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Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.

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Ich bekam zwar eine Rekommendation nach Eisenberg, wollte aber, weil es ein kleiner Ort und nicht viel Verdienst, solches nicht annehmen, sondern dingete mich auf eine Kutsche auf Berlin. Da denn die Mutter weinete und öfters sagete: "Du lieber Sohn, wie wird dir's nun gehen, du reisest dahin und kennest niemand nicht." - Da ich sie denn getröstet: "Ja, Mutter, der GOtt, der so viel tausend Menschen in der Frembde erhält, wird vor mich auch sorgen." - Der Vater solches hörende, sagte: "wann du den Glauben hast, so reise mit Frieden."

Von meiner Reise

Des andern Tages, umb elf Uhr, so zog ich in GOttes Namen aus, und ging der Vater mit mir bis in die Hausthüre mit diesem Spruch: "Dein lebelang habe GOtt vor Augen und im Herzen und hüte dich, daß du in keine Sünde willigest noch wider GOttes Gebot thust, so wird dir's wohl gehen." - Die seelige Mutter und Schwestern aber gingen mit mir bis an'n "Grünen Hof". Unter vielem Weinen nahmen sie auch Abschied und gingen nach Haus, ich aber in die weite Welt.

Aber, ach leider, wir waren kaum den halben Weg, so war meines Vaters Vermahnung vergessen und wär durch ein böses Weibesstück, das mit auf der Kutsche war, verführet worden! Wir kamen in ein Wirtshaus mitten im Walde, der Schmerberg genannt, des Nachtes zu bleiben. Da war weder zu beißen, noch zu brocken; kein Brot, sauer Bier, kein Stroh; daß wir also bei den Pferden auf'm Miste liegen mußten. Und da legte sich dieses freche Weibesbild zu mir mit vielen Karessen; ohne Zweifel, mich umb das bischen Geld zu bringen, so ich bei mir hatte; welches auch gewiß geschehen, wann ich meine Ficken nicht so wohl aus Vorsorge verwahret; wie sie denn

Ich bekam zwar eine Rekommendation nach Eisenberg, wollte aber, weil es ein kleiner Ort und nicht viel Verdienst, solches nicht annehmen, sondern dingete mich auf eine Kutsche auf Berlin. Da denn die Mutter weinete und öfters sagete: „Du lieber Sohn, wie wird dir’s nun gehen, du reisest dahin und kennest niemand nicht.“ – Da ich sie denn getröstet: „Ja, Mutter, der GOtt, der so viel tausend Menschen in der Frembde erhält, wird vor mich auch sorgen.“ – Der Vater solches hörende, sagte: „wann du den Glauben hast, so reise mit Frieden.“

Von meiner Reise

Des andern Tages, umb elf Uhr, so zog ich in GOttes Namen aus, und ging der Vater mit mir bis in die Hausthüre mit diesem Spruch: „Dein lebelang habe GOtt vor Augen und im Herzen und hüte dich, daß du in keine Sünde willigest noch wider GOttes Gebot thust, so wird dir’s wohl gehen.“ – Die seelige Mutter und Schwestern aber gingen mit mir bis an’n „Grünen Hof“. Unter vielem Weinen nahmen sie auch Abschied und gingen nach Haus, ich aber in die weite Welt.

Aber, ach leider, wir waren kaum den halben Weg, so war meines Vaters Vermahnung vergessen und wär durch ein böses Weibesstück, das mit auf der Kutsche war, verführet worden! Wir kamen in ein Wirtshaus mitten im Walde, der Schmerberg genannt, des Nachtes zu bleiben. Da war weder zu beißen, noch zu brocken; kein Brot, sauer Bier, kein Stroh; daß wir also bei den Pferden auf’m Miste liegen mußten. Und da legte sich dieses freche Weibesbild zu mir mit vielen Karessen; ohne Zweifel, mich umb das bischen Geld zu bringen, so ich bei mir hatte; welches auch gewiß geschehen, wann ich meine Ficken nicht so wohl aus Vorsorge verwahret; wie sie denn

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Zitationshilfe: Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/32>, abgerufen am 22.12.2024.