligen Frau habe ich oftmals meine Gedanken und Vernunft zusammengefaßt und nicht begreifen mögen, warum die sonst fromme, gottesfürchtige und ehrliebende Matrone so ein gar schwer Ende genommen, indem solche ganzer acht Tage mit ach und wehe, ja gar an ihrer Seeligkeit zweifelnde, so schwer gestorben, doch endlich mit reichem Trost, kurz vor ihrem Ende beschüttet. – Wie gleichfalls dem seeligen Herrn Magister Nicolai bei hiesiger Moritz-Kirche in meiner Gegenwart auch wiederfahren. Allein, Vernunft schweige und stehe still! Denn, HErr, wie gar unbegreiflich seind Deine Wege und unerforschlich Deine Gericht. Ist dieser Zeit Leiden nicht wert der Herrlichkeit? 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über den andern geschickt, weil sie alle ihre gewisse Stunden hatten.
Darum der Herr sehr auf mich zornig war und fluchte. Als ich ihm aber klagte, wie mir es gegangen, bekam ich statt Mitleiden Strafwort: ob ich nicht darum Brücken und Stege hätte, warum mich dieser und jener über das Eis geführet? Summa: da war schlechter Trost; ich es nur auf Bitten und gute Wort legen mußte.
Kaum hatte ich vierzehen Tagen das Meine treulich verricht, so bekam ich aus diesem Schrecken und Alteration das hitzige Fieber, und so heftig, daß ich auch gleich die erstere Nacht anfangen zu rasen, und das so fort. Da hat mir die Frau, sonderlich ihre alte, ehrliche Altmärkerin, die Mutter, (welcher ich auch nachgehends die Augen noch zugedrücket bei ihrem schweren, doch seeligen Ende) viel Gutes gethan, daß sie fleißig nach mir gesehen, einen Doktor gehalten und Suppen gemacht.
Bei dieser wohlseeligen Frau habe ich oftmals meine Gedanken und Vernunft zusammengefaßt und nicht begreifen mögen, warum die sonst fromme, gottesfürchtige und ehrliebende Matrone so ein gar schwer Ende genommen, indem solche ganzer acht Tage mit ach und wehe, ja gar an ihrer Seeligkeit zweifelnde, so schwer gestorben, doch endlich mit reichem Trost, kurz vor ihrem Ende beschüttet. – Wie gleichfalls dem seeligen Herrn Magister Nicolai bei hiesiger Moritz-Kirche in meiner Gegenwart auch wiederfahren.
Allein, Vernunft schweige und stehe still! Denn, HErr, wie gar unbegreiflich seind Deine Wege und unerforschlich Deine Gericht. Ist dieser Zeit Leiden nicht wert der Herrlichkeit? Und müssen wir durch viel Trübsal ins Reich GOttes eingehen, ei, so ist’s der Mühe wert, daß wir hie noch eine kleine Zeit leiden, die Liverei des HErrn
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Zitationshilfe: | Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/37>, abgerufen am 25.07.2024. |