Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.in Brand gesteckt; den Garten verwüst und die Bäume mit Urin, ja damit den Boden und Stube überschwembt; salvo honore vor meine Stuben hofieret, vor und in die Küche, vor den Ofen, da ich ihnen habe einheitzen und darein knieen müssen; Spiegel und Ofen zersprengt; Schüssel und Topf entzweigeschlagen, zum Fenster nausgeworfen; aus meiner Küche mit Gewalt andere genommen, und was ihnen angestanden von kupfernen und irdenen Tiegeln und Töpfen und Feuerzeug; die Betten des Morgens lassen aus dem Hause tragen, Federn ausrappen etc. Trotz, daß ich ein Wort sagen dürfen, gleich mit dem Pallasch überloffen! Sechsundzwanzig Hühner und Truthühner sind mir in einer Nacht gestohlen, die Köpfe in'n Garten geschmissen; wie ich hernach erfahren: Kindtauf dabei gemacht! Einen Monat habe ich ihnen Holz, Öl, Salz, Essig, Pfeffer, Schwefel etc. in großer Menge geben müssen. Davon haben sie so viel Vorrat gesammlet, daß sie den andern Monat gnug gehabt. Da haben sie Geld vor Servis zwanzig Groschen und mehr des Monats erpreßt, wann ich Friede und Ruhe haben wollen. Sind nicht zufrieden gewesen mit guten Bette und Kammer; sondern habe sie in meine Wohnstube einlegen müssen. Da haben sie ihre gewaschene Hosen und Stipulet etc. zum Fenster ausgehangen und, salvo honore, zur Dankbarkeit, wann ich ihnen bei Gelegenheit der Meisterstück der Barbier Wein, Bier und Braten gab, mitten in die Stube hofieret und die Fenster eingeschlagen; wie der Unteroffizier Wangenheim mir gethan. Aber auch nun sein'n Lohn bekommen! Wie es insgemein von GOtt gestraft wird. Sonst ist und hilft kein Klagen und will niemand helfen. in Brand gesteckt; den Garten verwüst und die Bäume mit Urin, ja damit den Boden und Stube überschwembt; salvo honore vor meine Stuben hofieret, vor und in die Küche, vor den Ofen, da ich ihnen habe einheitzen und darein knieen müssen; Spiegel und Ofen zersprengt; Schüssel und Topf entzweigeschlagen, zum Fenster nausgeworfen; aus meiner Küche mit Gewalt andere genommen, und was ihnen angestanden von kupfernen und irdenen Tiegeln und Töpfen und Feuerzeug; die Betten des Morgens lassen aus dem Hause tragen, Federn ausrappen etc. Trotz, daß ich ein Wort sagen dürfen, gleich mit dem Pallasch überloffen! Sechsundzwanzig Hühner und Truthühner sind mir in einer Nacht gestohlen, die Köpfe in’n Garten geschmissen; wie ich hernach erfahren: Kindtauf dabei gemacht! Einen Monat habe ich ihnen Holz, Öl, Salz, Essig, Pfeffer, Schwefel etc. in großer Menge geben müssen. Davon haben sie so viel Vorrat gesammlet, daß sie den andern Monat gnug gehabt. Da haben sie Geld vor Servis zwanzig Groschen und mehr des Monats erpreßt, wann ich Friede und Ruhe haben wollen. Sind nicht zufrieden gewesen mit guten Bette und Kammer; sondern habe sie in meine Wohnstube einlegen müssen. Da haben sie ihre gewaschene Hosen und Stipulet etc. zum Fenster ausgehangen und, salvo honore, zur Dankbarkeit, wann ich ihnen bei Gelegenheit der Meisterstück der Barbier Wein, Bier und Braten gab, mitten in die Stube hofieret und die Fenster eingeschlagen; wie der Unteroffizier Wangenheim mir gethan. Aber auch nun sein’n Lohn bekommen! Wie es insgemein von GOtt gestraft wird. Sonst ist und hilft kein Klagen und will niemand helfen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0273"/> in Brand gesteckt; den Garten verwüst und die Bäume mit Urin, ja damit den Boden und Stube überschwembt; <hi rendition="#aq">salvo honore</hi> vor meine Stuben hofieret, vor und in die Küche, vor den Ofen, da ich ihnen habe einheitzen und darein knieen müssen; Spiegel und Ofen zersprengt; Schüssel und Topf entzweigeschlagen, zum Fenster nausgeworfen; aus meiner Küche mit Gewalt andere genommen, und was ihnen angestanden von kupfernen und irdenen Tiegeln und Töpfen und Feuerzeug; die Betten des Morgens lassen aus dem Hause tragen, Federn ausrappen etc. Trotz, daß ich ein Wort sagen dürfen, gleich mit dem Pallasch überloffen!</p> <p>Sechsundzwanzig Hühner und Truthühner sind mir in einer Nacht gestohlen, die Köpfe in’n Garten geschmissen; wie ich hernach erfahren: Kindtauf dabei gemacht!</p> <p>Einen Monat habe ich ihnen Holz, Öl, Salz, Essig, Pfeffer, Schwefel etc. in großer Menge geben müssen. Davon haben sie so viel Vorrat gesammlet, daß sie den andern Monat gnug gehabt. Da haben sie Geld vor Servis zwanzig Groschen und mehr des Monats erpreßt, wann ich Friede und Ruhe haben wollen.</p> <p>Sind nicht zufrieden gewesen mit guten Bette und Kammer; sondern habe sie in meine Wohnstube einlegen müssen. Da haben sie ihre gewaschene Hosen und Stipulet etc. zum Fenster ausgehangen und, <hi rendition="#aq">salvo honore</hi>, zur Dankbarkeit, wann ich ihnen bei Gelegenheit der Meisterstück der Barbier Wein, Bier und Braten gab, mitten in die Stube hofieret und die Fenster eingeschlagen; wie der Unteroffizier Wangenheim mir gethan. Aber auch nun sein’n Lohn bekommen! Wie es insgemein von GOtt gestraft wird. Sonst ist und hilft kein Klagen und will niemand helfen.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0273]
in Brand gesteckt; den Garten verwüst und die Bäume mit Urin, ja damit den Boden und Stube überschwembt; salvo honore vor meine Stuben hofieret, vor und in die Küche, vor den Ofen, da ich ihnen habe einheitzen und darein knieen müssen; Spiegel und Ofen zersprengt; Schüssel und Topf entzweigeschlagen, zum Fenster nausgeworfen; aus meiner Küche mit Gewalt andere genommen, und was ihnen angestanden von kupfernen und irdenen Tiegeln und Töpfen und Feuerzeug; die Betten des Morgens lassen aus dem Hause tragen, Federn ausrappen etc. Trotz, daß ich ein Wort sagen dürfen, gleich mit dem Pallasch überloffen!
Sechsundzwanzig Hühner und Truthühner sind mir in einer Nacht gestohlen, die Köpfe in’n Garten geschmissen; wie ich hernach erfahren: Kindtauf dabei gemacht!
Einen Monat habe ich ihnen Holz, Öl, Salz, Essig, Pfeffer, Schwefel etc. in großer Menge geben müssen. Davon haben sie so viel Vorrat gesammlet, daß sie den andern Monat gnug gehabt. Da haben sie Geld vor Servis zwanzig Groschen und mehr des Monats erpreßt, wann ich Friede und Ruhe haben wollen.
Sind nicht zufrieden gewesen mit guten Bette und Kammer; sondern habe sie in meine Wohnstube einlegen müssen. Da haben sie ihre gewaschene Hosen und Stipulet etc. zum Fenster ausgehangen und, salvo honore, zur Dankbarkeit, wann ich ihnen bei Gelegenheit der Meisterstück der Barbier Wein, Bier und Braten gab, mitten in die Stube hofieret und die Fenster eingeschlagen; wie der Unteroffizier Wangenheim mir gethan. Aber auch nun sein’n Lohn bekommen! Wie es insgemein von GOtt gestraft wird. Sonst ist und hilft kein Klagen und will niemand helfen.
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Zitationshilfe: | Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/273>, abgerufen am 16.02.2025. |